Zusammenfassung
Dieser Artikel untersucht moderne Arbeit in hochentwickelten, kapitalistischen Ländern, deren Kennzeichen es ist, dass auf der einen Seite Arbeitsprozesse informatisiert und auf der anderen Seite immer mehr Bereiche gesellschaftlicher, ehemals lebensweltlicher Kommunikation ökonomisiert werden. Beides verschmilzt in der modernen Kommunikationsarbeit. Lebensweltliche Kommunikation kann unabhängig von einem zustimmenden Ja oder einem ablehnenden Nein anschlussfähig weitergeführt werden. Dies ist bei Kommunikationsarbeit anders. Hier geht es nicht in erster Linie um ein gemeinsames Verständnis, sondern um Zustimmung, weil der Arbeitsaspekt der Kommunikationsarbeit nicht realisiert werden kann, wenn die Kommunikationsofferte inhaltlich abgelehnt wird. Mit dem qualitativ Hegemonialwerden von immaterieller Kommunikationsarbeit und der Auflösung der Grenze zwischen Arbeitswelt und Lebenswelt vergrößert sich die Gefahr, dass gesellschaftliche Kommunikation insgesamt rein strategisch in der persuasiven Organisation von Zustimmung aufgeht und Kritik neutralisiert wird.
Abstract
Characteristic of modern work in highly developed capitalist countries is, that on the one hand work processes are computerized and on the other hand more and more areas of social, formerly life-world communications are economised. Both goes together in modern communication work. Secular life communication can be continued regardless of a consenting Yes or negative No. This is different for communication work, which is not primarily about understanding but to consent because the work aspect of communication work cannot be realized if the communication offer is rejected. With the hegemonic of communication work and the resolution of the boundary between the world of work and the word of living increases the risk, that social communication altogether becomes strategic in the persuasive organization of approval and criticism is neutralized.
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Zech, R. Kommunikation – Arbeit – Kommunikationsarbeit. Gr Interakt Org 47, 35–42 (2016). https://doi.org/10.1007/s11612-016-0301-2
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