Die Endlagerung Wärme entwickelnder radioaktiver Abfälle ist ein in Deutschland seit langem diskutiertes Problem. Ziel des Standortauswahlgesetzes vom 23. Juli 2013 (https://www.gesetze-im-internet.de/standag/BJNR255310 013.html) ist es, die Suche nach einem Standort, der die bestmögliche Sicherheit gewährt und von der Bevölkerung akzeptiert wird, voranzutreiben und bis zum Jahr 2031 das Standortauswahlverfahren abzuschließen.

Die aufgrund dieses Gesetzes gebildete Kommission „Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für das Standortauswahlverfahren. Für diese Entscheidungsgrundlagen müssen zahlreiche natur- und geisteswissenschaftliche sowie technische Problemstellungen berücksichtigt werden. Hydrogeologische Kriterien sind dabei von zentraler Bedeutung. Vor allem, wenn potenzielle Standorte zur weiteren Untersuchung ausgewählt werden, ist hydrogeologisches und regionalgeologisches Fachwissen unerlässlich.

Bis Mitte des Jahres 2016 soll von der Kommission ein Bericht erstellt werden, in dem die für das Auswahlverfahren relevanten Grundsatzfragen bewertet werden. Darauf aufbauend sollen Vorschläge für die Entscheidungsgrundlagen der neuen Standortsuche und Handlungsempfehlungen für Bundestag und Bundesrat erarbeitet werden. Die Arbeit der Kommission und vielfältige, auch widersprüchliche Kommentare dazu können im Internet (http://www.bundestag.de/endlager/) verfolgt werden. Die im Forum, z. T. sehr unübersichtlich, diskutierte Themenvielfalt erstaunt mich immer wieder. Entsorgungsmöglichkeiten im Weltraum und im Meer werden erläutert. Auch technologische Fortschritte (z. B. Transmutation), die eine Entsorgung vereinfachen, evtl. sogar unnötig machen, stehen zur Debatte. Zurzeit scheint die Endlagerung in tiefen geologischen Formationen mit Möglichkeit zur Rückholung favorisiert zu werden.

Die Berücksichtigung der durch vielfältige Interessenskonflikte geprägten öffentlichen Meinung und aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse wird bei der Suche und Auswahl eines Endlagers angestrebt. Transdisziplinär aufgestellte Forschungsprojekte, wie z. B. ENTRIA (https://www.entria.de/), können dabei wesentliche Spannungsfelder und bestmögliche Strategien aufzeigen. Ein ideales Endlager wird es nicht geben und für die Endlagerung radioaktiver Abfälle werden langfristig kompetente Institutionen, die gesamtgesellschaftliche Interessen vertreten können, zu unterhalten sein.

Anfang des Jahres wurde von der Kommission bekannt gegeben, dass rund 60 Standorte in Deutschland für ein künftiges Endlager infrage kämen. Auch wenn für diese Standorte wissenschaftlich-technische Kriterien erarbeitet wurden bzw. werden, ist es m. E. notwendig, die regional- und hydrogeologische Situation von ortskundigen Expertinnen und Experten für jeden einzelnen potenziellen Standort überprüfen zu lassen. Jeder Standort kann unabhängig von den bereits erarbeiteten Kriterien Besonderheiten aufweisen, die für ein Endlager, das den sicheren Verschluss über einen langen Zeitraum garantieren muss, relevant sind. Dabei sollten auch zukünftige Trinkwassergewinnungsstrategien betrachtet werden.

Sicherheit, die für eine Million Jahre angestrebt wird, schon heute beurteilen zu können, ist eine Herausforderung, der man sich nicht nur mutig, sondern vor allem realistisch stellen sollte. Daher sollten wir als Expertinnen und Experten für Grundwasser – trotz all der Unsicherheiten, der sich wiederholenden Debatten, der so oft von sich gewiesenen Verantwortung – die Diskussion um den Endlagerstandort in Deutschland so aufmerksam wie nur möglich verfolgen und uns mit all unserem Fachwissen dabei engagieren.