Zusammenfassung
Hintergrund
Laienreanimation im Schulunterricht hat zunehmendes Gewicht bekommen, v. a. nach einer entsprechenden Empfehlung der Kultusminister-Konferenz im Juni 2014. Damit steht mittlerweile die Frage nach geeigneten Lehrmethoden und Lehrmaterial im Vordergrund. Bereits vor 5 Jahren begann in Südtirol eine Unterrichtung bei 20.000 11–13-jährigen Schülern mit dem Selbstinstruktionskit MiniAnne®. Ziel der vorliegenden Arbeit war es zu erheben, inwieweit diese Schulkinder 6 Monate nach der MiniAnne®-Schulung in der Lage sind, Reanimation durchzuführen und wo nachgebessert werden sollte.
Material und Methoden
Die praktischen Fertigkeiten von 111 Schülern nach einem videobasierten Hands-On-Training wurden in einer 5‑minütigen Reanimationssituation anhand von Resusci Anne Skill Reporter erhoben.
Ergebnisse
Über 96 % der Schüler führten Laienreanimation durch. Die Herangehensweise an eine leblose Person und die hierbei erforderlichen Maßnahmen wurde von 5,7 % in korrekter Reihenfolge durchgeführt. Die korrekte Drucktiefe wurde von 1,9 % erreicht, die erreichte Drucktiefe korrelierte dabei mit Geschlecht und Gewicht. Nur 3,8 % der Schüler gelang es, die Testpuppe zu beatmen. Die No-Flow Fraction betrug 34,4 %.
Schlussfolgerung
Die Umsetzung in die Praxis gelingt nur sehr begrenzt. Es wird vorgeschlagen, das Lehrmaterial zu verbessern sowie zu vereinfachen und das praktische Üben auch in höheren Schulklassen zu wiederholen. Dies dient dazu, Routine zu entwickeln und mit dem körperlichen Wachstum der Jugendlichen den Zielvorgaben näher zu kommen. Die konkreten Empfehlungen beziehen sich zwar auf die Unterrichtung mit MiniAnne®, der Transfer der Theorie in die Praxis spielt jedoch bei Laienreanimation immer eine Rolle, sodass die Empfehlungen grundsätzlich unabhängig von der Lehrmethode sind.
Abstract
Background
Lay resuscitation in school gained in importance after a recommendation from the ministers of education and cultural affairs conference in June 2014. Thereby appropriate teaching methods and materials have priority. Five years ago, training of 20,000 school children aged 11–13 years started in South Tyrol using the self-instruction kit MiniAnne®. The purpose of this study was to investigate how well these school children could perform resuscitation 6 months after the MiniAnne® instruction and what should be changed.
Material and methods
In a 5 min resuscitation session, the practical skills of 111 pupils were assessed after a video-based hands-on training using the “Resusci Anne Skill Reporter”.
Results
More than 96 % performed lay resuscitation. The approach to a resuscitation situation and the necessary actions was done in the correct chronological order by 5.7 %. The correct compression depth was achieved by 1.9 %; the achieved compression depth correlated with weight and sex. Only 3.8 % of the pupils succeeded in ventilating the mannequins. The no-flow fraction was 34.4 %.
Conclusion
Practical implementation is limited. We suggest to improve and to simplify the teaching material and to repeat exercises in higher grades. This serves to generate experience and the approach to the targets by involving the adolescents’ physical growth. The concrete recommendations refer to MiniAnne® instructions, but the transfer of theory into practice always plays a role in lay resuscitation so that the recommendations are, in principle, independent of the teaching method.
Einleitung
Rund 500.000 Menschen in Europa sind jährlich Opfer des plötzlichen Herztods [15]. Dabei werden in Deutschland gerade einmal 15–20 % der Betroffenen von Notfallzeugen reanimiert, nur 37 % von diesen kommen in weiterführende klinische Behandlung [7, 11, 15, 17, 23]. Die Überlebensraten beim plötzlichen Herzkreislaufstillstand sind bereits seit Jahrzehnten in Nordamerika, Europa, Asien und Australien unverändert gering [3, 36]. Patienten, die Laienreanimation erfahren, haben eine 30-Tages-Überlebensrate von 10,5 % im Vergleich zu den Patienten ohne Laienreanimation mit 4,0 % [19].
Durch Erhöhung der Laienhelferquote, z. B. auf ein ähnliches Niveau wie in Skandinavien von 50–70 % erhofft sich der German Resuscitation Council (GRC), 100.000 Menschenleben pro Jahr europaweit retten zu können [2, 9, 11, 15, 24].
Um so früh und flächendeckend wie möglich mit der Ausbildung zu beginnen, hat der GRC dementsprechend vorgeschlagen, ein verpflichtendes mehrjähriges Reanimationscurriculum in Schulen einzuführen [14]. Schon ca. 12-jährige Schüler sind in der Lage, Reanimation zu lernen [5, 7, 20, 29]. Der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz in Deutschland hat sodann die „Initiative Pflichtunterricht Wiederbelebung in ganz Deutschland“ der Fachgesellschaften im Juni 2014 befürwortet [22]. In einer schriftlichen Stellungnahme hat sich Anfang 2015 die World Health Organization (WHO) ausdrücklich dafür ausgesprochen, dass Schulkinder ab einem Alter von 12 Jahren 2 h pro Jahr Reanimationsunterricht bekommen sollen [8]. Damit rückt die Frage der Umsetzung in den Vordergrund.
Ein breit angelegter und wissenschaftlich begleiteter Praxisversuch findet in Südtirol statt. Seit Januar 2010 lernen in einem bislang auf 5 Jahre angelegten Projekt 20.500 Schüler die Herz-Lungen-Wiederbelebung. Die Schüler nehmen jeweils einmal an einem videogestützten Reanimationskurs teil, der anhand eines Lehrvideos und den aufblasbaren Puppen (MiniAnne®) stattfindet [29]. Überprüft wird mit der vorliegenden Studie die Anwendung des Gelernten in einer simulierten Situation.
Fragestellung
Ziel war die Untersuchung der praktischen Fertigkeiten von 11–13-jährigen Schülern nach einer 30-minütigen praktischen Schulungsmaßnahme 6 Monate zuvor. Hierzu wurden v. a. Thoraxkompressionstiefe und -frequenz sowie das Herangehen an die leblose Person betrachtet [21].
Methode
Der Landesrettungsverein Weißes Kreuz Onlus, Südtirol und die Klinik für Anaesthesiologie des Klinikums der Universität München traten in Kontakt mit dem zuständigen behördlichen Datenschutzbeauftragten, welcher die Datenauswertung für datenschutzrechtlich unbedenklich freigab. Es wurden dann die Erziehungsberechtigten der Schüler über die geplante Datenerhebung in einem Brief informiert. Die Eltern erklärten sich hierauf schriftlich dazu bereit, dass ihre Kinder an der Studie teilnehmen und dass die Daten erhoben werden dürfen.
Studienaufbau
Reanimationstraining
Das Weiße Kreuz Onlus startete südtirolweit im Januar 2010 das bislang bis zum Jahr 2014 laufende Projekt MiniAnne®, bei welchem mittels einer aufblasbaren Puppe MiniAnne® (Laerdal Medical, Stavanger, Norwegen) und einer speziell für das Projekt konzipierten Lehr-DVD ca. 20.500 Schulkinder Reanimation erlernten. Eine dezidierte Praxisanleitung der Reanimation erfolgte mittels der bereits als erfolgreich eingestuften Selbstinstruktion, nämlich durch einen ca. 30-minütigen Übungsabschnitt auf DVD mit gleichzeitigem Hands-On-Training an der Puppe, die in den Klassen vorgespielt wurde [6, 25, 26]. Sie umfasst dabei die Abschnitte Vorbereiten der Puppe, Thoraxkompression und Beatmung, Bewusstseinskontrolle, Herz-Lungen-Wiederbelebung üben (inklusive Herangehen an die leblose Person), akustische Lernkontrolle (Klicker) und Zusammenfassung. Die Schulkinder sahen, hörten und übten zugleich jedes an einer einzelnen Puppe, wie Reanimation funktioniert. Die Lehrer fungierten hierbei nach einer zusätzlichen 60-minütigen Unterrichtung durch Mitarbeiter des Landesrettungsvereins Weißes Kreuz zwar nicht als Instruktoren aber als Lernbegleiter.
Evaluation der praktischen Fertigkeiten
Sechs Monate nach dem Unterricht im September 2010 wurde die praktische Umsetzung des zuvor Erlernten bei 111 Schülern aus 6 Klassen von 2 Schulen im Alter von 11−13 Jahren über eine Zeit von jeweils 5 min anhand der Puppe „Resusci Anne SkillReporter“ untersucht [29, 37]. Diese Schüler bilden die Zielgruppe der Stufe 2 des Mustercurriculums des GRC (Abb. 1; [14]). Die Klassen, deren Lehrer sich zur Studie bereit erklärten, nahmen jeweils als Ganzes teil.
Die Schüler wurden einzeln zur Erhebung gebeten. Dort wurde ihnen unvorbereitet das Szenario geschildert: „Du hast große Pause und siehst nun auf dem Schulhofboden einen Lehrer liegen. Die Puppe hier stellt den Lehrer dar. Was tust du nun? Gehe so vor, wie du es mit MiniAnne® gelernt hast.“
Um das praktische Verhalten der Schüler in einer solchen Situation standardisiert zu erfassen, wurden die nachstehenden Aspekte erhoben und die Testsequenz anhand der Software Laerdal PC Skillreporting System und der Puppe Resusci Anne SkillReporter aufgezeichnet. Die Daten wurden sodann in Bezug zu Alter, Gewicht, Körpergröße und Geschlecht der Probanden gesetzt. Um dem Rechnung zu tragen, dass die Schüler bei ihrer Schulung (nach den Guidelines von 2005) andere Zielvorgaben hatten, als dies aktuell mit den Guidelines des ERC der Fall ist, wurden die Ist-Werte nicht nur mit den Soll-Werten von 2010 bzw. 2015 sondern auch mit denen von 2005 verglichen [18, 32, 33]. Einen Unterschied zwischen den Vorgaben der Guidelines von 2010 und 2015 gibt es hinsichtlich der von uns untersuchten Parameter nicht [32, 33]. Auch wenn eine nur 5‑minütige Reanimation eher wirklichkeitsfern ist, erwarteten die Autoren außer einem Fortschreiten von Ermüdungserscheinungen keinen weiteren Erkenntnisgewinn durch eine längere Untersuchungszeit, zumal das Herangehen an die leblose Person und die dabei zu beachtenden Aspekte (s. „Analyse mittels Beobachtung“) nur zu Beginn stattfindet [37]. Die Evaluation sollte zudem motivationserhaltend für die jungen Schüler sein.
Analyse mittels Beobachtung
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Testdauer (Zielzeit: 5 min) [37]
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Maßnahmenreihenfolge bei Auffinden einer leblosen Person
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Ansprechen
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Hilferuf
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Atemkontrolle
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Notruf
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Korrektes Aufsuchen des Druckpunkts für die Thoraxkompression
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Analyse mittels Software
(Laerdal PC Skillreporting System Version 2.4.1)
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Druckfrequenz
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Mittelwert (ohne Berücksichtigung der Pausen für Beatmung)
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Mittelwert der tatsächlichen Anzahl der Kompressionen/min
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minimale
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maximale
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zu Beginn (Mittelwert der ersten 30 s) und
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zu Ende (Mittelwert der letzten 30 s) der Testsequenz
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Thoraxkompressionstiefe
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Mittelwert
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minimale
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maximale
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zu Beginn (Mittelwert der ersten 30 s) und
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zu Ende (Mittelwert der letzten 30 s) der Testsequenz
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Handposition
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zu weit unten
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zu weit oben (gemessen durch Puppe und Software)
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No-Flow Time und No-Flow Fraction (Gesamtzeit und anteilige Zeit, in der keine Kompressionen stattfinden), Anzahl der Unterbrechungen länger als 5 s
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Anteil unvollständiger Dekompressionen
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Beatmung (Mund-zu-Mund oder Mund-zu-Nase)
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Mittelwert des Beatmungsvolumens und des Beatmungsminutenvolumens
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Beatmungsvolumen korrekt, zu gering, zu hoch
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Beatmungsdauer zu kurz
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Mittelwert der Anzahl der Beatmungen pro Minute
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Gesamtanzahl der Beatmungen
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Kompressions-Ventilations-Verhältnis
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Analyse mittels Berechnung
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Ist-Soll-Abweichung Druckfrequenz
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Ist-Soll-Abweichung Thoraxkompressionstiefe
Statistik
Anhand von Microsoft Excel Version 2010 wurden die Daten aus der Erhebung gesammelt und statistisch mit SAS Statistical Analysis System Release 9.2 ausgewertet. Auschlusskriterium war, wenn die Testsequenz, z. B. wegen Ermüdung, vorzeitig abgebrochen wurde.
Außer Häufigkeitszählungen wurden nachstehende statistische Analysen durchgeführt.
Die Frage, ob Zusammenhänge zwischen der körperlichen Konstitution (Alter, Gewicht, Größe, Body-Mass-Index [kg/m²]) der Schüler und der von ihnen hervorgebrachten Druckfrequenz und -tiefe bestehen, wurde anhand der Korrelationskoeffizienten nach Pearson untersucht. Für die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen körperlichen Konstitutionsmerkmalen und den Tendenzen bei Druckfrequenz und Thoraxkompressionstiefe wurde der Korrelationskoeffizient nach Spearman verwendet. Untersuchungen hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Druckfrequenz bzw. -tiefe und dem Geschlecht erfolgten mithilfe des t‑Tests für unverbundene Stichproben. Für die Untersuchung von Unterschieden der Druckfrequenz und Thoraxkompressionstiefe jeweils zu Ende im Vergleich zur entsprechenden Größe zu Beginn wurde der t‑Test für verbundene Stichproben verwendet.
Angegeben ist jeweils der Mittelwert (± Standardabweichung).
Ergebnisse
Sechs Klassen von 2 Schulen mit 111 Schülern im Alter von 11−13 Jahren, die 6 Monate zuvor eine MiniAnne®-Schulung nach den Guidelines von 2005 (= GL2005) erhalten haben, wurden praktisch getestet [18]. Die hier vorliegende Erhebung erfolgte im September 2010 (nach der Schulung im März 2010). Die kurz darauf veröffentlichten Guidelines von 2010 (bzw. mittlerweile 2015) wurden daher ebenso zum Ist-Soll-Vergleich herangezogen wie die Guidelines von 2005 [18, 32, 33]. Alle 111 Schüler haben Reanimation durchgeführt, 6 davon haben den Test vorzeitig abgebrochen, sodass 105 Tests in die Auswertung gelangten.
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Testdauer : 95,2 % (n = 100) der Schüler reanimierten 5 min durchgehend, 4,8 % (n = 5) 3–4 min lang.
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Maßnahmenreihenfolge bei Auffinden einer leblosen Person : Bei Herzkreislaufstillstand sollen laut Leitlinien zur Wiederbelebung 2010 bzw. 2015 des ERC Maßnahmen in folgender Reihenfolge durchgeführt werden: Ansprechen, (Hilferuf), Atemkontrolle, Notruf, Thoraxkompression [18, 32, 33].
5,7 % (n = 6) gingen nach der gewünschten Reihenfolge vor; lässt man den Hilferuf außen vor, waren es 18,1 % (n = 19). Das Absetzen des Hilferufs wurde von 60 % (n = 63) der Probanden nicht ausgeführt. Daraufhin ergaben sich bezüglich der Reihenfolge Folgefehler (Tab. 1, „in falscher Reihenfolge“). Ansprechen, Atemkontrolle und Notruf wurden jeweils von etwas weniger als einem Drittel nicht durchgeführt. 42,8 % (n = 45) haben 2 oder mehr Maßnahmen unterlassen (Tab. 1).
Druckfrequenz, Ist-Soll-Abweichung.
Die Schüler erreichten eine Druckfrequenz von 92,0/min (±23,7). Diese erreichte Druckfrequenz entspricht bei einem Sollwert von 100/min (GL2005) bzw. 100–120/min (GL2010, 2015) im Mittel einer Ist-Soll-Abweichung von 8 % (100 – [92/100] × 100) bzw. 23 % (100 – [92/120] × 100) [18, 32, 33]. Werden die Pausen durch Beatmung berücksichtigt waren, es pro Minute 61,6 Kompressionen (±14,7). Die minimale Druckfrequenz innerhalb der Testsequenz betrug 82,6/min (±21,3), die maximale 100,3/min (±26,0). Zu Beginn der Testsequenz lag die Druckfrequenz bei 88,6/min (±21,0), am Ende bei 95,4/min (±26,7). Diese Differenz (Ende – Anfang) von 6,8/min war statistisch signifikant (t100, der Test für verbundene Stichproben; p < 0,0001), die Druckfrequenz wurde also im Verlauf höher.
Thoraxkompressionstiefe, Ist-Soll-Abweichung.
Die durchschnittliche Thoraxkompressionstiefe lag bei 28,4 mm (±8,7). Bei einem Sollwert von 38–50 mm (GL2005) bzw. von 50–60 mm (GL 2010, 2015) waren 82,3 % bzw. 98,1 % der Kompressionen nicht tief genug [18, 32, 33]. Die minimale Thoraxkompressionstiefe war im Mittel 15,9 mm (±6,5), die maximale 42,0 mm (±9,5). Zu Beginn der Testsequenz lag sie im Mittel bei 32,6 mm (±10,1), am Ende bei 25,1 mm (±9,9). Auch hier war die Differenz (Anfang – Ende) von 7,5 mm statistisch signifikant (t-Test für verbundene Stichproben; p < 0,0001), die Thoraxkompressionstiefe nahm also im Verlauf ab. In Abb. 2 wird hierzu anhand einer Schülerin gezeigt, wie sich die Thoraxkompressionstiefe über die Zeit verhielt. Die Schülerin war 12,9 Jahre alt (Mittelwert 12,9), und wog 45 kg (Mittelwert 47,2 kg).
Handposition.
Eine falsche Handposition lag im Mittel bei 51,2 (±66,6) von durchschnittlich 288,4 Kompressionen vor, zu weit kaudal bei 7,7 (±20,3), zu weit kranial bei 43,5 Kompressionen (±64,3). Der Anteil der Kompressionen mit falscher Handposition an Gesamtkompressionen lag damit im Mittel bei 16,6 %.
No-Flow Time, No-Flow Fraction.
Die mittlere Zeit des No-Flow , also die Zeit, in der keine Kompressionen stattfanden, lag bei 102,0 s (±34,9). Dies entspricht bei 5 min Testdauer einer mittleren No-Flow Fraction von 34,4 %. Die Anzahl der Unterbrechungen von mehr als 5 s betrug 9,1 (±3,0). Jeweils 16,2 % (n = 17) der Schüler unterbrachen 9 oder 10 Mal die Thoraxkompressionen länger als 5 s, 36,2 % (n = 38) hatten weniger als 9 solcher Unterbrechungen, 31,4 % (n = 33) mehr als 10.
Anteil unvollständiger Dekompressionen.
94,3 % (n = 99) der Schüler haben nach einer Thoraxkompression stets vollständig den Druck entlastet, bei 2,9 % (n = 3) lag 1 unvollständige Dekompression vor, bei je 1 % (n = 1)5, 6 und 11 unvollständige Dekompressionen. Die mittlere Zahl unvollständiger Dekompressionen lag bei 0,2 (±1,3).
Beatmung.
Vier Schülern (3,8 %) gelang es, obwohl von allen versucht, die Testpuppe zu beatmen. 96,2 % (n = 101) konnten nicht beatmen. Aufgrund dessen können keine Parameter für die Beatmung angegeben werden.
Zusammenhang zwischen Qualität der Thoraxkompressionen und körperlicher Konstitution
Da angenommen wurde, dass die körperliche Konstitution ein erheblicher Einflussfaktor auf die Qualität der Thoraxkompressionen sei, erfolgten Korrelationsanalysen hinsichtlich der Druckfrequenz und -tiefe im Zusammenhang mit dem Alter der Schüler (12,9 Jahre ±0,6), dem Gewicht (47,2 kg ±9,0), der Größe (1,59 m ±0,08), dem Body-Mass-Index BMI (18,5 kg/m² ±2,6) und dem Geschlecht (32,4 % männlich; 67,6 % weiblich).
Druckfrequenz und Konstitution
Hinsichtlich der Druckfrequenz konnten keine signifikanten Korrelationen mit den Konstitutionsmerkmalen gesichert werden.
Thoraxkompressionstiefe und Konstitution
Für alle Konstitutionsmerkmale (Alter, Geschlecht, Gewicht, Größe, BMI) ergaben sich signifikante Korrelationen mit allen Parametern der Thoraxkompressionstiefe, außer der Anzahl nicht ausreichend tiefer Kompressionen nach den Guidelines von 2010 und 2015 (= GL 2010, 2015) [32, 33]. 98,1 % (n = 103) erreichten diese Thoraxkompressionstiefe nicht (Tab. 2). Nach einer multiplen Regressionsanalyse zeigte sich, dass nur Geschlecht und Gewicht einen eigenständigen Einfluss auf die Zielgröße Thoraxkompressionstiefe ausüben (jeweils p < 0,0001), und dass das Alter, die Größe und der BMI keinen signifikanten Einfluss haben, weil diese Variablen mit Geschlecht und Alter korreliert sind. Männliche Teilnehmer erreichten (bei gleichem Gewicht) eine höhere Drucktiefe als weibliche.
Thoraxkompressionstiefe und Geschlecht.
Die Parameter der Thoraxkompressionstiefe unterschieden sich signifikant nach Geschlecht (t-Test für unverbundene Stichproben; p‑Werte s. Tab. 2). Die männlichen Schüler erreichten tiefere Kompressionen (33,2 vs. 26,1 mm; p < 0,0001), obwohl sie kein signifikant höheres Gewicht hatten (48,5 vs. 46,5 kg; t‑Test für unverbundene Stichproben p = 0,304) (Tab. 2, Abb. 3). Die Thoraxkompressionstiefe nahm sowohl bei den männlichen (um 6,8 mm; p = 0,0001) als auch bei den weiblichen (um 7,7 mm; p < 0,0001; jeweils t‑Test für verbundene Stichproben) statistisch signifikant im Verlauf der Testsequenz ab (Abb. 4).
Thoraxkompressionstiefe und Gewicht.
Zwischen der Thoraxkompressionstiefe bei den Thoraxkompressionen und dem Gewicht der Probanden bestand außerdem eine signifikante Korrelation (Korrelationskoeffizient nach Pearson; p < 0,0001), nicht jedoch zwischen Thoraxkompressionstiefe-Tendenz (Spearman; p = 0,6984) bzw. der „Anzahl nicht ausreichend tiefer Kompressionen (GL 2010, 2015)“ und dem Gewicht.
Der Korrelationskoeffizient r lag hierfür zwischen 0,39 und 0,49 bzw. für die Anzahl nicht ausreichend tiefer Kompressionen nach GL2005 bei r = −0,39 (Tab. 3, Abb. 5). Ein Korrelationskoeffizient hinsichtlich der GL2010 und 2015 wurde nicht berechnet, da die Thoraxkompressionstiefe ohnehin nicht tief genug war (Tab. 2 und „Thoraxkompressionstiefe, Ist-Soll-Abweichung“).
Diskussion
Als zentrale Erkenntnis aus der Untersuchung ergibt sich, dass nahezu alle Schüler Laienreanimation durchgeführt haben. Sie sind bereits im Alter von 11–13 Jahren in der Lage, dies anhand eines Selbstinstruktionskits wie MiniAnne® zu erlernen [5, 25, 26, 29]. Das Ziel des Projekts in Südtirol, nämlich eine Zunahme von Reanimationskenntnissen, ist daher als großer Erfolg zu werten [29]; ohne zu zögern führten die Schulkinder nach dem Reanimationstraining Laienreanimation durch.
Hinsichtlich der Fragestellung nach den praktischen Fertigkeiten lässt sich hingegen Folgendes feststellen: Das Herangehen an die leblose Person ist deutlich verbesserungsbedürftig. Sowohl Vollständigkeit als auch richtige Reihenfolge der Maßnahmen müssen in der Unterrichtung stärker betont werden (Tab. 1). Im Hinblick auf das durchaus vorhandene theoretische Wissen ist aber eher von einem Erinnerungs- oder Umsetzungs- als von einem Lerndefizit auszugehen, denn in einem schriftlichen Test schnitten Schüler im gleichen Projekt bei einem Theorietest hierzu deutlich besser ab [29]. Zwischen theoretischem Wissen und praktischen Fertigkeiten beim Herangehen an die leblose Person bestand sogar kein statistischer signifikanter Zusammenhang. Das ist das Ergebnis einer Nachanalyse mit den Ergebnissen der 3 Fragen (des gleichen Fragebogens) zum Herangehen und der praktisch durchgeführten Maßnahmenreihenfolge (exakter Test nach Fisher; p = 0,5363; p = 0,4325; p = 0,2511).
Die angestrebte Thoraxkompressionstiefe von seinerzeit 4–5 cm wurde mit 2,8 cm deutlich verfehlt [18]. Dies gilt umso mehr für die aktuelle Empfehlung von 5–6 cm [33]. Eine zu geringe Thoraxkompressionstiefe konnten auch Bohn et al. in dieser Altersklasse zeigen, wobei auch andere Faktoren als die Gewichts- und Geschlechtsabhängigkeit nicht auszuschließen sind [5]. Der wahrscheinlichste Grund hierfür ist jedoch, dass Schulkinder, wie bereits andernorts beschrieben, in diesem Alter körperlich noch nicht zu ausreichend tiefen Thoraxkompressionen in der Lage sind [27, 32, 33]. Die Gewichts- und Geschlechtsabhängigkeit untermauert hierbei die Vermutung, dass aus physiologischen Gründen das Ziel nicht erreicht wird.
Die erwünschte Druckfrequenz wird nicht ganz erreicht, allerdings mit deutlich geringerer Abweichung vom Soll als die Thoraxkompressionstiefe. Eine entsprechende Zahl oder Frequenzangabe fehlt im Lehrmaterial.
Die Beatmung gelingt nicht. Dadurch entstehen lange Pausen, die No-Flow Time ist dadurch erheblich zu hoch.
Wir kommen also zu dem Schluss, dass es sich bei den z. T. mangelnden Erfolgen weniger um ein Soll-Ist-Problem von Erforderlichem gegenüber Gelerntem handelt. Die simulierte Situation, erst recht eine reale, stellt höhere als nur theoretische Anforderungen. Die Probleme sind der Transfer von der Theorie in die Praxis, v. a. beim Herangehen an die leblose Person, und die körperlichen Grenzen, wie z. B. mangelndes Körpergewicht in diesem Alter [1, 5, 20, 34, 37]. Um auf beide Probleme einzugehen, sind einerseits Korrekturen der Lehr-DVD erforderlich, andererseits ein Stufenvorgehen, das die zunehmenden kognitiven und körperlichen Fähigkeiten der Schüler berücksichtigt.
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1.
Das Lehrmaterial der MiniAnne® sollte überarbeitet werden:
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Komplexe Handlungen sollten in einfache, einprägsame Regeln gefasst werden: z. B. Prüfen, Rufen, Drücken [16] und „drücke so tief als möglich“ [27].
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Die erforderliche Thoraxkompressionstiefe sollte stärker betont werden. Sie wird trotz ihrer Bedeutung nur 4‑mal genannt.
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Weitere Laienhelfer um Hilfe zu bitten sollte stärker hervorgehoben werden. Das Problem der Ermüdung und der Abhilfe durch weitere Laien kann den Schülern leicht erklärt werden, des Weiteren, dass die Kompressionstiefe ermüdungsbedingt ab-, die Frequenz zugleich zunimmt (vgl. Abb. 3 und 5). Der Hilferuf wird in den aktuellen Guidelines nicht mehr aufgeführt [33].
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Die erforderliche Kompressionsfrequenz sollte als Zahl oder noch deutlicher als eingängiger Rhythmus angegeben werden. Bislang wird nur einmal auf der DVD die Anweisung gegeben „richten Sie sich nach dem Rhythmus der Musik“.
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Die akustische Kontrolle mittels Klick sollte gleich zu Beginn der Unterweisung stattfinden statt am Ende. Feedback ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Fertigkeiten [28, 32].
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2.
Was das Unterrichten in Lern- und Altersstufen anbelangt, leiten wir aus unseren Ergebnissen Folgendes ab:
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Praktischer und wiederholter Unterricht stellt Routine her und dient daher der Förderung praktischer Fähigkeiten [10, 12, 28, 34]. So lässt sich das Durchführen der erforderlichen Maßnahmen in der richtigen Reihenfolge verbessern.
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Auch wenn für eine ausreichende CPR-Qualität ein Alter von 13 Jahren beschrieben ist [1], führen die in unserer Untersuchung deutlich zu geringen Kompressionstiefen, welche v. a. mit dem noch zu geringen Körpergewicht der Kinder zusammenhängen, zu einer weitergehenden Empfehlung. Unterrichtung und praktische Übung sollten zwar aus didaktischen Gründen im Alter von 11–13 Jahren beginnen, aber das Erreichen der erforderlichen Thoraxkompressionstiefe muss in Stufen bis an das Ende der Schulzeit fortgeführt werden, um eine immer bessere CPR-Qualität zu erreichen.
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Nicht nur die körperlichen Fähigkeiten, sondern auch das kognitive Verständnis nimmt in höheren Klassen zu. Die Beatmung ist eine komplexe Handlung und daher mit einer hohen Fehlerquote verbunden, was zudem die No-Flow Time verlängert. Daher ist die Unterweisung in Beatmung erst in einem fortgeschrittenen Alter sinnvoll, während deutlich jüngere Schüler zunächst Compression-Only-CPR lernen sollten. Für die Compression-Only-CPR wird sogar ein besseres Überleben festgestellt als für die konventionelle Wiederbelebung, sei es durch eine geringere No-Flow Time oder sei es, weil diese durch vereinfachte Anforderungen eher durchgeführt wird [4, 30, 31].
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Ein Stufenvorgehen, wie wir es für nötig halten, findet sich auch im GRC-Mustercurriculum (Abb. 1). Die Ansätze, früh zu beginnen und altersangepasst und praktisch zu üben, z. B. anhand von Selbstinstruktionskits, werden auch bei Plant und Taylor bzw. bei Bohn et al. empfohlen [6, 14, 34].
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Das festgestellte Theorie-Praxis-Defizit lässt sich nach den Ergebnissen unserer und anderer Studien nicht nur mit unzulänglichen Unterrichtungsmethoden erklären, sondern mit Anwendungs- und Umsetzungsproblemen. Die Komplexität der realen Situation und die körperlichen Grenzen stellen für jegliche Unterrichtungsmethode die größte Herausforderung dar. Erfolge mit Selbstinstruktionskits zeigten bereits u. a. Lorem et al. [25, 26]. Sie werden als „erfolgreiche Möglichkeit, Wiederbelebungsunterricht anzubieten“ betrachtet [6]. Im Übrigen haben diese den Vorteil, handlich und somit einfach transportierbar zu sein, was sich in einem Multiplikationseffekt niederschlagen kann. Lorem et al. konnten zeigen, dass 2,8 Personen durch ein einziges Kit zusätzlich geschult werden (Multiplikatoreneffekt) [26]. Durch Selbstinstruktionskits würden mehr Laienhelfer erreicht als zunächst geplant [25]. Nicht nur Schüler, sondern auch deren Angehörige werden als potenzielle Laienhelfer dadurch erreichbar [6].
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Unser Hinweis auf die Eignung von Selbstinstruktionskits schließt nicht aus, dass andere Lehrmethoden (z. B. Instruktoren- oder computergestützter Unterricht [13, 35]) bessere Lernergebnisse erzielen können. Einen Multiplikationseffekt gibt es hierbei allerdings nicht. Das Problem, das Gelernte in einer simulierten oder realen Situation umzusetzen, ist aber grundsätzlich das gleiche, sodass unsere Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Empfehlungen unabhängig vom gewählten Unterricht von Bedeutung sind.
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Einschränkungen
Die Schulungsmaßnahme basierte auf dem Self-instruction-Kit mit der aufblasbaren MiniAnne®-Reanimationspuppe. Die Evaluation der praktischen Fertigkeiten erfolgte mangels Verfügbarkeit an einer Referenz-Reanimationspuppe, die gegenüber der MiniAnne durch eine größere Steife des Oberflächenmaterials charakterisiert ist. Damit war die Möglichkeit einer suffizienten Beatmung für die Schüler technisch bedingt eingeschränkt.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Schüler nicht nur wegen ihrer körperlichen Konstitution und entwicklungspsychologischen Reife sondern auch wegen Mängeln beim Lehrmaterial bzw. der Lehrmethode die Reanimationssituation nur insuffizient bewerkstelligen konnten. Eine Praxisevaluation unterschiedlicher Lehrmethoden fand nicht statt.
Darüber hinaus stand keine Hilfsperson, die hätte gerufen werden können, zur Verfügung, was die Bereitschaft, um Hilfe zu rufen, beeinträchtigt haben könnte.
Drei Monate nach dem Test wurden die aktuellen Leitlinien veröffentlicht, hierbei u. a. die anzustrebende Thoraxkompressionstiefe von 4–5 cm auf 5–6 cm geändert [18, 32, 33].
Fazit für die Praxis
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Schüler sind dazu in der Lage, anhand eines Selbstinstruktionskits Laienreanimation zu erlernen.
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Sie führen im Testszenario Laienreanimation durch.
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Jedoch sind sie im getesteten Alter u. a. körperlich nicht in der Lage, Reanimation suffizient durchzuführen (v. a. Thoraxkompressionstiefe) und das Erlernte in der komplexen Situation anzuwenden (v. a. Herangehen).
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Präzisere und vereinfachte Aussagen in der DVD einerseits und altersangepasstes Stufenvorgehen mit wiederholter, praktischer Übung andererseits könnten die Lösung sein.
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Danksagung
Christian Siebers möchten wir für seinen konzeptionellen Rat zur praktischen Evaluation danken, Walter Tinkhauser vom Weißen Kreuz für die Hilfe bei der Durchführung des Praxistests mit den Schülern. Den Lehrern, die sich zur Mitarbeit bereiterklärt haben, gebührt Dank für ihr Engagement, außerdem Ulrich Müller für die kritische Durchsicht des Manuskripts.
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Interessenkonflikt
A. S. Müller, M. Comploi, J. Hötzel, L. Lintner, G. Rammlmair, C. Weiß und U. Kreimeier geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Eltern der beteiligten Schulkinder haben der Erhebung der Daten schriftlich zugestimmt. Die Auswertung der Daten erfolgte mit Zustimmung des behördlichen Datenschutzbeauftragten.
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Müller, A.S., Comploi, M., Hötzel, J. et al. Praktische Fertigkeiten von Schulkindern nach videogestütztem Reanimationstraining. Notfall Rettungsmed 19, 582–590 (2016). https://doi.org/10.1007/s10049-016-0174-5
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DOI: https://doi.org/10.1007/s10049-016-0174-5