Zur Behandlung des mRCC wurden innerhalb kurzer Zeit mehrere Biologics zugelassen, die die Prognose der Patienten deutlich verbesserten: „Im Vergleich zur Zytokin-Ära konnte das Überleben verdoppelt werden“, konstatierte Prof. Dr. Jan Roigas, Berlin. Allerdings gibt es für die zielgerichtete Therapie beim mRCC noch keine molekularen Prädiktoren, welche Substanz für welchen Patienten am besten geeignet ist. Vielmehr muss man Patienten anhand klinischer Kriterien für eine definierte Therapie selektieren.

Klinische Kriterien für Therapiewahl nutzen

Um mRCC-Patienten ein langes Überleben zu sichern, sollte laut Roigas eine optimale Sequenztherapie angestrebt werden. Bei Patienten mit der günstigen Risikokategorie und indolenter Erkrankung, d.h. langsamem Progress, asymptomatischen Metastasen und gutem Allgemeinzustand, die etwa 30–40 % der nicht vorbehandelten mRCC-Patienten ausmachen, sollte bevorzugt die Kombination Bevacizumab/IFN α gewählt werden. Sie hat neben ihrer in Studien belegten hohen Effektivität den Vorteil der guten Verträglichkeit. Damit lassen sich Patienten gut für die Behandlung motivieren und halten diese auch langfristig durch. Zudem stehen bei Progress alle weiteren Substanzklassen — d.h. Tyrosinkinase-Inhibitoren und mTOR (mammalian Target of Rapamycin)-Inhibitoren — für die Sequenztherapie zur Verfügung. Letztlich kann der Patient so über einen langen Zeitraum behandelt und ihm ein langes Überleben ermöglicht werden.

Somit hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden, konstatierte Roigas: Der Therapieeinstieg mit der potentesten, zumeist aber auch toxischen Substanz, sonst ein Dogma in der Onkologie, ist bei Patienten mit mRCC nicht unbedingt angebracht. Wenn ein besser verträglicher Wirkstoff in der Erstlinientherapie ebenfalls gut wirksam ist, bietet das den zusätzlichen Vorteil, die körperlichen Reserven des Patienten zu schonen und ihm so die Möglichkeit auf weitere Therapien zu bieten. „Mit dem Regime Bevacizumab (Avastin®)/IFN α können wir für den Patienten auf hohem Niveau in puncto Lebensqualität Zeit gewinnen“, resümierte Roigas.

Anmerkung der Redaktion: Wie eine Subgruppenanalyse der Studie AVOREN und die Phase-II-Studie BEVLin ergaben, können die Nebenwirkungen durch Reduktion der IFN α-Dosis ohne Wirkverlust der Kombinationstherapie verringert werden (Melichar B et al., Ann Oncol 2008, 19:1470–1476 und ESMO 2012:#809P).