figure a

Georg Dhom

Am 7. November 2014 verstarb 92-jährig Prof. em. Dr. med. Georg Dhom in Homburg-Saar.

Es ging nicht nur einer der „großen alten“ Pathologen von uns, der das Fach national und international über viele Jahre mitgeprägt hat, sondern auch ein lebensfroher, humorvoller, von seinem engeren, wie weiteren privatem und beruflichem Umfeld hochgeschätzter Mensch!

Georg Dhom wurde am 16.05.1922 in Endorf im Chiemgau/Oberbayern als Sohn eines Arztes geboren. Er absolvierte sein Medizinstudium im Zweiten Weltkrieg im Rahmen des Wehrdienstes an der Militärärztlichen Akademie (Peppiniére) in Berlin. Von den als junger Mann erlebten Schrecken des Krieges erzählte er nur sporadisch.

1945–1946 war er Assistent im Regensburger Lazarett, dann bis 1947 am Krankenhaus in Weiden/Oberpfalz in der Gynäkologie. 1948 begann er seine Ausbildung im Fach Pathologie am privaten Institut bei Eugen Kirch in Regensburg, dem er 1950 anlässlich dessen Berufung an die Würzburger Pathologie folgte. 1950 habilitiert, war er 3 Jahre Oberarzt, dann – nach der Emeritierung seines Lehrers Kirch – kommissarischer Institutsleiter bis zur Berufung von H.W. Altmann im Jahre 1959.

1960 wurde Georg Dhom in Würzburg zum außerplanmäßigen Professor ernannt. 1965 erhielt er den Ruf auf den Homburger Lehrstuhl für Pathologie der Universität des Saarlandes. Er leitete und prägte das Institut über 20 Jahre bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1987.

1969/1970 stand er als Dekan an der Spitze seiner Fakultät. Ihm ist es auch zu verdanken, dass das Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg eine eigene Rechts- und Gerichtsmedizin erhielt.

Seine Forschungsschwerpunkte waren die Tumorepidemiologie (er gründete und leitete den saarländischen Landesverband für Krebsforschung und Krebsbekämpfung sowie das Saarländische Krebsregister), die Pathologie der endokrinen Organe (insbesondere der Nebenniere) und natürlich das Prostatakarzinom. Seine Arbeiten zu diesem Tumor brachten ihm hohes und dauerhaftes nationales wie internationales Ansehen, bis hin zu seinem Mitwirken in der WHO. Er war Mitglied der „Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina“, korrespondierendes Mitglied der „Akademie der Wissenschaften und der Literatur“ in Mainz, sowie Träger des großen Bundesverdienstkreuzes am Band und der Ernst-von-Bergmann-Plakette.

Georg Dhom hat als Institutsleiter in Krankenversorgung, Forschung und Lehre neben dem Fach auch immer die mit ihm arbeitenden Menschen gesehen und motiviert. Seine soziale Einstellung hat er in vielen Situationen demonstriert. „Hunde zum Jagen tragen“ mochte er allerdings nicht! Bei seinen Studenten war er hoch beliebt, auch bei den „68ern“! Und noch vor seiner letzten Vorlesung im Amt war er etwas aufgeregt.

Sektionszahlen von über 500 pro Jahr im damaligen Institut – mit Vorstellung der interessantesten Fälle in einer 14-tägigen Sektionskonferenz vor interdisziplinär gefülltem Hörsaal (Beginn Freitags um 18:00 Uhr) – werden wohl noch lange der Vergangenheit angehören.

Die histopathologische Ausbildung seiner Assistenten an seinem geliebten alten Zeiss-Mikroskop (das er mit in den Ruhestand nahm) war für Georg Dhom Chefsache! Lag ein Assistent mit seiner Einschätzung ungewöhnlich weit von gängigen Diagnosen entfernt, äußerte er dezent, dass er „hier anderer Meinung“ sei.

Wissenschaftlich aktive Assistenten durften ihn bei Kongressreisen begleiten. Führten diese nach München, so gerieten sie im „Franziskaner“ mitunter zu „Initiationsriten“ in Sachen bayerischer Ess- und Trinkgewohnheiten.

Georg Dhom redigierte seine Befunde und wissenschaftlichen Arbeiten meisterhaft in kurzen, klaren Sätzen und versuchte diese Kunst weiter zu geben. Eine seiner Vorlesungsstunden der allgemeinen Pathologie war jedes Semester dem Thema „Wie schreibe ich eine Doktorarbeit“ gewidmet. Schon damals beklagte er die „Schreibstarre“ der Promovend(inn)en nach erfolgreichem Abschluss des Ergebnisteiles einer Arbeit. Heute wird diese Starre manchmal in unglückseliger Weise durch digitale Hilfsmittel gelockert, wie VroniPlag den Fakultäten immer wieder vor Augen führt.

Der regelmäßige Kontakt zu Freunden und Kollegen im damals noch abgeschnittenen Osten der Republik war ihm ein großes Anliegen. Treffen wurden auf „Umwegen“ organisiert, wobei Ängstlichkeit keine seiner Eigenschaften war.

Ein größeres Projekt, das er schon als Privatdozent ins Auge gefasst hatte, und während der aktiven Berufsphase nie realisieren konnte, nahm er mit in den Ruhestand. In den 15 Jahren nach seiner Emeritierung bereiste er alle zugänglichen Archive Ost- und Westeuropas, um endlich eine „Geschichte der Histopathologie“ (Springer) zu verfassen. Dieses viel zu wenig bekannte (und noch immer als Taschenbuch erhältliche) Werk, ist eine Hommage an unser Fach und ein großer Ansporn für die Zukunft.

Seine geliebte Frau Dorothee ging vor ihm. Dieses Ereignis war für ihn lange einschneidend. Aber noch mit 87 Jahren hielt er 2009 auf dem Petersberg in Bonn in gewohnt souveräner Weise einen Vortrag zum zeitlosen Thema der „Epidemiologie des Prostatakarzinoms“.

Es ist ganz im Sinne Georg Dhoms, wenn sich die Deutsche Gesellschaft für Pathologie seiner fröhlich erinnert!

Nicolas Wernert

Bonn

Gerhard Seitz

Bamberg