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Bachelor und Master — auch ein bildungstheoretisches Problem

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Zeitschrift für Erziehungswissenschaft Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Debatte um gestufte Studiengänge (Bachelor/Master) weist gravierende Defizite bezüglich der inhaltlichen Gestaltung solcher Studiengänge auf, während in formaler Hinsicht bislang vor allem Unübersichtlichkeit erzeugt wird. Dahinter lässt sich eine allgemeine Profilverwirrung identifizieren, die zu überwinden der Beitrag in drei Schritten versucht. Zunächst wird eine funktionale Bestimmung vorgenommen: Danach wächst der Hochschulbildung die Aufgabe zu, sozialverträgliche Handlungsfähigkeit innerhalb exponentiell wachsender Komplexitäten zu vermitteln. Eine hieran anschließende Motivationsanalyse der BA/MA-Debatte ergibt, dass sich die vorliegenden Gestaltungsversuche entweder durch Unter-oder Überkomplexität auszeichnen: Problemadäquatheit hingegen ist bislang untypische für die deutsche Bachelor/Master-Debatte. Ursache dessen ist eine paradoxe Anforderung: Auf die steigende Komplexität, welche die Absolventen und Absolventinnen in ihrer beruflichen und gesellschaftlichen Praxis erwartet, muss einerseits adäquat curricular reagiert werden, ohne andererseits in der Gestaltung des heutigen Studiums den Komplexitätsgrad der künftigen Herausforderungen spiegeln zu können. Die Frage, wie dieses Paradoxon bearbeitet werden kann, wird unter Rückgriff auf die Luhmannsche Figur der „Komplexitätssteigerung durch Komplexitätsreduktion“ beantwortet. Auf der Grundlage der Zentralunterscheidung von Spezialistentum/ Generalistentum wird ein Modell entwickelt, mit dessen Hilfe „konsolidierte Gewinne“ (Luhmann) innerhalb von gestuften Studiengangssystemen erzeugt werden können.

Summary

Bachelor and master courses: also a problem for education theory

Besides the fact that the debate on phased courses of study at university level (Bachelor/Master) is generally confused, it also shows grave deficits in terms of the question of contents. This paper aims to overcome this confusion in three steps: Firstly, a functional determination of the task of higher education is proffered. This task is understood to be the provision of competencies, which are socially compatible within increasingly complex social structures. Following from this, a motivation analysis for the BA/MA-debate in Germany shows that the existing course designs are either under-complex or over-complex. Problem adequacy has been untypical for the German debate. The cause of this is seen in the following paradox situation: It is expected that graduates will be confronted with a grade of complexity in their vocational and social „practices“ (Praxen) which seemingly cannot be emulated in their curriculum. However, the author provides an answer to this paradox via Luhmann’s idea of „complexity-increase through complexity-reduction“. A model is then developed on the basis of the central conceptual difference between specialist and generalist, with which „consolidated yields“ (Luhmann) can be generated within a phased course system.

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Pasternack, P. Bachelor und Master — auch ein bildungstheoretisches Problem. ZfE 4, 263–281 (2001). https://doi.org/10.1007/s11618-001-0027-x

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