Zusammenfassung
Angesichts der umfangreichen Erfahrungen, die Psychotherapeuten mit Trennungen und Abschieden haben, könnte man vielleicht erwarten, dass sie auf die Fähigkeiten, die sie oftmals im Zusammenhang mit der Beendigung von Behandlungen von ihren Patienten erwarten – etwa Abschied nehmen, trauern und einen Neubeginn wagen zu können, zurückgreifen, wenn für sie der Zeitpunkt gekommen sein könnte, den Weg in Richtung auf Beendigung ihrer Tätigkeit einzuschlagen und sich von der Vielfalt der Begegnungen mit Patienten zu trennen, die ihre berufliche Arbeit kennzeichnet. Das ist jedoch häufiger nicht der Fall. Viele Psychotherapeuten scheinen in Verbindung mit ihrer Tätigkeit das Problem des Abschiednehmens zu umgehen, indem sie weiterarbeiten – manchmal bis ins hohe Lebensalter.
Abstract
In view of the extensive experience that psychotherapists have with separation and parting, one could perhaps expect that they would resort to the ability which they often expect from their patients in connection with the termination of treatment, i.e. to say goodbye, to be sad and to be able to venture a new beginning, when the time could come for them to pursue the path in the direction of terminating their activities and to separate themselves from the wide diversity of encounters with patients, which is characteristic of their occupation. However, that is often not the case. Many psychotherapists appear to cope with the problem of valediction in connection with their profession, in that they continue to work, sometimes well into old age.
Notes
Eine ausführliche Übersicht über Arbeiten zur Beendigung von psychotherapeutischen und psychoanalyischen Behandlungen findet sich bei Rieber-Hunscha (2005).
Dass die Übertragung auch nach Beendigung der Therapie aufrechterhalten bleibt, gehört nach heutiger überwiegender Auffassung zum regulären Verlauf einer Analyse.
Auch wenn dieser Verdacht keineswegs abwegig ist, handelt es sich bei dem „Institute of Economic Affairs“ doch um ein wirtschaftsliberales Institut, zeigt sich hier doch, wie schwierig es ist, den Raum für eine rationale, nicht ausschließlich von politischen Aspekten dominierte Diskussion in dieser höchst aktuellen Frage zu eröffnen.
Literatur
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Überarbeiteter Vortrag bei den Lindauer Psychotherapiewochen am 11. April 2014.
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Streeck, U. Beenden – und die Zeit danach. Forum Psychoanal 31, 147–159 (2015). https://doi.org/10.1007/s00451-015-0199-2
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