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Doping und die Grenzen des Leistungssports

Doping and the limits of competitive sports

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Ethik in der Medizin Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Ob eine sportliche Leistung anerkannt wird, hängt maßgeblich davon ab, ob sie im Einklang mit Werten steht, die wir für wesentlich für den Sport halten. Die philosophischen Standardargumente gegen Doping im Sport behaupten eine Unvereinbarkeit von Doping mit Werten wie Fairness, Gesundheit oder Natürlichkeit. Ich möchte im Gegensatz zu diesen Argumenten eine grundsätzliche Unvereinbarkeit von Doping mit dem Wert eines nachhaltigen Umgangs einer Person mit sich selbst behaupten. Wer dopt, so meine These, folgt einem verabsolutierten Leistungsdenken, was aus ethischer Perspektive kritisiert werden kann, wenn man den Wert der Nachhaltigkeit als ethischen Wert annimmt.

Abstract

Definition of the problem We accept performances in sports only if they are liable to certain alleged values in sports. Philosophical standard arguments against doping typically claim the incompatibility of doping with values like fairness, health, or naturalness. Arguments In this paper, the author supports the thesis that doping does not contradict any of these values but is instead incompatible with the value of sustainability applied to the relation of a person to him- or herself. Conclusion It is argued that doping endorses a one-sided focus on performance that, in turn, can be criticized from an ethical point of view, if one accepts the value of sustainability as an ethical value.

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Notes

  1. Für eine genauere Bestimmung dessen, was unter Doping unter ärztlicher Aufsicht zu verstehen ist, vgl. [18] S. 104 f.

  2. Auf das Verhältnis von Doping und Enhancement, für das sich viele Doping-Befürworter wie Bostrom oder Savulescu interessieren [5, 15], gehe ich in diesem Aufsatz nicht näher ein. Es gibt durch meine gleich folgende Diskussion des Werts der Natürlichkeit und des Werts der Fairness Berührungspunkte mit der Enhancement-Diskussion, die jedoch im Rahmen meiner Argumente nicht relevant wird.

  3. „[D]oping, which is defined as the use of an artifice, whether substance or method, potentially dangerous to athletes’ health and/or capable of enhancing their performances, or the presence in the athlete’s body of a substance, or the ascertainment of the use of a method on the list annexed to the Olympic Movement Anti-Doping Code“ ([9], S. 17–18).

  4. Vgl. [13], S. 295.

  5. Dass Sportler Vorbilder sind, ist eine empirische Tatsache, wie man bereits an den Verkaufszahlen vieler Fan-Artikel sehen kann.

  6. Dass die Argumente gemeinsam stärker werden (vgl. [18]), erscheint mir nicht plausibel. Mehrere hinfällige Argumente zusammengenommen ergeben auch gemeinsam kein gutes Argument.

  7. Auf die Nachhaltigkeitsproblematik wird implizit bereits seit dem 15. Jahrhundert (etwa in der Forstordnung des Bistums Speyer) hingewiesen. Explizit taucht der Begriff allerdings erstmalig 1713 in der Sylvicultura Oeconomica von Carl von Carlowitz auf.

  8. Energiegewinnung führt beispielsweise als aktuelle Präferenz in allen uns bekannten Fällen zum Verbrauch und in manchen Fällen zur Gefährdung natürlicher Ressourcen wie Wasser, Luft, Wald/Holz etc. Nachhaltige Energiegewinnung bedeutet dann, dass der Verbrauch und die Gefährdung solcher Ressourcen zu berücksichtigen sind.

  9. Vgl. hierzu [12], S. 163 ff., wo man eine übersichtliche Zusammenfassung der Debatte findet.

  10. Das gleiche Argument lässt sich auch innerhalb einer Generation anwenden.

  11. Mit anderen Worten, wir können zwar nicht im Detail sagen, was für die Lebensqualität der folgenden Generationen entscheidend ist, es gibt aber gute Gründe anzunehmen, dass man hierbei von einer Liste anthropologisch konstanter Präferenzen ausgehen kann (vgl. [2, 11]).

  12. Wolfgang Ley wendet das Konzept der Nachhaltigkeit in fruchtbarer Weise auf psychische Phänomene an (vgl. [10], S. 1287 ff.).

  13. Zur empirischen Glückforschung vgl. [7], S. 107 ff. Für eine allgemeine Thematisierung anthropologisch universeller Glücksgüter vgl. [11].

  14. Beispiele wären etwa Jan Ullrichs Start bei der 90. Tour de France und Torsten Frings’ Auftritt beim EM-Halbfinale 2008. Ullrich startete mit Fieber und Frings spielte trotz einer gebrochenen Rippe. In beiden Fällen wurde das Verhalten der Sportler von Trainern, Verbänden und den Medien als die nötige Härte eines Berufssportlers bezeichnet. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch Magdalena Neuners Verzicht auf den Start bei der Biathlon-Damenstaffel der Olympischen Winterspiele in Vancouver, wo die heimische Presse ihr einen Verrat an der Idee des Sports und mangelnden Teamgeist vorwarf. Neuners Begründung war im Übrigen von Nachhaltigkeitsüberlegungen geprägt. In einem ZEIT-Interview begründete sie ihren Verzicht vor allem damit, dass sie sich ausgebrannt und müde fühle und ihre Kraftreserven wieder auftanken wolle. (http://www.zeit.de/sport/2010–02/neuner-staffel-verzicht-olympia, zugegriffen: 12. Dez. 2010.)

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Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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Bagattini, A. Doping und die Grenzen des Leistungssports. Ethik Med 24, 207–219 (2012). https://doi.org/10.1007/s00481-011-0149-5

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