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Motivbasierte Passung von Sportprogrammen

Explizite Motive und Ziele als Moderatoren von Befindlichkeitsveränderungen durch sportliche Aktivität

Motive-based tailoring of sports programmes

Explicit motives and goals as moderators of mood changes through sports activities

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Zusammenfassung

Für das Phänomen einer Steigerung des aktuellen Wohlbefindens durch Sportaktivitäten resümieren Sekundäranalysen, dass Verbesserungen kaum generalisierbar sind, sondern personale und situative Einflussfaktoren zur Präzisierung der Effekte herangezogen werden müssen. Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit explizite Motive und Ziele von Menschen im mittleren Erwachsenenalter als Moderatoren von Befindlichkeitsveränderungen auftreten. In einem Quasi-Experiment wurden fünf Sportprogramme über drei Monate realisiert. Die Programme wurden auf „motivbasierte Sporttypen“ (Sudeck, Lehnert & Conzelmann, 2011) abgestimmt, die Personengruppen mit ähnlichen Motiv- und Zielprofilen charakterisieren. Es nahmen 133 Personen entweder an einem auf ihr Motiv- und Zielprofil maßgeschneiderten oder einem nicht maßgeschneiderten Sportprogramm teil. Der Einfluss dieser motivbasierten Passung wurde anhand der Befindlichkeitsdimensionen Valenz, Ruhe und positive Aktivierung während und nach Sporteinheiten mit Handheld-PCs ermittelt. Die Ergebnisse deuten auf moderierende Einflüsse von expliziten Motiven und Zielen hin. Diese Moderation war nicht genereller Natur, sondern zeigte sich in Abhängigkeit der spezifischen Ziele und Inhalte der Sportprogramme sowie individueller erholungsbezogener Ziele. Die Ergebnisse legen eine systematischere Berücksichtigung der Vielfalt subjektiver Beweggründe bei der Gestaltung von Freizeit- und Gesundheitssportprogrammen nahe.

Abstract

Regarding the phenomenon of mood improvements through physical exercise, secondary analyses indicate that improvements can hardly be generalised. Rather, personal and situational factors need to be taken into consideration in order to define the effects in a more precise manner. This contribution investigates to what extent explicit motives and goals of individuals in middle adulthood can be considered as personal moderators of mood changes. Five exercise programmes were developed in a quasi-experimental design and were conducted over a 3-month intervention period. These programmes were based on the “motive-based types of sportsperson” (Sudeck, Lehnert & Conzelmann, 2011), which define groups of individuals with similar motive and goal profiles. One hundred and thirty-three individuals participated in either a programme tailor-made to their motive and goal profile or in a non-tailored programme. The influence of this motive-based tailoring was investigated based on the mood dimensions of valence, calmness and positive activation using handheld PCs during and after exercise sessions. Results indicate a moderating influence of explicit motives and goals. This moderation was however not a general one but rather depended on the exercise programmes’ specific goals and content as well as on individuals’ goals regarding recreation. These findings point towards a systematic consideration of explicit motives and goals in the planning of health and leisure sport programmes.

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Abb. 2
Abb. 3

Notes

  1. Dieses Forschungsprojekt wurde finanziell gefördert durch die Eidgenössische Sportkommission (ESK) im Rahmen des Forschungskonzepts Sport und Bewegung 2008–2011.

  2. In der Untersuchungsplanung wurde eine zufällige Zuordnung der Probanden zu den Untersuchungsbedingungen „Tailored“ und „Not Tailored“ ins Kalkül gezogen. Die Feldbedingungen ließen aber antizipieren, dass für die Rekrutierung von Probanden bereits intensive Werbemaßnahmen erforderlich sein würden, die die Aussicht auf ein passend entwickeltes Programm kommunizierten. Die alleinige Ankündigung von neuen Sportprogrammen im Rahmen eines Forschungsprojekts bei einem gleichzeitig bereits bestehenden Universitätssport-Programm für Universitätsangestellte ließ keine substanzielle Stichprobengröße für eine spätere Differenzierung von Subgruppen erwarten.

  3. In der Konsequenz wurden die späteren varianzanalytischen Prüfungen des moderierenden Einflusses von Motiven und Zielen sowohl mit als auch ohne die Kovariate Geschlecht berechnet. Die Ergebnisse und statistischen Entscheidungen blieben jedoch von dem Einbezug der Kovariate unbeeinflusst, so dass vom Geschlecht keine störenden Einflüsse für die Ergebnisinterpretation ausgingen. Im Ergebnisteil werden daher die Analysen ohne Kovariate dargestellt.

  4. Die Handheld-Befragungen wurden in der ersten Interventionsphase erst in der zweiten Programmhälfte durchgeführt, damit die Eingriffe in das Sportprogramm durch die mehrfachen Befragungen nicht frühzeitig als Belastung empfunden wurden und die Programmteilnahme aus diesem Grund weniger attraktiv erschien. In der zweiten Interventionsphase wurden die Befragungen bereits in der ersten Programmhälfte begonnen, um die Belastungen der Teilnehmenden durch die Datenerhebungen innerhalb der Sporteinheiten möglichst weit über die Interventionsphase zu verteilen.

  5. Zäme zwäg ist ein schweizerdeutscher Ausdruck, der mit gemeinsam fit übersetzt werden kann.

  6. Aus Tab. 1 geht hervor, dass an zwei Stellen weitere Merkmale zur Segmentierung herangezogen wurden. Erstens wurde das Geschlecht für die Bildung von Teilgruppen der zweckfrei Sportbegeisterten verwendet, wobei für die männlichen Sportbegeisterten die Informationen über die Sportaktivitäten im Lebensverlauf zu einer Empfehlung des Programms SPORT Varia und für die weiblichen Sportbegeisterten zur Empfehlung des Programms Body & (E)Motion führte. Zweitens wurde das Ausmaß aktueller Sportaktivitäten für eine Differenzierung der Aktiv-Erholer/innen genutzt. Während für die wenig aktiven Aktiv-Erholer/innen das Programm Aktiv & Erholt konzipiert wurde, wurde den bereits aktiven Aktiv-Erholer(inne)n das Programm SPORT Varia als Ergänzung zu ihrem meist umfangreichen Ausdaueraktivitäten empfohlen.

  7. Aufgrund zu geringer Zellbesetzungen wurde auf die angezeigte statistische Analyse der dreifachen Interaktion Tailoring (2) × Sportprogramm (5) × Zeit (4) verzichtet.

  8. Innerhalb des Programms Zäme zwäg wurde auf separate Analysen für die Personengruppe verzichtet, denen das Programm nicht empfohlen wurde, da nur 3 Personen hätten einbezogen werden können.

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Sudeck, G., Conzelmann, A. Motivbasierte Passung von Sportprogrammen. Sportwiss 41, 175–189 (2011). https://doi.org/10.1007/s12662-011-0194-8

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