Zusammenfassung
Hintergrund
Zur Unterstützung von Schülern mit persönlichen – oft gesundheitsrelevanten – Problemen sowie für die Präventionsarbeit gibt es in Österreich die folgenden 6 Unterstützungssysteme an bzw. für Schulen: Schulpsychologie, Schulärzte, Beratungs- und Betreuungslehrer, Schüler- und Bildungsberatung, Schulsozialarbeit und Jugendcoaching.
Fragestellung
Dieser Beitrag geht der Frage nach, in welchen Bereichen es Versorgungslücken und Redundanzen in Hinblick auf die Versorgung der Schüler durch diese Unterstützungssysteme gibt und welche Faktoren für deren Kooperation und Koordination hinderlich sind.
Material und Methode
Die Daten basieren auf 26 Experteninterviews, die im Schnitt ca. 1 Stunde dauerten. Die Interviews wurden transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse
Als Versorgungslücken wurden identifiziert: eine unklare Rechtslage für die Versorgung von chronisch kranken Schülern, ein Mangel an Schulpsychologen und Schulsozialarbeitern, ein Mangel an kostenfreien Psychotherapieplätzen und Angeboten der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie eine ungenügende Sensibilisierung für Armut von Kindern und Jugendlichen. Als Redundanzen werden ein Überangebot bei der Berufsorientierung und Bildungsberatung sowie ein unkoordiniertes Angebot bei der Mobbing- und Gewaltprävention gesehen. Hinderliche Kooperationsbedingungen im österreichischen Schulsystem sind: eine hohe Personalfluktuation der Experten, unterschiedliche Trägerschaften, Verschwiegenheitspflicht und Datenschutz, fehlende zeitliche Ressourcen für die Vernetzung untereinander sowie mitunter eine mangelnde gegenseitige Akzeptanz der Berufsgruppen.
Schlussfolgerung
Rahmenbedingungen für eine bessere Kooperation und Koordination werden formuliert.
Abstract
Background
To support students with personal, often health-related problems, and also to prevent these problems, there are six support systems available in the Austrian school system: school psychologists, school physicians, school counsellors, personal and vocational consultants, school social workers and youth coaches.
Objectives
In this article, we show supply gaps and redundancies of services provided by these support systems and identify hindering factors for their successful collaboration and coordination.
Methods
Data are based on 26 expert interviews that were on average about 1 h in length. The interviews were transcribed and assessed by means of a qualitative content analysis.
Results
The identified supply gaps were: ambiguous legal norms for the support of chronically ill students, a lack of school psychologists and school social workers, a lack of cost-free psychotherapy and supply of child and youth psychiatrists, as well as too little awareness of the problem of child and adolescent poverty. Redundancies can be seen for vocational consultancy and uncoordinated interventions to prevent mobbing and violence in schools. Hindering factors for collaboration and coordination in the Austrian school system are: a high fluctuation of staff, varying sponsorships, obligation to confidentiality and data privacy, lacking time resources for networking and too little mutual respect amongst the different professional groups.
Conclusions
Based on the results, conditions for better collaboration and coordination of these support systems are framed.
Notes
Schulärzte übernehmen in den höheren Schulen (Bundesschulen) aufgrund ihrer kontinuierlichen Anwesenheit zunehmend auch psychosoziale Beratung.
Das Verhältnis pädagogisch unterstützendes Personal zu Lehrkräften betrug in der letzten TALIS-Studie 2008 für Österreich 29:1, der OECD Durchschnitt lag bei 16:1 [15].
Indexbasierte Ressourcenverteilung verknüpft Indikatoren, die für die Schulfinanzierung als relevant erachtet werden, durch mathematische Formeln mit Geldsummen, die dann von staatlicher Seite dem Schulbudget zufließen [8].
In Österreich: 30 % Beteiligung an Raufereien in den letzten 12 Monaten; 35 % betreiben aktives Mobbing von Mitschülern; 32 % werden Opfer von Mobbing durch Mitschüler.
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Danksagung
Die Autoren bedanken sich bei den interviewten Experten der Unterstützungssysteme für ihre Bereitschaft zur Teilnahme an der Studie. Bei Gerhard Krötzl, Desiree Bernold-Schrom, Felix Hofmann, Friedrich Teutsch und Lisa Lehner bedanken wir uns für ihre Unterstützung bei der Durchführung der Studie.
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Interessenkonflikt
S. Grandy und R. Felder-Puig geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführte Studien an Menschen oder Tieren.
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Grandy, S., Felder-Puig, R. Psychosoziale Versorgung durch schulische Unterstützungssysteme. Präv Gesundheitsf 11, 133–139 (2016). https://doi.org/10.1007/s11553-016-0533-6
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11553-016-0533-6