Kindesmisshandlung – eine Übersicht aus rechtsmedizinischer Sicht

Zusammenfassung

Die rechtsmedizinische Beurteilung in Fällen von Kindesmisshandlung und -missbrauch findet eine zunehmende Verbreitung. Kern der Beurteilung ist dabei häufig eine Plausibilitätsprüfung: Sind die Angaben aus der Vorschichte mit dem festgestellten Verletzungsbild zu vereinbaren? Ein weiterer Aspekt ist der Hinweis auf zu klärende Differenzialdiagnosen (z. B. Hauterkrankungen oder angeborene Erkrankungen des Knochenstoffwechsels). Bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch ist in besonderem Maß eine professionelle Herangehensweise geboten. Diese reicht von der angemessenen Durchführung der Untersuchung bis zur verantwortlichen Beurteilung von Befunden. Fehlerhafte Diagnosen (falsch-positiv oder falsch-negativ) können bei allen Verdachtsfällen dramatische Auswirkungen für die Eltern und ihre Kinder haben. Daher ist eine gute Zusammenarbeit mit allen beteiligten Fachdisziplinen innerhalb und außerhalb der Medizin im Sinne der Kinder geboten.

Abstract

Medicolegal criteria have increasingly become the focus of attention in the assessment of child abuse cases. The principle of assessment is often to prove the plausibility of whether, for instance, the ascertained injuries are in accordance with the reported background information. A further aspect is to aid in clarifying differential diagnoses (e.g. skin diseases or congenital metabolic bone diseases). In cases of suspected sexual abuse a professional strategy is required with a suitable examination process and appropriate scrutiny of the results. Flawed or incorrect diagnoses (i.e. false positive or negative) in cases of suspected child abuse could have dramatic consequences for parents or guardians and the children; therefore, in the interests of the children it is absolutely necessary to have a good collaboration between all disciplines involved, including those inside and outside medical specialties.