Beschäftigte in der Pflege haben aufgrund berufstypischer, wirbelsäulenbelastender Tätigkeiten ein erhöhtes Risiko für bandscheibenbedingte Erkrankungen der Lendenwirbelsäule (BK 2108). Im Jahr 2014 ging bei der Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) 3065-mal die Meldung auf den Verdacht der BK 2108 ein. Sofern bereits einschlägige Symptome vorliegen, der Arbeitsplatz durch entsprechende Belastungen charakterisiert ist und die Betroffenen noch an diesem tätig sind, bietet die BGW ihren Versicherten die 3-wöchige Präventionsmaßnahme BGW-Rückenkolleg an.

Zielsetzung des BGW-Rückenkollegs

Zielstellung des Rückenkollegs ist es, Versicherte mit Lendenwirbelsäulenerkrankungen beim Verbleib am Arbeitsplatz zu unterstützen. Durch die Vermittlung eines mehrdimensionalen, biopsychosozialen Krankheitsverständnisses wird die individuelle Handlungskompetenz bei der Gesunderhaltung des Rückens gestärkt und die Entwicklung eines grundlegend positiven Funktionsbildes des Rückens unterstützt. Die Schulung zielt darauf ab, die persönliche Schmerzreaktion zu reflektieren und verschiedene Bewältigungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Durch das Erlernen von wirbelsäulenentlastenden Arbeitstechniken, die Förderung eines adäquaten Bewegungsverhaltens im Alltag und ein intensives Muskelaufbautraining wird die Gesamtbelastbarkeit der Versicherten verbessert.

Zielgruppe und Zugangsvoraussetzungen

Die Maßnahme wird den Versicherten auf der Grundlage des § 3 der Berufskrankheitenverordnung (BKV; [5]) zur Prävention einer drohenden Berufskrankheit BK 2108 angeboten. Diese wird wie folgt definiert:

Bandscheibenbedingte Erkrankungen der Lendenwirbelsäule durch langjähriges Heben oder Tragen schwerer Lasten oder durch langjährige Tätigkeiten in extremer Rumpfbeugehaltung, die zur Unterlassung aller Tätigkeiten gezwungen haben, die für die Entstehung, die Verschlimmerung oder das Wiederaufleben der Krankheit ursächlich waren oder sein können

Bei der BGW sind insbesondere Pflegekräfte in der stationären und ambulanten Alten- und Krankenpflege betroffen. Voraussetzung für die Teilnahme am Rückenkolleg ist neben einer gefährdenden beruflichen Tätigkeit und einem Krankheitsbild entsprechend der BK 2108 eine ausreichende Belastbarkeit für die Trainingseinheiten.

Theoretische Fundierung

Das Rückenkolleg ist den Leitlinien zur Behandlung von chronischem Rückenschmerz sowie aktuellen Behandlungsempfehlungen und -konzepten entsprechend bewegungsbezogen und biopsychosozial ausgerichtet [3, 20].

Rückenschmerzen werden hier als ein multifaktorielles Geschehen eingestuft [15]. So stehen somatische Beschwerden zwar am Anfang der Kausalkette, verlieren aber aufgrund multipler Beeinflussung durch psychosoziale Faktoren wie subjektive Theorien der Betroffenen, das individuelle Krankheitsverhalten und Einflüsse der Umwelt zunehmend an Bedeutung [21]. Die Folgen können psychische Beeinträchtigungen, Verhaltensänderungen (z. B. Schon- und Vermeidungsverhalten), dadurch begünstigte körperliche Dekonditionierung (u. a. der Rückenmuskulatur; [17]), inadäquate Krankheitsbewältigung und soziale Auswirkungen sein. Indem sich das Rückenkolleg am Teilnehmer orientiert und individuelle Lösungsstrategien für rückengerechte Arbeitsweisen angeboten werden, reduzieren sich angstvermeidende Bewegungskognitionen. Mit der Vermittlung von Wissen wird der Schmerz entdramatisiert, und die Kompetenzen zum aktiven Umgang mit den Beschwerden werden erhöht.

Durch Trainingsmaßnahmen zur Verbesserung der Gesamtbelastung im Beruf und Alltag sowie Entspannungsverfahren zur Stress- bzw. Schmerzbewältigung erleben die Teilnehmer Belastungsverträglichkeit in positiver Form [13].

Diese Kombination aus Edukation, Verhaltens- und Bewegungstherapie innerhalb eines biopsychosozialen, multidisziplinären Interventionsansatzes ist bei chronischen Rückenschmerzpatienten grundsätzlich geeignet, Schmerzen zu reduzieren und eine Funktionsverbesserung zu erreichen [9]. Das Rückenkolleg erweitert diesen Ansatz durch den Bezug auf den individuellen Arbeitsplatz der Teilnehmer, da Studien gezeigt haben, dass in der Therapie chronischer Rückenschmerzen Interventionsformen, die arbeitsplatzspezifische Merkmale berücksichtigen, wirksam sind [7, 10, 16].

Das Rückenkolleg orientiert sich zudem an dem Konzept der Salutogenese, d. h., es wird nach Schutzfaktoren gesucht, die einer Person helfen, trotz pathogener Bedingungen gesund zu bleiben bzw. sich bei Erkrankungen/Symptomen gesund zu fühlen [13]. Nach Antonovsky [1] bilden die Zustände „gesund“ und „krank“ ein Kontinuum mit fließendem Übergang. Bezogen auf die Rückengesundheit heißt das, dass der Mensch ständig gefordert ist, diese zu erlangen oder zu erhalten [13]. Wo sich eine Person auf dem Kontinuum lokalisiert, hängt von der individuellen Fähigkeit ab, Spannungszustände auszugleichen. Diese entstehen durch die Interaktion von Stressoren, Effizienz der Spannungsbewältigung, generalisierten Widerstandsquellen und dem Kohärenzsinn. Von der Art der Spannungsbewältigung hängt es ab, ob Stressoren in pathologischer, neutraler oder gesundheitsfördernder Richtung auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum wirken [2]. Der Ansatz des Rückenkollegs, berufsbedingten Rückenbeschwerden durch einen verbesserten Umgang mit Belastungen im Arbeitsalltag entgegenzuwirken, steht für eine gesundheitsförderliche, salutogene Herangehensweise.

Beide Ansätze werden in einem multimodalen Kursprogramm umgesetzt, das sowohl verhaltens- als auch verhältnispräventive Aspekte beinhaltet [12] und die Eigenverantwortung der Teilnehmer und die Fähigkeit, selbstwirksam zu handeln, fördert.

Konzept des Rückenkollegs

Das Rückenkolleg integriert orthopädische, sportmedizinische und trainingswissenschaftliche, physio- und ergotherapeutische sowie psychologische Methoden. Eine multiprofessionelle Diagnostik gewährleistet ein individuell abgestimmtes, patientenspezifisches Vorgehen. Während der 3-wöchigen Präventionsmaßnahme erlernen die Teilnehmer in den täglichen Trainings- und Schulungseinheiten, wie sie mit den berufsbedingten Belastungen des Rückens und Bewegungsapparates besser umgehen und arbeitsspezifische Abläufe ökonomisieren können. Das Rückenkolleg umfasst folgende Kernelemente:

  • Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten zur Förderung der Funktionsfähigkeit,

  • medizinische Trainingstherapie zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur und Verbesserung der körperlichen Grundstabilität, Körperwahrnehmung, Ausdauerleistung und Koordination sowie Physiotherapie,

  • berufsspezifisches Üben unter Anwendung ergonomischer Grundprinzipien in unterschiedlichen Patiententransfersituationen sowie

  • psychologisches Gesundheitstraining zum Erwerb und Ausbau verschiedener Strategien für einen verbesserten Umgang mit Schmerzen, Stress und psychischen Belastungssituationen.

Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten

Arztvortrag

Durch die Vermittlung von rückenbezogenen Informationen lassen sich die mit Rückenschmerz zusammenhängenden Kognitionen und das entsprechende Verhalten beeinflussen [19]. Dementsprechend werden in einem ärztlich geleiteten Modul Kenntnisse über die Anatomie, Physiologie und Biomechanik der Wirbelsäule sowie über die pathophysiologischen Grundlagen von Wirbelsäulenerkrankungen vermittelt und die Therapieoptionen und Präventionsmöglichkeiten vorgestellt. Wesentlich ist dabei die Botschaft, dass wahrgenommene Schmerzen nicht dem Ausmaß körperlicher Schädigung entsprechen müssen, die Wirbelsäule ein stabiles und muskulär gut zu sicherndes System darstellt und dass die Beibehaltung von Aktivität der beste Weg zur Vermeidung von Rückenschmerzen ist.

Schulung zu Hilfsmitteln und deren Einsatz

Das Maß, der in der Pflege auftretenden Belastungen der Wirbelsäule, kann durch eine rückengerechte Haltung und durch rückengerechte Bewegungsabläufe in Verbindung mit der Nutzung der Ressourcen der Patienten reduziert werden. Ein wesentlicher Faktor für die Minderung der Druckbelastung ist die Kombination der optimierten Arbeitsweise mit der Verwendung von Hilfsmitteln [11]. In einem entsprechenden Modul werden die Teilnehmer von einem Rehabilitationsfachberater über die Möglichkeiten mit kleinen und großen Hilfsmitteln, rückengerecht zu arbeiten, informiert. Vorgestellt werden u. a. Liftersysteme, Aufstehhilfen, Rutsch- und Rollbretter sowie Drehscheiben. Die Schulung hat einen umfangreichen praktischen Teil, um einen möglichst hohen Lernerfolg zu sichern.

Ernährungsberatung

Eine gesunde Ernährung wirkt sich entscheidend auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Einzelnen aus und kann Beeinträchtigungen und Krankheiten behandlungsunterstützend positiv beeinflussen. Das Körpergewicht bzw. der Body-Mass-Index scheinen zudem einen Einfluss auf die Schmerzempfindung zu haben. In einer Risikogruppenanalyse von Ochsmann et al. [18] gaben übergewichtige und adipöse Personen im Vergleich zu Normalgewichtigen eher starke Rückenschmerzen an. In der Ernährungsberatung lernen die Versicherten gesunde und ausgewogene Ernährung kennen. Die Schulung ist teilnehmerzentriert und handlungsorientiert, um Verhaltensänderungen zu initiieren. Neben der Information steht insbesondere die Motivierung der Teilnehmer im Sinne der Handlungsaktivierung und Reflexion des Ernährungsverhaltens im Fokus. Im theoretischen Teil wird über gesunde Ernährung informiert (Dauer 60–90 min), im praktischen Teil (Dauer 90–120 min) wird ein Koch- bzw. Einkaufstraining durchgeführt.

BGW-Schulung

Das Rückenkolleg ist ein Angebot der BGW zur sekundären Individualprävention (§ 3 Berufskrankheitenverordnung, BKV). Die Teilnehmer werden von einem Fachberater über die Aufgaben und Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung bei einer Berufskrankheit Nr. 2108, zu Angeboten der BGW und Zielen des Rückenkollegs informiert sowie zu ihrer individuellen Situation in diesem Zusammenhang beraten.

Therapeutischer Bereich

Die therapeutische Arbeit ist ausgerichtet auf:

  • die Behandlung und Schulung eines besseren Körperbewusstseins,

  • die Verbesserung der Gesamtbelastbarkeit im Alltag und im Beruf durch aktive Maßnahmen,

  • die Übernahme von Eigenverantwortung für das körperliche Wohlbefinden und

  • die Vermittlung einfacher und alternativer Therapiemethoden zur Selbstbehandlung.

Passive Maßnahmen zur Schmerzreduktion und Regeneration begleiten die therapeutische Arbeit.

Sporttherapie: medizinische Trainingstherapie

In der medizinischen Trainingstherapie lernen die Versicherten grundlegende Trainingsprinzipien kennen und umzusetzen. Jeder Versicherte erhält einen individuellen Trainingsplan, der die Ergebnisse der funktionsdiagnostischen Testung zu Beginn des Rückenkollegs und das momentane Beschwerdebild berücksichtigt und wöchentlich entsprechend des Leistungsvermögens und Trainingszustandes angepasst wird.

Die regulären Trainingseinheiten von mehreren Stunden täglich beinhalten Übungen zur Stabilisation und Gewichtsverlagerung (z. B. an den Seilzügen, auf dem Wackelbrett), Koordinationstraining zum Aufbau der Haltung und des Fußgewölbes, Bodenübungen auf der Matte und an medizinischen Trainingsgeräten zur Kräftigung der tiefen Bauch- und Rückenmuskulatur sowie Beckenbodentraining (Abb. 1).

Abb. 1
figure 1

Medizinische Trainingstherapie

Weiterhin Schwerpunkte sind Detonisierungsübungen für den Schultergürtel sowie das intensive Trainieren von Squats, um die Gesäß- und Beinmuskulatur zu kräftigen – eine wesentliche Voraussetzung für die Entlastung des Rückens durch einen vermehrten Beineinsatz. Die einzelnen Trainingselemente sollen die Teilnehmer befähigen, rückenschonende ergonomische Bewegungsabläufe im berufsspezifischen Üben (BSÜ) und später auch im Beruf und Alltag umzusetzen. Zur Optimierung der Gesamtbelastbarkeit und Verbesserung der Ausdauerfähigkeit ist auch das Kardiotraining, z. B. auf dem Cross-Trainer, Fahrradergometer oder Laufband, fester Bestandteil der medizinischen Trainingstherapie. Dazu gehören außerdem Nordic Walking (Abb. 2) und Aquagymnastik/Schwimmen.

Abb. 2
figure 2

Nordic Walking in der Gruppe

Physiotherapie

Die konkreten physiotherapeutischen Einzelbehandlungen ergeben sich aus der Eingangsbefundaufnahme. Der individuelle Behandlungsplan setzt sich bedarfsorientiert aus Behandlungskonzepten der manuellen Therapie, propriozeptiven neuromuskulären Fazilitation, Krankengymnastik auf neurophysiologischer Basis und Traktionstherapie zusammen. Mit der Behandlung werden Körperwahrnehmung und Körperaufrichtung verbessert, die Wirbelsäulenbeweglichkeit erhöht und Schmerzen verringert. Außerdem fördert sie die Anbahnung und Ansteuerung benötigter Muskulatur und verhilft zu einer segmentalen Stabilisation und einem Ausgleich muskulärer Dysbalancen. Der Therapeut geht dabei auf individuelle Bewegungsabläufe aus dem berufsspezifischen Üben ein und vertieft sie. Durch die Übungen verbessert sich die Stabilität bei berufsspezifischen und alltagsrelevanten Bewegungen – besonders um körpergerechtes Bewegen von Lasten zu ermöglichen. Ziel ist die eigenverantwortliche Durchführung eines persönlichen Übungsprogramms, damit der Teilnehmer das Programm später zu Hause fortführen kann.

Begleitende physikalische Therapiemaßnahmen regen den Stoffwechsel an, reduzieren Schmerzen, entspannen die Muskulatur und unterstützen so die aktiven Kursmodule.

Entspannungstherapie

Hier lernen die Versicherten verschiedene anerkannte Methoden und bewährte Praxisbeispiele zur Entspannung kennen. Dazu gehören Atemübungen, Dehnungen, Fantasiereisen mit Aspekten aus dem autogenen Training, Qi Gong, Yoga und progressive Muskelrelaxation. Durch diese Methodenvielfalt können die Teilnehmer eigene Vorlieben entdecken, da nicht jedes Verfahren gleichermaßen für alle geeignet ist. Mithilfe von Entspannungsverfahren lernen die Versicherten, Körperfunktionen positiv zu beeinflussen, was zu einem veränderten Umgang mit Belastungen führen kann [6]. Die Teilnehmer werden in die Lage versetzt, sich selbst zu beeinflussen und eine positive Wirkung zu erreichen.

Psychologisches Gesundheitstraining

Mit diesem Modul wird der Tatsache Rechnung getragen, dass vor allem psychische und psychosoziale Faktoren eine besondere Rolle bei der Chronifizierung von Rückenschmerzen spielen [8, 14]. Das psychologische Gesundheitstraining dient zum einem der Wissensvermittlung, zum anderen werden die Teilnehmer dazu angehalten, individuelle Stressoren und ihre Bewältigungsstrategien kritisch zu bewerten. Sie lernen alternative, geeignetere Reaktions- und Umgangsformen für belastendende Situationen und auftretende Schmerzen kennen und trainieren diese.

Das psychologische Gesundheitstraining umfasst 5 Einheiten von jeweils 90 min:

  • Stress/Belastung,

  • Schmerz,

  • Aktivitätsregulation,

  • Selbstwahrnehmung,

  • Transfersicherung.

Berufsspezifisches Üben

Das BSÜ ist ein wesentlicher Bestandteil des Rückenkollegs. Es dient dem Erlernen ergonomischer Grundprinzipien mit dem Ziel, das Heben und Tragen auf ein Minimum zu reduzieren und die Patienten durch Ausnutzen individueller Ressourcen aktiv mit einzubeziehen.

Nach einer theoretischen Einführung, bei der die wichtigsten Elemente für das ergonomische Arbeiten zusammengetragen und erläutert werden, ist das BSÜ vorrangig praktisch ausgelegt. Die Teilnehmer lernen, wie sie mithilfe von Bewegungselementen aus dem Bobath- und Kinästhetikkonzept unterschiedliche Patiententransfers ergonomisch bewältigen (Abb. 3) Darüber hinaus zielt das BSÜ auf eine Verbesserung der im Berufsalltag notwendigen Kraft und Ausdauer. Gleichzeitig sollen die Versicherten die individuellen Grenzen ihrer Belastbarkeit rechtzeitig erkennen und respektieren.

Abb.  3
figure 3

a, b Anwendung einer rückenschonenden Technik beim Patiententransfer

Die Teilnehmer werden intensiv im Umgang mit Hilfsmitteln, in der Körperwahrnehmung, dem Gleichgewicht und der Koordination bei Gewichtsverlagerungen zum Schieben und Ziehen von Lasten im Arbeitsprozess geschult. Beispiele aus dem Arbeitsalltag verdeutlichen theoretische und praktische Inhalte.

Nachsorge

Die umfassenden Lebensstiländerungen, wie sie das Rückenkolleg (rückengerechtes Arbeiten, Steigerung der körperlichen Aktivität etc.) anregt, können in den 3 Wochen lediglich initiiert werden. Mithilfe von Nachsorgemaßnahmen besteht die Möglichkeit, Lebensstiländerungen zu stabilisieren und die Nachhaltigkeit der medizinischen Rehabilitation zu erhöhen [4].

Im Anschluss an das Rückenkolleg bietet die BGW daher ihren Versicherten verschiedene Maßnahmen an, um den Transfer zu sichern.

Arbeitsplatzbegleitung

Etwa 12 Wochen nach dem Rückenkolleg findet eine Arbeitsplatzbegleitung (APB) statt. Eine Trainerin oder ein Trainer der BGW begleitet den Versicherten durch seinen Arbeitstag – in der Regel über 2 Schichten.

Ziel ist, die im Rückenkolleg erlernten Inhalte und Techniken am individuellen Arbeitsplatz umzusetzen und in die Alltagsroutine zu überführen sowie die Versicherten zur Aufrechterhaltung rückengerechter Arbeits- und Verhaltensweisen im Berufsalltag zu motivieren.

Die Inhalte des Rückenkollegs, besonders aus dem BSÜ, werden wiederholt und positiv unterstützt, um das Handeln des Versicherten zu festigen.

Der Verlauf der Arbeitsplatzbegleitung wird dokumentiert und bildet die Grundlage des Abschlussgesprächs. Anhand der beobachteten Arbeitsabläufe und Situationen empfehlen die Arbeitsplatzbegleiter konkrete Maßnahmen zur Etablierung rückengerechter Arbeitsbedingungen.

Refresher-Kurs

Die Teilnehmer können 1 bis 1 1/2 Jahre nach der Teilnahme am Rückenkolleg einen 5-tägigen Refresher-Kurs absolvieren, wenn sie weiterhin einen gefährdenden Beruf ausüben und aktiv und motiviert am Rückenkolleg teilgenommen haben. Durch das Refresher-Konzept werden die Inhalte des Rückenkollegs aufgefrischt und Probleme aufgegriffen, die nach dem Rückenkolleg im beruflichen Alltag aufgetreten sind.

Fazit für die Praxis

  • Das Rückenkolleg ist eine Individualpräventionsmaßnahme für Pflegekräfte mit drohender BK 2108, die sich an aktuellen Erkenntnissen zur Therapie/Rehabilitation von Rückenschmerzen orientiert.

  • Ziel ist der Erhalt der Arbeitsfähigkeit im Beruf.

  • Die Effektivität dieser Maßnahme wurde bisher nur retrospektiv nachgewiesen. Eine entsprechende Studie mit prospektivem Ansatz wird derzeit durchgeführt. Erste Ergebnisse bestätigen die Wirksamkeit.