Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

der Schwerpunkt in diesem Heft des Pathologen ist der Uteruspathologie gewidmet, wobei das Hauptaugenmerk auf den Veränderungen des Corpus uteri liegt. In einigen Übersichtsbeiträgen werden die Neuerungen der letzten WHO-Klassifikation 2014 zusammengefasst und erläutert. Mithilfe der Beiträge soll Interesse an einer vertieften Lektüre des WHO-Bandes geweckt werden. Wesentliche Neuerungen werden in Tabellenform zusammengefasst und sollen im Alltag am Mikroskop in handlicher Form dienlich sein. Ein Teil der Beiträge widmet sich auch neuen molekularen Markern und deren Einsatz in der Diagnostik sowie praxisrelevanten Fallstricken. Eine gewisse Redundanz konnte dabei nicht vermieden werden, hat aber durchaus einen didaktischen Effekt.

Tumoren des Uterus zählen zu den häufigsten Neoplasien der weiblichen Reproduktionsorgane, und das Endometriumkarzinom ist in den Industrieländern die häufigste maligne Tumorerkrankung des weiblichen Genitale, z. T. mit steigender Inzidenz. Das Zervixkarzinom wiederum ist durch eine hohe Inzidenz in Entwicklungs- und Schwellenländern speziell in Südostasien, Lateinamerika und Afrika charakterisiert, wird aber in den nächsten Jahrzehnten in Folge der HPV-Impfung einen deutlichen Rückgang erfahren. Die korrekte Diagnostik der Uterustumoren stellt eine wesentliche Aufgabe in der täglichen Praxis der Pathologen dar. Biopsien, Abradate und Operationspräparate aus dem Bereich des Uterus zählen zu den häufigsten Proben in unserem Einsendegut. Die Gynäkopathologie erfordert zwar in Form einer Spezialisierung eine große Expertise, zählt aber zu jenen Bereichen der Pathologie, die wir als „Mehrkämpfer“ gut beherrschen sollten. Nur in einer sinnvollen Kombination von Tiefe und Breite des Wissens kann die Pathologie im Gesundheitswesen jene zentrale Rolle einnehmen und behaupten, die ihr aufgrund ihres breiten Spektrums und ihres soliden theoretischen Unterbaus zuerkannt wird. Eine große Domäne unseres Fachs liegt dabei in der Interdisziplinarität und Vernetzung mit unseren klinischen Partnern, in dem Fall mit der Gynäkologie. In dieser klinisch-pathologischen Interaktion werden wir als Experten geschätzt und unsere Erfahrung ist gefragt, wenn es darum geht, den therapeutischen Weg zu weisen bzw. Licht in ein unklares klinisches Bild zu bringen. Unsere präzise Diagnose erfordert eine gemeinsame internationale Sprache, aber auch eine Verknüpfung mit neuen Erkenntnissen, wie dies von der WHO und ihren Klassifikationen beabsichtigt ist.

Nicht erst seit der letzten Ausgabe handelt es sich bei der WHO-Klassifikation nicht mehr um eine bloße Aufzählung histomorphologischer Phänomene, sondern vielmehr um eine auf molekularen Tumoreigenschaften und pathogenetischen Phänomenen basierende Einteilung. Die Verknüpfung zwischen Histomorphologie und molekularen Eigenschaften und die Deduktion von der Molekularpathologie zurück zur Morphologie stellen eine große Herausforderung dar, sie bergen aber auch ungemeine Chancen für die Pathologie. Ich betrachte den Weg der Pathologie einerseits in die Klinik und andererseits in den molekularen Bereich als eine herausragende Errungenschaft unserer Zeit. Auch wenn sich der thematische Schwerpunkt dieses Hefts primär der Morphologie zuwenden und diese mit reicher Illustration darstellen soll, steckt hinter jeder pathologischen Struktur eine auf molekularen Mechanismen basierende Pathogenese und Funktionalität. Die Biologie von Tumoren und ihren Vorläuferläsionen wird gesteuert durch ihr Genom und angetrieben durch Moleküle, die Art, wie diese Erkrankungen sich präsentieren, ist aber ihr histo- und zytomorphologischer Phänotyp. Unser Ziel soll es sein, diesen mittels Lichtmikroskop trotz seiner Komplexität einfach zu erfassen und dennoch umfassend zu begreifen und falls erforderlich mit modernen Methoden tiefer zu ergründen.

Ich hoffe, dass die Beiträge bei den Lesern unserer Zeitschrift Gefallen finden und ihnen im Alltag am Mikroskop und im Tumorboard wertvolle Dienste leisten. An dieser Stelle möchte ich allen Personen herzlich danken, die zum Gelingen des Themenschwerpunkts ihren Beitrag geleistet haben, insbesondere den Autoren, aber auch den Reviewern und nicht zuletzt den Redaktions-Mitarbeiterinnen, insbesondere Frau Helena Weber und Frau Elisabeth Althaus.

Ihr

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Prof. Dr. S. Lax