Zusammenfassung
Die gefäßchirurgisch außergewöhnlichsten Befunde aus dem Papyrus Ebers sind zweifelsohne der Nachweis des Aneurysmas und der Varikosis, zeigen sie doch, dass sie schon seit mindestens 3500 Jahren den altägyptischen Ärzten bekannt waren. Obwohl sie thematisch zur Pathologie der Gefäße gehören, werden sie kontextbedingt mit ihren Therapien in diesem Kapitel vorgestellt.
Neben den Varizen lassen sich noch weitere phlebologische Erkrankungen wie die Phlebitis und die Thrombophlebitis erkennen, die sich erst bei einer Auseinandersetzung mit der sogenannten Koniferenölerscheinung erschließen.
Unter den allgemeinen Therapieprinzipien überrascht bezüglich der Behandlungsdauer die 4‑Tage-Regel. Erstaunlicherweise fanden antipyretische und laxierende Suppositorien bereits schon vor Jahrtausenden einen routinemäßigen Einsatz. Hinsichtlich der Behandlungsmethoden unterschied schon die antike ägyptische Medizin zwischen konservativen und invasiven Therapien. Während Herzerkrankungen ausschließlich mit Arzneien behandelt wurden, kamen bei Erkrankungen der Gefäße sowohl konservative als auch chirurgische Maßnahmen zur Anwendung. Für Letztere sind lediglich Messerbehandlungen und die Kauterisationen belegbar.
Abstract
The most extraordinary vascular findings from the Ebers Papyrus are without doubt the detection of aneurysms and varicosis, which shows that they were known at least 3500 years ago to physicians in Ancient Egypt. Although as a topic they belong to vascular pathology, because of the contextual aspects they and their therapy are presented in this chapter. In addition to varices, further phlebological diseases, such as phlebitis and thrombophlebitis can be recognized, which can first be deduced by a detailed analysis of the so-called conifer oil appearance. Under the general principles of therapy, the 4‑day rule is surprising with respect to treatment duration. Surprisingly, antipyretic and laxative suppositories were routinely used even thousands of years ago. With respect to the treatment methods, even Ancient Egyptian medicine differentiated between conservative and invasive treatment. Whereas heart diseases were exclusively treated with medications, for vascular diseases both conservative as well as surgical measures were used. For the latter, only treatment with incisions and cauterization are verifiable.
Notes
Ebbell interpretierte das Aneurysma lediglich in dem kurzen Satz „This is obviously a description of aneurysma“ ohne nähere Ausführungen und ohne textbezogener Ableitungen.
Brennbolzen entspricht der wörtlichen Übersetzung für Brenneisen/Glüheisen.
Die heilige Zahl 7 stehe stellvertretend für eine größere Zahl von Knoten [17].
besondere Geschwulst, i. S. einer Supergeschwulst [18]
wahrscheinlich fehlerhaft für „deine Finger“ [18]
Die Formulierung „Das ist ein Eindringen von Geschwülsten.“ belegt die pathogenetischen Vorstellungen der alten Ägypter, dass krankhafte Veränderungen von außen in den Körper gelangen, also dämonischen Ursprungs sind.
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Michallek, R., Michallek, F. Gefäßmedizin in der ägyptischen Antike. Gefässchirurgie 22, 195–204 (2017). https://doi.org/10.1007/s00772-017-0265-8
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