Am 30.08.2013 verstarb Herr Prof. Dr. Alfred Kluge in Wilhelmshaven, wo er als Chefarzt des seinerzeit neu gegründeten Instituts für Pathologie von 1969 bis 1987, 18 Jahre lang tätig war (Abb. 1).

Abb. 1
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Alfred Kluge

Am 30. April 1928 wurde Alfred Kluge in Wuppertal-Barmen als Sohn des Medizinalrats Dr. Otto Kluge und seiner Ehefrau geboren.

Die Schulausbildung erfolgte in Göttingen von 1934 bis zum Abitur 1946 am staatlichen humanistischen Gymnasium.

Nach dem militärischen Einsatz als Luftwaffenhelfer 1944/45 begann er das Medizinstudium in Göttingen im Wintersemester 1946/47. Dort wurden 1949 die ärztliche Vorprüfung und 1952 die ärztliche Prüfung mit sehr gut bestanden.

1952 erfolgte am Pathologischen Institut in Göttingen unter der Leitung von Prof. Dr. F. Feyrter die Promotion mit dem Titel „Untersuchungen über die topographisch-anatomischen Verhältnisse der Foramina intervertebralia menschlicher Lendenwirbelsäulen an Horizontalschnitten.Ein Beitrag zum Problem des lumbalen Bandscheibenvorfalls“.

Von 1952 bis 1956 arbeite Alfred Kluge als Medizinalassistent und Assistent in der Klinik für Neurochirugie und dem Institut für Pathologie an der Universität Würzburg sowie am Physiologisch-Chemischen Institut der Universität Göttingen.

Die Ausbildung in der Pathologie wurde am 01.03.1956 am Pathologischen Institut in Münster bei Prof.Willi Giese begonnen. Neben den Tätigkeiten im Obduktions- und Biopsiebereich war er intensiv in die Planungen und Organisation beim Umbau des Instituts u. a. mit der Einrichtung einer histochemischen Abteilung eingebunden. Als Saalchef und Oberarzt war er bei den Assistenten in der Ausbildung hoch geschätzt, da er immer Zeit für Fragen und Nöte hatte. Viele Pathologen verdanken ihm die ersten Schritte im komplizierten Regelwerk der fachpathologischen Gutachten, seinerzeit noch zahlreich verfasst für Versorgungsämter und Berufsgenossenschaften. Als Hochschullehrer war er hoch geschätzt.

Wissenschaftlich hat sich A. Kluge bevorzugt mit Fragen zum Lungenstoffwechsel befasst. Aus den Arbeiten zu Schädigungen der oberflächenaktiven Substanzen für die Lungenmechanik und die Bedeutung der Lunge im Fettstoffwechsel ist 1964 die Habilitationsschrift bei der Medizinischen Fakultät Münster mit dem Titel: „Die Oberflächenspannung in der Lunge“ hervorgegangen.

Bei seinem Abschied aus dem Institut in Münster im Dezember 1968 sagte Willi Giese: „Ihre freundliche Gelassenheit, Ihre überlegene Führung aller Geschäfte, die sie stets bereitwillig übernommen haben und ihre Zuverlässigkeit werden uns fehlen“.

Am 01.01.1969 hat A. Kluge als Chefarzt das neu gegründete Pathologische Institut des Reinhard-Nieter-Krankenhauses Wilhelmshaven übernommen. Zu den Aufgaben gehörte auch die Versorgung des St.-Willehad-Hospitals in Wilhelmshaven und des Nordwest-Krankenhauses Sanderbusch. Besonders intensiv hat er die seinerzeit noch zahlreichen Obduktionen in den nahen und ferneren Krankenhäusern mit langen Fahrten im eigenen PKW und hohen Zeitverlusten für die Arbeiten am Mikroskop durchgeführt. Er konnte jahrelang keinen Urlaub machen. Von 1974 bis 1978 wurde er durch Herrn Dr. Martin Ehrenfeld unterstützt. Er berichtet uns vom stets vollen Kräfteeinsatz, den er unermüdlich, dabei immer freundlich, selbst sehr bescheiden und genügsam als routinierter Allgemeinpathologe erbrachte. Die zunehmende Zahl an klinischen, gutachterlichen und forensischen Obduktionen wurden von den beiden Pathologen im gesamten Weser-Ems-Gebiet bis nach Norden, Papenburg und Vechta teilweise nur mühsam bewältigt.

Die relativ große räumliche Trennung von Büros, Labor und Obduktionsbereich wurde von ihm als „tägliche Trimmstrecke“ überbrückt. Erst im Rahmen der Neubaumaßnahmen des Städtischen Reinhard-Nieter-Krankenhauses wurden 1979 adäquate zusammenhängende Institutsräume geschaffen. Das Institut entwickelte sich in den 18 Jahren zu einer Einrichtung mit 20 Mitarbeitern. Wöchentlich hielt Alfred Kluge Vorlesungen für die im Krankenhaus Studierenden im Praktikum der Universität Göttingen und in der Schwesternschule des Krankenhauses.

Alfred Kluge war neben der harten Arbeit als jahrelang einziger Pathologe ohne Vertreter am Institut auch immer für die Familie da und hat seiner ihn stets treu umsorgenden Frau, den Kindern und Enkeln die Welt der Spiele eröffnet und seine Begeisterung an sie weitergegeben.

Körperliche Ertüchtigung fand er beim Tischtennisspielen und Radfahren. An einem Tag fuhr er mit dem Rad hin und zurück von Wilhelmshaven zum Ferienhaus auf der geliebten Insel Langeoog. Auch dort konnte er seiner Passion der täglichen Lektüre im Brockhaus nachgehen. Alle bewunderten seine Klugheit und sein Wissen.

Auch nach der 1987 aus gesundheitlichen Gründen erzwungenen Beendigung der Tätigkeit als Chefarzt hat er jahrelang zahlreiche umfangreiche Gutachten zur Lungenpathologie für Berufsgenossenschaften erstellt, wobei er die guten diesbezüglichen Kenntnisse aus der Zeit in Münster bei Willi Giese einsetzen konnte.

Alfred Kluge starb nach langer schwerer Krankheit am 30.08.2013.

Alle, die ihn kannten, werden sich seiner in großer Dankbarkeit erinnern.

Klaus-Michael Müller, Münster