wir werden immer älter! Das ist grundsätzlich eine positive Nachricht, auch wenn aus der steigenden durchschnittlichen Lebenserwartung keine Garantie für das individuelle Erreichen eines hohen Alters abgeleitet werden kann. Allerdings stellt sich in diesem Zusammenhang rasch die Frage nach der qualitativen Ausprägung eines langen Lebens: Wird man in einer späten Lebensphase noch weitgehend selbstständig für sich sorgen können oder benötigt man Unterstützung? Wie könnte diese aussehen, und vor allem: kann man sie bezahlen, wenn es keine Familienangehörigen gibt, die sich dafür anbieten? Sicher, es gibt die Pflegeversicherung, die in diesen Tagen 20 Jahre alt geworden ist, aber bekommt man damit auch alle Leistungen, die man braucht?

Solche und ähnliche Gedanken gingen mir vor allem durch den Kopf, als ich mich mit den Beiträgen für den Schwerpunkt „Care“ dieser Ausgabe beschäftigte. Die Pflege im Alter ist natürlich nur ein „Care“-Aspekt, aber ein sehr bedeutender, wie ich inzwischen immer öfter im privaten Umfeld sehe. Oft brauchen ältere Menschen umfangreiche Hilfe und greifen dann auch zu teils fragwürdigen Lösungen: den kostengünstigen, aber bestenfalls halblegalen 24-Stunden-Einsatz einer ausländischen Pflegekraft etwa, der deren Herkunftsländern zu schaffen macht. So werden Missstände schließlich nur verlagert; andererseits bekommen Menschen dadurch Arbeit, Einkommen und Entwicklungschancen, die sie ansonsten nicht hätten. In „Praxis aktuell“ lesen Sie mehr zu dieser und anderen Facetten der Care-Debatte und ihren Bezügen zur Sozialen Arbeit.

Im „Durchblick“ geht es dieses Mal um die Frühen Hilfen und die damit verbundene Netzwerkarbeit: was leistet Vernetzung in den Frühen Hilfen und welche Voraussetzungen müssen beachtet werden? Können die Koordinatoren die unterschiedlichen Akteure in den Netzwerken sinnvoll einbinden und steuern? Und: welche Risiken bergen präventive Ansätze für die fachliche Arbeit? Zumindest nach Ansicht von Pascal Bastian (S. 56 f.) beinhalten die Frühen Hilfen „paradoxale Handlungsanweisungen“.

Eine paradoxarme Lektüre und alles Gute für 2015 wünscht