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Event-Konzepte

Juvenile Inszenierungen zwischen Integration und Distinktion

Event-concepts

Juvenile stagings between integration and distinction

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Zusammenfassung

Die Anforderungen an das Leben in modernen Gegenwartsgesellschaften führen angesichts von Prozessen der Individualisierung und Pluralisierung zu einer deutlichen Komplexitätssteigerung gesellschaftlicher Wirklichkeitskonstruktionen. Neue Formen von Gemeinschaften individualisierter, insbesondere juveniler Menschen sind Ausdruck der Umstrukturierung und Neuordnung von Lebensstilen. (Auch) Im Rahmen von Events bzw. eventisierten Veranstaltungen bildet sich dieser neue Typus juveniler Gesellungsgebilde. Anhand von zwei unterschiedlichen Beispielen – einem Musikfestival und einer Improvisationstheateraufführung – weist der Beitrag auf ein grundlegendes Kennzeichen solcher eventisierter Kontexte hin: die Verwendung von (körperlichen) Inszenierungen als sozialer Mechanismus für Integration und Distinktion. So wird über den Prozess der Eventisierung ein Handlungsrahmen geschaffen, in dem sich Gemeinsamkeiten und Gemeinschaft stiftende, emotionale und mentale Zugehörigkeiten konstituieren.

Abstract

In view of processes of individualization and pluralization, the requirements for living in modern societies result in significantly increased complexity of social constructions of reality. Especially for individualized juvenile people new forms of communities are a constitutive feature of social lifestyle progression and rearrangement. Within events a specific type of these juvenile communalities emerges. Based on two different cases, a music festival and an improvisational theater performance, this paper emphasizes a crucial similarity of events: the use of (physical) staging as a social mechanism for integration and distinction. The process of ‘eventization’ (i.e., spectacularization) provides a framework for action, in which emotional as well as mental affiliations constitute.

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Notes

  1. Dieser Beitrag bezieht sich auf eine in den Jahren 2009−2010 von Babette Kirchner (aus Eigenmitteln finanzierte) durchgeführte Studie zu Praktiken der Vergemeinschaftung im Rahmen des Fusion Festivals (vgl. Kirchner 2011).

  2. http://archiv.fusion-festival.de/2009/de/2009/home/festival/fusion/, Zugegriffen: 29. April 2012.

  3. Das Folgende bezieht sich auf das DFG-Projekt „Interkulturelles Verstehen in Schulen des Ruhrgebiets“ (durchgeführt von Ronald Kurt, Mareike Winkelmann und Jessica Pahl) am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen (KWI) – vgl. http://www.kwi-nrw.de/home/projekt-41.html.

  4. Am Projekt teilgenommen haben die zehnten Klassen der Hauptschule an der Ludgerusstraße in Duisburg, die Stufe 12 der Frida-Levy Gesamtschule in Essen sowie die Stufe 11 des Ricarda-Huch Gymnasiums in Gelsenkirchen. Die Schüler waren zu Beginn des Projekts im Alter von 15 bis 18 Jahren. Das Auswahlkriterium für diese Schulen war neben einem künstlerischen Schwerpunkt im Schulprofil ein hoher Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund, um die Forschungsfrage des Projekts bestmöglich bearbeiten zu können.

  5. Obwohl das dargestellte Projekt in diesem Fall die außeralltägliche Vergemeinschaftungssituation erst anstößt, muss betont werden, dass ein ähnlicher Erfahrungskontext an Schulen auch ‚intrinsisch‘ wachsen kann (z. B. in Form von Projektwochen oder durch die Begegnung an außerschulischen Lernorten).

  6. Dies gilt auch für die dargestellte Improvisationstheateraufführung, bei der ein Kennenlernen der Schüler intendiertermaßen über spontane Improvisationssituationen (z. B. ein gemeinsames non-verbales ‚Warm-Up‘ mit Musikbegleitung) und nicht mittels eines intensiven verbalen Austausches vollzogen wurde.

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Hitzler, R., Kirchner, B. & Pahl, J. Event-Konzepte. Z Erziehungswiss 16 (Suppl 3), 143–158 (2013). https://doi.org/10.1007/s11618-013-0429-6

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