Liebe Leserin, lieber Leser,

Als langfristige Vision für die Entwicklung von Räumen nehmen Leitbilder auf den verschiedenen Planungsebenen eine wichtige Rolle ein. So gibt es Leitbilder für den ländlichen Raum, für Städte und Stadtteile, für Regionen, für Staatsgebiete und sogar für transnationale Räume – man denke nur an die berühmte blaue EU-Banane, mit der eine dicht bevölkerte Großraumzone angesprochen ist, die sich bandförmig zwischen der Irischen See und dem Mittelmeer erstreckt. Leitbilder haben generell empfehlenden Charakter und müssen daher in der Planungspraxis daraufhin überprüft werden, ob sie zu den jeweiligen Gegebenheiten passen oder ob sie gegebenenfalls individuell verändert werden müssen.

Zwei Beiträge des STANDORT befassen sich mit der Funktion und Wirkungsweise von Leitbildern. Das Autorenteam um Christian Strauß reflektiert vor dem Hintergrund der überarbeiteten Leitbilder und Handlungsstrategien für die Raumentwicklung in Deutschland, inwieweit diese Einfluss nehmen auf die Leitbilddiskussionen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin. Die Autor/innen weisen nach, dass Leitbilder auch Auslegungssache sind: Sowohl die resultierenden Zielvorstellungen als auch die Art und Weise der abgeleiteten Entwicklungs- und Innovationsprozesse sind in den drei Bundesländern sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ivo Mossig und Verena Andreas hingegen zeigen, wie die Stadt Bremen das in einem umfangreichen partizipativen Prozess entwickelte Leitbild „Bremen! lebenswert – urban – vernetzt“ auf Ebene eines Stadtteils anwenden will. Mit dem Versuch der teilräumlichen Umsetzung des Leitbildes „im Kleinen“ beschreitet die Stadt im Bremer Westen einen besonderen Weg.

Aktuell ist in Deutschland eine intensive, oft emotional geführte gesellschaftliche Debatte über die Steuerung und Lenkung von Zuwanderung entbrannt. Während sich die Bundespolitik noch darüber streitet, ob Deutschland ein Zuwanderungsland ist, haben etliche Städte und Gemeinden schon erkannt, dass ohne hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland der demografische und gesellschaftliche Wandel kaum zu bewältigen ist. In ihrem Artikel untersuchen Daniela Imani, Marius Otto und Claus-Christian Wiegandt, welchen Beitrag Kommunen zur Eingliederung hochqualifizierter Zuwanderer leisten können und inwieweit sie bereits eine Willkommenskultur praktizieren, die den Zuwanderern das Einleben vereinfachen soll. Sie problematisieren auch die unterschiedlichen Maßstäbe, die bei der Behandlung der verschiedenen Zuwanderergruppen teilweise angelegt werden.

Matthias Wilde schließlich beschreibt in seinem Beitrag zunächst den Wandel in der alltäglichen Mobilitätskultur. Er plädiert für eine Wende in der Verkehrsplanung, die einer sinkenden Bedeutung des privaten PKWs Rechnung trägt und die Nutzung von Fahrrädern, Car-Sharing-Angeboten und des ÖPNV stärker einbezieht. Sein Credo: Aus der klassischen Verkehrsplanung sollte eine Mobilitätsplanung werden.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Ute Christina Bauer

STANDORT-Redakteurin

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