Epidemiologisches Krebsregister Nordrhein-Westfalen, Referenzzentrum Mammographie am Universitätsklinikum und Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster berichten über sogenannte Intervallkarzinomraten für NRW. 78 Prozent aller Brustkrebserkrankungen konnten durch Screening-Mammographie diagnostiziert werden.

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Röntgenaufnahme aus dem Screening-Programm

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Bösartige Neubildungen der Brustdrüse stehen bei Frauen in Nordrhein- Westfalen an erster Stelle aller Krebserkrankungen. Jede achte Frau muss im Laufe des Lebens mit der Diagnose Brustkrebs rechnen. Um langfristig die Sterblichkeit an Brustkrebs zu senken, wurde 2005 das Mammographie- Screening-Programm eingeführt: Alle Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren werden regelmäßig, das heißt, im Abstand von zwei Jahren, zu dieser qualitätsgesicherten Früherkennungsuntersuchung eingeladen.

Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des Epidemiologischen Krebsregisters Nordrhein-Westfalen, des Referenzzentrums Mammographie am Universitätsklinikum Münster und des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster berichtet nun erstmals über die sogenannten Intervallkarzinomraten für das bevölkerungsreichste deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen. Die wissenschaftliche Auswertung der ersten Untersuchungsrunde von Ende 2005 bis Ende 2008 umfasste über 850.000 Screening-Teilnehmerinnen und belegt, dass durch die Screening-Mammographie 7.176 Brustkrebserkrankungen erkannt wurden. In den nachfolgenden zwei Jahren traten unter den beim Screening unauffälligen Frauen weitere 2.036 Fälle von neuem Brustkrebs auf. Durch die Screening-Mammographie als alleinige Untersuchung konnten damit 78 Prozent aller Brustkrebserkrankungen in dem Zweijahreszeitraum diagnostiziert werden.

Internationale Publikationen lassen vermuten, dass die im Intervall zwischen zwei Screening-Einladungen diagnostizierten Krebsfälle, die sogenannten Intervallkarzinome, zumeist neu entstanden sind und zum Screening-Zeitpunkt noch nicht diagnostizierbar waren. Die Ergebnisse entsprechen den Vergleichszahlen aus anderen europäischen Ländern und sind ein Beleg dafür, dass in NRW bereits in der Aufbauphase der systematischen Brustkrebs-Früherkennung die Qualität der Programme in anderen europäischen Ländern erreicht wurde. Die Originalarbeit ist Titelthema im Deutschen Ärzteblatt vom 16. November 2012 (<http://www.aerzteblatt.de/archiv/132472?src=toc>).