Vor nunmehr 4 Jahren erschien das erste Heft zum Thema Pneumopathologie (Der Pneumologe, H.5/2011). Wir geben gerne zu, dass uns der große Erfolg dieses Heft überrascht, aber natürlich auch sehr gefreut hat. So war es folgerichtig, weitere praxisrelevante Themen in einem 2. Teil, der jetzt vorliegt, abzuhandeln.

Damals hatten wir in unserer Einleitung mit ein wenig Schmunzeln geschrieben: „Diversifizierung bedingt Klischees. Während Internisten das Etikett anhaftet „alles zu wissen und nichts zu können“ – die entsprechenden Wortspiele zu den chirurgischen und psychiatrischen Kollegen sind den geneigten Lesern sicher bekannt – wird Pathologen gerne nachgesagt, „zwar alles zu wissen und zu können, aber halt immer zu spät zu kommen“. Und es soll auch noch vorkommen, dass Kliniker glauben, sie müssten dem Pathologen nur ein genügend großes Stück Lunge liefern, dann könne man von ihm schon eine abschließende Diagnose erwarten.“

Da viele pneumologische Erkrankungen oft nicht durch pathognomonische Veränderungen, sondern nur durch ein histomorphologisches Reaktionsmuster des bronchopulmonalen Systems charakterisiert sind, ist eine Interpretation im klinischen Kontext und unter Hinzuziehung anamnestischer, radiologischer, funktioneller und anderer Informationen unabdingbar. Dies erfordert einen intensiven klinisch-pathologischen Dialog. Ein fruchtbarer Dialog setzt allerdings eine Kenntnis der Bedürfnisse und Möglichkeiten des jeweiligen Gesprächspartners voraus.

Bei vielen pneumologischen Krankheiten ist der intensive klinisch-pathologische Austausch essenziell

Im ersten Heft „Pneumopathologie“ wurden die folgenden Themen behandelt: Tuberkulose (E. Vollmer, Borstel), interstitielle Lungenerkrankungen (I. Bittmann, Rothenburg/W.), granulomatöse Lungenerkrankungen (A. Fisseler-Eckhoff, Wiesbaden), pulmonale Beteiligung bei Systemerkrankungen und Vaskulitiden (K. Holl-Ulrich, Lübeck), reaktive und neoplastische lymphoide Reaktionen (K. Willenbrock, Wiesbaden), histologische und molekularbiologische Charakterisierung des Lungenkarzinoms (D. Küster und S. Krüger, Magdeburg), infektiöse und nichtinfektiöse pulmonale Komplikationen nach Organtransplantation (F. Länger, Hannover) sowie das wichtige Gebiet der klinische Zytologie in der Pneumologie (S. Gütz, Leipzig).

Auch mit dem zweiten Heft war es natürlich nicht möglich, die Pneumopathologie komplett abzubilden. Aufgrund der rasanten Weiterentwicklung vor allem der molekularen Pathologie, aber auch eines neuen Klassifikationsvorschlags für das NSCLC, erschien ein Update zum Lungenkarzinom unter therapierelevanten Aspekten sinnvoll, was Herrn Klaus Junker aus Bremen in seinem Beitrag exzellent gelungen ist.

Die Lunge als immunkompetentes und metabolisch aktives Organ, ist ein Zielorgan für zahlreiche Medikamentennebenwirkungen. Das Spektrum medikamentös induzierter Lungenerkrankungen ist extrem breit und die Diagnostik kann sehr schwierig sein. Frau Iris Bittmann aus Rothenburg gibt eine umfassende und praxisrelevante Übersicht über die potentiellen Reaktionsmuster der Atmungsorgane auf medikamentöse Schädigungen.

Das Spektrum der bronchialen und bronchiolären Erkrankungen reicht selbstverständlich weit über Asthma und COPD hinaus. Zahlreiche, vor allem bronchioläre Krankheiten sind durch spezielle histomorphologische Veränderungen charakterisiert. Herr Klaus-Michael Müller aus Münster gibt einen umfassenden Überblick über pathologische Aspekte bei Erkrankungen der Bronchien und Bronchiolen.

Deutlich seltener als die Lungenkarzinome sind mesenchymale Tumore und inflammatorische Pseudotumore. Deren differenzialdiagnostische Abgrenzung ist unabdingbar und stützt sich ganz wesentlich auf die Ergebnisse der Histopathologie. Frau Sonja Stallmann und Frau Annette Fisseler-Eckhoff aus Wiesbaden stellen diese sehr komplexe Problematik in ihrer Übersicht dar.

Die Pleura ist ein essentieller Bestandteil der Atmungsorgane und die Diagnostik und Therapie von Pleuraerkrankungen ein wesentlicher Tätigkeitsinhalt für Pneumologen und Thoraxchirurgen. Die Pathologie von malignen und benignen Erkrankungen der Pleura wird von Frau Annette Fisseler-Eckhoff (Wiesbaden) dargestellt.

Wir hoffen, dass diese Beiträge das Verständnis für das breite Spektrum pneumologischer Krankheitsbilder aus Sicht des Pathologen, für die Leistungsfähigkeit, die Möglichkeiten und Grenzen und vor allem für die Notwendigkeit Befunde im klinischen Kontext zu interpretieren und einen intensiven klinisch-pathologischen Dialog zu pflegen, fördern. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.

Prof. Dr. Annette Fisseler-Eckhoff und Prof. Dr. Jens Schreiber