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Die Relevanz des lebenslangen Lernens für das berufliche Handeln pädagogisch Tätiger

Ergebnisse aus einer komparativ angelegten Studie zur pädagogischen Berufsgruppenforschung

The relevance of lifelong learning for the professional activities of educationalists – Results from a comparative study on educational professional groups

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Zusammenfassung

Im Kontext der bildungspolitischen Direktive zur Förderung des lebenslangen Lernens im nationalen Erziehungs- und Bildungssystem kommt vor allem pädagogisch Erwerbstätigen eine wichtige Rolle zu, da sie es sind, die durch die Auswahl und Bereitstellung geeigneter Lernarrangements ihre Klientele bei der Umsetzung des lebenslangen Lernens unterstützen können.

Der Artikel verfolgt das Ziel, anhand eines Vergleichs von vier pädagogisch tätigen Berufsgruppen die Relevanz des Konstrukts lebenslanges Lernen für ihr jeweiliges berufliches Handeln zu identifizieren. Aus dieser Sicht einer komparativ angelegten pädagogischen Berufsgruppenforschung werden berufliche Selbstbeschreibungen der Pädagoginnen und Pädagogen auf spezifische Argumentationen hin untersucht, die zur Geltung kommen, wenn das Thema lebenslanges Lernen angesprochen wird. Dabei werden die Orientierungskraft und die Sinnquellen des lebenslangen Lernens sowie die Modi der Bezugnahme auf dieses Konstrukt näher beleuchtet.

Abstract

In the context of the education policy directive for the support of lifelong learning within the national educational system, educational professionals play a particularly important role as they are the ones that, by choosing and providing appropriate learning arrangements, can assist their clientele in realizing lifelong learning.

The article, by comparing four educational professional groups, aims at identifying the relevance of the construction of lifelong learning for their respective professional activities. From this perspective of comparative research on educational professional groups, professional self-descriptions of the educationalists are analyzed to identify specific argumentations that become relevant if the issue of lifelong learning is addressed. In the process, the orientational strength and the sources of meaning of lifelong learning, and the modes of relating to this construct are addressed in more detail.

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Notes

  1. Hierzu zählen ErzieherInnen, LehrerInnen jeglicher Schulform, MitarbeiterInnen der außerschulischen Jugendbildung, Lehrende des Tertiärbereichs sowie MitarbeiterInnen in der Weiterbildung.

  2. Dazu wird auf die Überlegungen von Nittel (2002) zurückgegriffen, der vier zentrale Merkmale beruflicher Selbstbeschreibungen unterscheidet: (1) Die Präsenz von berufsbiographischen Motivzusammenhängen äußert sich in argumentativen Aktivitäten, welche die Einmündung der betreffenden Personen in das Berufsfeld begründen; (2) das Auftreten berufsgruppenspezifischer Metaphern zur vereinfachten Darstellung von komplexen Arbeitsabläufen; (3) die Thematisierung beruflicher Erfolge anhand detaillierter Fallbeschreibungen; (4) die Darlegung von Handlungsmaximen oder Grundhaltungen als essentielle, normativ geprägte Bestandteile beruflichen Handelns (vgl. Nittel 2002).

  3. Unter der Projektleitung von Prof. Dr. Dieter Nittel, Prof. Dr. Rudolf Tippelt und Dr. Julia Schütz wurden die empirischen Daten mittels zweier methodischer Zugänge (schriftliche Einstellungs- und Interessenserhebung sowie Gruppendiskussionsverfahren) erhoben.

  4. Zu den Kommunikationsschemata der Sachverhaltsdarstellung gehören das Erzählen, das Beschreiben und das Argumentieren (vgl. Kallmeyer und Schütze 1977).

  5. In seinem Werk „Rhetorik“ setzt sich Aristoteles mit Aktivitäten des Argumentierens wie dem Behaupten, Begründen, Beweisen und Bestreiten auseinander (vgl. Aristoteles 1999).

  6. Siehe hierzu: Dellori (2013). Entwicklung und Aushandlung bildungsbereichsübergreifender Konzepte zur Institutionalisierung lebenslangen Lernens. Dissertation.

  7. Zu den Zugzwängen des Begründens gehören: Zugzwang des Abstrahierens und Subsumierens, des Differenzierens und Respezifizierens, des Berücksichtigens und Abwägens, des Explizierens, des Konsistenz-Zeigens und des Konsequenzziehens (vgl. Schütze 1978).

  8. Als mögliche Analysekategorien können z. B. genannt werden: das „Argument aus der Autorität“ (Bayer 2007, S. 225), das „konditionale Argument“ (Bayer 2007, S. 231) oder das „kausale Argument“ (Bayer 2007, S. 231).

  9. Die übliche Analyse eines kompletten Subsegments ist an dieser Stelle weder aus Platzgründen möglich noch zur Veranschaulichung des Auswertungsprinzips nötig. Stattdessen dient dieser kurze Ausschnitt der Verdeutlichung der konkreten Vorgehensweise.

  10. Als Sinnquellen werden aus einer phänomenologische Sichtweise (vgl. Berger und Luckmann 2010) die objektivierten Entstehungskontexte eines spezifischen Wissenselements aus dem subjektiven bzw. kollektiven Wissensvorrat bezeichnet.

  11. Hier sind bspw. die Publikationen von Faure et al. (1972, 1973) oder der Europäischen Kommission (2000) zu nennen.

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Dellori, C., Wahl, J. Die Relevanz des lebenslangen Lernens für das berufliche Handeln pädagogisch Tätiger. Soz Passagen 4, 217–230 (2012). https://doi.org/10.1007/s12592-012-0112-4

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