Liebe Leser des Journals für Ästhetische Chirurgie,

liebe Mitglieder der Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie Deutschland e. V. (GÄCD),

das vorliegende Heft hat den Schwerpunkt „Mammachirurgie“.

Die Mammachirurgie ist eine sich seit Jahrhunderten entwickelnde Disziplin, die jedoch in den letzten 100 Jahren einen massiven Evolutionssprung, ja einen Quantensprung vollzogen hat. In den Jahrhunderten zuvor war kaum ein Fortschritt zu beobachten; die Operationsmethoden waren sehr limitiert und hatten sich seit dem Mittelalter kaum fortentwickelt. Ein gutes, natürliches und ästhetisches Ergebnis war oft nicht erzielbar.

Die Mammachirurgie hat in den letzten 100 Jahren einen Quantensprung vollzogen

Seit jeher steht die weibliche Brust als Sinnbild und Synonym für die weibliche Identität, für Attraktivität und auch für Mütterlichkeit. Für die Frau ist die Brust deshalb ein wichtiges Attribut ihres Körpers sowie ein fester und unabdingbarer Bestandteil ihrer weiblichen Identität. Schwangerschaft, hormonelle Einflüsse und der natürliche Alterungsprozess verändern oftmals nicht nur das Erscheinungsbild der Brust, sondern führen auch zu einer Veränderung des seelischen Eigenempfindens, des Eigenbilds und der Selbstwahrnehmung insgesamt. Auch Erkrankungen, die die Brust betreffen, wie etwa Brustkrebs, können zu einer Veränderung der Brustform bis hin zum totalen Verlust der Brust führen.

Die moderne Mammachirurgie mit ihren Methoden und Möglichkeiten greift hier ein. Sowohl rein individuell empfundene ästhetische Defizite als auch Normabweichungen, die Krankheitswert haben, wie etwa die Makromastie oder die tubuläre Brust, können ebenso ästhetisch korrigiert werden, wie Beeinträchtigungen der Ästhetik durch Eingriffe infolge von Mammakarzinomen verhindert werden können.

Die von Herrn Dr. Rezai vorgestellte modifizierte inferiore Technik in Kombination mit verschiedenen Narbenformen ist als universelle Technik sowohl im ästhetischen als auch im kurativen Bereich der Mammachirurgie anzusiedeln: zum einen in Form der ästhetischen Reduktionsplastik, zum anderen in Form der tumoradaptierten Reduktionsplastik. Diese Technik führt zu einer optimierten Ästhetik, indem die Form einer mit anatomischem Implantat augmentierten Brust simuliert wird.

Ebenso universell ist die Einsetzbarkeit der autologen Fetttransplantation zu beurteilen, wie Frau Dr. Rezek in ihrem Beitrag herausstellt. Hierbei handelt es sich um eine operative Prozedur, der sowohl in der ästhetischen als auch in der rekonstruktiven Brustheilkunde hoher Stellenwert zugeschrieben werden kann. Ziel ist es, Oberflächenstruktur, Volumen und Form der Zielregion zu verbessern. Die Technik kann eingesetzt werden, um angeborene oder erworbene Defekte zu decken. Beispielsweise kann eine leichte Augmentation herbeigeführt oder, bei Patientinnen nach Mastektomie, der Weichteilmantel mit dieser Methode verstärkt werden.

Der Augmentation widmet sich Herr Dr. Kuner in seiner Arbeit. Er stellt die besondere Notwendigkeit der umfassenden Aufklärung und Schulung des Patienten sowie der gemeinsamen, auch an der Gewebesituation sich orientierenden, präoperativen Planung heraus. Nur die dezidierte Vorbereitung, in Kombination mit einer klar definierten operativen Vorgehensweise und einer strukturierten postoperativen Nachsorge, führt zu einem langfristig sehr guten kosmetischen Ergebnis.

Das erstmalig von Hartrampf publizierte Verfahren des später so genannten gestielten TRAM führt Herr Dr. Brunnert in seiner Publikation einer kritischen Prüfung, im Vergleich zu den mittlerweile neu entwickelten Techniken, zu und erörtert den Stellenwert dieser Technik im Gefüge der vielfältigen Möglichkeiten zur Brustrekonstruktion.

Herzlichst,

Ihr

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Dr. M. Rezai