Liebe Leserinnen und Leser,

kaum eine Operation hat in der jüngsten Zeit so an Bedeutung und Popularität gewonnen wie die arthroskopische Rotatorenmanschettenrekonstruktion. Grund genug die aktuelle Ausgabe der ObEx diesem Thema zu widmen.

Dass Läsionen der Rotatorenmanschette durch eine Operation effektiv behandelt werden können, ist schon seit der ersten dokumentierten offenen Naht der Rotatorenmanschette 1911 durch Codman bekannt. Den Schritt in „das Zeitalter der Arthroskopie“ machte die Rotatorenmanschettenrekonstruktion dann erst deutlich später. Von den ersten Publikationen der arthroskopischen Technik Ende der 1990er Jahre dauerte es sicherlich bis zum Anfang dieses Jahrtausends, bis sich die arthroskopische Rotatorenmanschettenrekonstruktion als reproduzierbare Technik zu etablieren begann und viele Operateure den Schritt von der offenen auf die arthroskopische Technik erfolgreich vollziehen konnten.

Viele der ursprünglich vorhandenen Probleme scheinen gelöst und das Verfahren hat sich sicherlich auch bei vielen von Ihnen fest etabliert. Genau aus diesem Grund ist nun ein guter Zeitpunkt für eine Standortbestimmung. Sind wir so gut wie wir glauben? Wo können wir uns weiter verbessern?

Die klinischen Ergebnisse der Rotatorenmanschettenrekonstruktion sind, wie wir wissen, zu einem erheblichen Teil mit dem strukturellen Ergebnis verknüpft. Die Reruptur ist eines der zentralen Probleme der Operation und es stellt sich die Frage, ob wir in den letzten Jahren einer Lösung dieses Problems näher gekommen sind.

Ein wichtiger technischer Aspekt der Operationstechnik ist die biomechanische Beschaffenheit der angewendeten Nahttechniken, insbesondere vor dem Hintergrund möglicher Rerupturen. Der Trend durch eine zusätzliche Reihe von Nahtankern als sog. „Double-row-Technik“ die biomechanischen Eigenschaften der Rekonstruktion zu verbessern wurde ausführlich in biomechanischen Studien untersucht. Es wurden immer neue Aspekte untersucht und immer neue Nahttechniken entwickelt, so dass es z. T. schwer fällt, den Überblick zu behalten und zu entscheiden, welche Nahttechnik nun anzuwenden ist.

Ebenfalls im Zuge der Rerupturproblematik sind die biologischen Eigenschaften der rekonstruierten Sehnen in den Fokus der Forschung gerückt. Hier gilt es sowohl die Vorgänge der Sehnenheilung zu verstehen, als auch diese positiv zu beeinflussen. Auch wenn Fortschritte auf diesem Gebiet nur langsam gemacht werden können, liegt hier sicherlich der Schlüssel, die Operationsergebnisse weiter zu verbessern.

Leider steigt mit zunehmender Anzahl der Operationen auch die Anzahl der Revisionsoperationen. Es ist daher notwendig, sich auch mit diesem Thema differenziert auseinander zu setzen. Können und sollten wir überhaupt eine erneute Operation durchführen, wenn die erste nicht zum Erfolg geführt hat?

Dieses Themenheft soll Ihnen eine Übersicht über diese Themen in der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Informationen über die arthroskopische Rotatorenmanschettenrekonstruktion geben. Sie finden Übersichtsartikel von Arbeitsgruppen, die dieses Thema in Deutschland maßgeblich beeinflusst und weiter vorangetrieben haben. Ich möchte mich nochmals bei allen Autoren für Ihren Beitrag zu diesem Heft herzlich bedanken. Ich hoffe, Sie können bei der Lektüre des Heftes viele Aspekte für den klinischen Alltag herausziehen und zum Wohl Ihrer Patienten einsetzen.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen aus Münster

Ihr

Dennis Liem

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