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Ältere Migrantinnen und Migranten am Wohnort erreichen

Erfahrungen aus dem Schweizer Projekt „Vicino“

Reaching elderly migrants where they live

Experiences from the Swiss “Vicino” project

Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Hintergrund

Vernetzung am Wohnort durch informelle und formelle Netzwerke stellt für ältere Menschen mit und ohne Migrationshintergrund eine wichtige Unterstützungsressource dar, insbesondere mit zunehmendem Alter. Im Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Vicino – ältere Migrantinnen und Migranten am Wohnort erreichen“ wurde mit drei partizipativ angelegten Interventionen nach Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren für die Zusammenarbeit zwischen Regelstrukturen (d. h. Organisationen, die sich nicht spezifisch auf eine Herkunftsgruppe ausrichten, sondern der gesamten Bevölkerung offenstehen) und älteren Migrantinnen und Migranten sowie deren Organisationen gesucht.

Material und Methode

Vicino beinhaltete die Auswertung bevölkerungsstatistischer Daten sowie qualitative Interviews mit älteren Migrantinnen und Migranten und mit Expertinnen und Experten. Zudem wurden drei beispielhafte Interventionen durchgeführt. Die Erhebungen fanden in einer ländlichen und einer städtischen Region sowie in einer Agglomerationsgemeinde statt.

Ergebnisse

Es konnte aufgezeigt werden, dass nationalitäten- und sprachspezifische Netzwerke für einen Großteil der älteren Migrantinnen und Migranten eine hohe Bedeutung aufweisen. Pendelaktivitäten haben allerdings einen Einfluss auf die Nutzung von lokalen Netzwerken sowie auch von Regelstrukturen. Wenn Regelstrukturen mit Migrantenorganisationen zusammenarbeiten möchten, empfehlen sich partizipative Ansätze, bei denen die älteren Migrantinnen und Migranten über Schlüsselpersonen und zugehende Ansätze von Beginn an einbezogen und ihre transnationalen Bezugspunkte mitberücksichtigt werden.

Schlussfolgerung

Beim Einbezug von älteren Migrantinnen und Migranten in die Angebotsentwicklung im Alters- und Migrationsbereich sind insbesondere Pendelaktivitäten weiter zu erforschen, da diese die Einbindung in Migrantenorganisationen sowie die Nutzung von Regelstrukturen beeinflussen.

Abstract

Background

Community involvement through formal and informal networks is an important resource of support for elderly people with or without a migrant background, particularly as they get older. In the research and development project “Vicino – reaching elderly migrants where they live” the factors for success and failure in the cooperation between public institutions (organizations which do not focus on a specific group of migrants but are accessible for everybody) and migrant organizations were identified by means of three participatory interventions.

Material and methods

Vicino is based on a secondary analysis of population statistics and qualitative interviews with elderly migrants as well as experts. Furthermore, three interventions were conducted. The data collection took place in a rural, an urban and an agglomeration municipality.

Results

The results showed that nationality-specific and language-specific networks play an important role for the majority of elderly migrants; however, commuting activities between the country of origin and country of reception have a major influence on the use of local networks and public services. It is recommended that public services wanting to collaborate with migrant organizations use participatory methods. It has to be ensured that elderly migrants are involved through key persons and approaching methods and that their transnational networks are included right from the beginning of a project.

Conclusion

The development of services in the area of age and migration ought to involve the participation of elderly migrants and take their commuting activities into account as these activities have an impact on their use of public institutions and their involvement in migrant organizations.

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Notes

  1. Dies trifft im Jahr 2015 zu für Personen aus Italien, Spanien, Portugal, der Türkei, Frankreich, Deutschland, dem Vereinigen Königreich und Österreich.

  2. Es ist davon auszugehen, dass etwas mehr als ein Viertel der Personen mit Schweizer Nationalität eingebürgert sind. Im Jahr 2014 beispielsweise sind knapp 28 % der Personen mit Migrationshintergrund (aller Altersklassen) der 1. Generation eingebürgerte Ausländerinnen und Ausländer [8].

  3. Serbien (43,6 %), Bosnien und Herzegowina (30,2 %), Kroatien (28,7 %), Mazedonien (27,9 %) und Montenegro (25,0 %; [3]).

  4. In Art. 2 Abs. 3 der Verordnung über die Integration von Ausländerinnen und Ausländern (VlntA) vom 24. Oktober 2007.

  5. Aufgrund der zum Zeitpunkt der Studie fehlenden statistischen Quellen zur Migrationsbevölkerung, unabhängig vom Kriterium der Nationalität, wurden nur Daten zu Ausländerinnen und Ausländern analysiert.

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Förderung

„Vicino“ wurde ursprünglich finanziert von der Walder Stiftung sowie der Pro Senectute Schweiz.

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Interessenkonflikt

S. Johner-Kobi und M. Gehrig geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Alle beschriebenen Untersuchungen, in welchen Menschen involviert waren, wurden in Einklang mit dem nationalen Recht durchgeführt. Alle Forschungsteilnehmenden wurden detailliert über die Studie informiert und willigten freiwillig in eine Teilnahme ein.

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Johner-Kobi, S., Gehrig, M. Ältere Migrantinnen und Migranten am Wohnort erreichen. Z Gerontol Geriat 51, 807–812 (2018). https://doi.org/10.1007/s00391-017-1195-5

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