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Die Rolle des medizinischen Sachverständigen – gesetzliche Vorgaben und Entscheidungen der Rechtsprechung

Teil 2

The role of medical experts with regard to German law and jurisprudence

Part 2

  • Medizinrecht
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Rechtsmedizin Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Voraussetzungen für die Ablehnung eines Sachverständigen wegen Befangenheit sind von der Rechtsprechung konkretisiert worden. Für die Haftung des nicht nur medizinischen Sachverständigen gibt es eine spezielle Haftungsregelung für den Fall der Erstattung eines fehlerhaften Gutachtens. Schließlich sind in der Literatur Anforderungen an die Person des Sachverständigen formuliert, so z.B. Neutralität und Objektivität. Damit verbunden ist ein entsprechendes Auftreten vor Gericht und die Verpflichtung zum Abschluss einer eigenen Haftpflichtversicherung, aber auch die Erstattung eines Gutachten in verständlicher Sprache.

Abstract

There are special circumstances, named by the jurisprudence, when experts can be refused as prejudiced and there is a civil law concerning the liability of medical experts in cases where an incorrect expert opinion was presented. Additionally, every physician working as an expert has to achieve personal requirements, such as strict neutrality and objectiveness. This includes an appropriate appearance in court, but also personal liability insurance and an expert opinion written or presented understandable also for prosecutors, lawers and judges.

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Notes

  1. OLG Celle, Urt. v. 10.11.2011 – 13 U 84/11.

  2. BGH, Beschl. v. 12.1.2011 – IV ZR 190/08; BGH, Beschl. v. 18.5.2009 – IV ZR 57/08.

  3. Auch ein Schiedsrichter als Mitglied eines Schiedsgerichts, dessen Zuständigkeit häufig unter Ausschluss der ordentlichen Gerichtsbarkeit vereinbart wird, kann wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt werden, so z. B. bei Streitigkeiten im Zusammenhang mit zur gemeinsamen Berufsausübung geschlossenen Verträgen (Gemeinschaftspraxen etc.), dazu: OLG Hamm, Beschl. v. 5.10.2011 – 1‑8 SchH 1/11 = MedR 2012, 259–261.

  4. Schmitt in: Meyer-Goßner/Schmitt, StPO-Kommentar, 57. Aufl., § 74 Nr. 4.

  5. OLG Schleswig, Beschl.v. 6.10.2008 – 16 W 112/08; LG Kiel, Beschl.v. 13.8.2008 – 8 O 19/07; LSG Berlin-Brandenburg, Beschl. v. 23.8.2012 – L 27 P 42/12 B AB.

  6. Siehe Dettmeyer R (2006) Medizin & Recht, 2. Aufl., Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, S. 362.

  7. Dazu auch: Meins K, Schiltenwolf M (2013) Sachverständigengutachten. Anschein von Befangenheit vermeiden. Dtsch Ärztebl 110, B1524–1527.

  8. VGH München, Beschl. v. 4.8.2003 – 1 C 03/950 = NJW 2004, 90–91; OLG Thüringen, Beschl.v. 28.12.2012 – 6 WE 422/12.

  9. BGHSt 8, 226, 233 st. Rspr.

  10. BGH, NJW 1975, 1363; OLG Karlsruhe, Beschl. v. 3.8.2011 – 14 W 18/11.

  11. BGH, StV 1981, 55.

  12. OLG Bamberg, MedR. 1993, 351.

  13. OLG Köln, NJW 1992, 762.

  14. BGH, Beschl. v. 28.08.2007 – 1 StR 331/07 = NStZ 2008, 50.

  15. LG Berlin, Beschl. v. 28.11.2005 – 6 O 58/03 = ArztRecht 2006, 332.

  16. BGH, Beschl. v. 23.10.2012 – X ZR 137/09; OLG Hamm, Beschl. v. 8.11.2012 – 32 W 24/12.

  17. OLG Celle, Beschl. v. 22.5.2006 – 1 W 5/06 = MedR 25, 229–230.

  18. Vgl. schon Cabanis D (1964) Zur Problematik der Begutachtung von Zeugen und Tätern durch den gleichen Sachverständigen. Münch Med Wschr 106, 1785–1787.

  19. BGH, Beschl. v. 20.7.1995 – 1 StR 338/95 = NJW 1998, 838.

  20. Ebenso bereits Spann W (1975) Medical Tribune Nr. 17, S. 30.

  21. BGHSt 38, 369.

  22. OLG Köln, Beschl. v. 23.3.2015 – 5 W 4/15 und 5/15 = MedR 2016, 59–60.

  23. OLG Braunschweig, Beschl. v. 4.4.1990 – 3 W 23/90 = MedR 1990, 356–357.

  24. OLG Koblenz, Beschl. v. 23.5.1986 – 1 Ss 143/86.

  25. OLG Frankfurt, Beschl. v. 2.4.1976 – 2 Ws 100/76.

  26. BGH, Beschl. v. 23.10.2012 – X ZR 137/09; OLG Oldenburg, Beschl. v. 12. Juli 2012 – 2 W 38/12.

  27. Jessnitzer K (1973) Zur Ablehnung eines gerichtlichen Sachverständigen wegen eines von ihm erstatteten Privatgutachtens. Dtsch Med Wschr 98, 2315–2316 unter Hinweis auf bereits seinerzeit zu dieser Frage vorliegende Literatur- und Rechtsprechung in: Jessnitzer K (1973) Der gerichtliche Sachverständige, 4. Aufl., S. 95.

  28. BGH, Urt. v. 16.1.2001 – VI ZR 408/99 = NJW 2001, 1787–1789.

  29. BGH, Urt. v. 18.5.2009 – IV ZR 57/08; BGH, Urt. v. 11.11.2014 – VI ZR 76/13 = MedR 2015, 420–422.

  30. OLG Saarbrücken, Beschl. v. 14.12.2006 – 5 W 276/06-82 = MedR 2007, 484–485.

  31. OLG Naumburg, Beschl. v. 1.11.2012 – 10 W 58/12 = MedR 2015, 357–359.

  32. OLG Stuttgart, Beschl. v. 12.6.2012 – 10 W 19/12.

  33. OLG Naumburg, Beschl. v. 30.12.2011 – 10 W 69/11; OLG Köln, Beschl. v. 23.11.2011 – 5 W 40/11; OLG Sachsen-Anhalt, Beschl. v. 30.12.2011 – 10 W 68/11; OLG Frankfurt, Beschl.v. 7.5.2013 – 8 W 29/13; LG Nürnberg-Fürth, Beschl.v. 17.11.2009 – 4 O 987/09; OLG München, Beschl. v. 28.4.2008 – 24 W 122/08.

  34. Heinz, TK (2014) Die Sachverständigentätigkeit im Arzthaftungsprozess. Hessisches Ärzteblatt 9, 5. 509.

  35. Heinz, a. a. O., S. 510 unter Hinweis auf OLG Dresden, Beschl. v. 18.12.2009 – 4 W 1282/09.

  36. OLG Koblenz, Beschl. v. 24.6.2002 – 14 W 363/02 = ArztRecht 8, 225.

  37. OLG Stuttgart, Beschl. v. 22.10.2007 = MedR 26, 657.

  38. OLG Hamm, Beschl. v. 16.7.2003 – 1 W 13/03 = ArztRecht 6, 265.

  39. OLG Frankfurt, Beschl. v. 15.2.2010 – 8 W 7/10.

  40. LG Köln, Beschl. v. 15.1.2004 – 23 T 1/04 = Der Sachverständige 2005, 278.

  41. LG Aurich, Beschl. v. 19.11.2003 – 3 T 400/03 – aus: IFS: „Informationen“ für öffentlich bestellte und beeidigte Sachverständige 2006, Bd. 28, Heft 2, S. 8.

  42. Heinz TK (2014) Die Sachverständigenablehnung im Arzthaftungsprozess. Hessisches Ärzteblatt 9, S. 509 unter Hinweis auf OLG Koblenz, Beschl. v. 24.1.2013 – 4 W 645/12 und LG Kiel, Beschl. v. 24.2.2009 – 11 O 43/06.

  43. OLG Bremen, Beschl. v. 6.7.2008 – 3 U 6/07; OLG Saarbrücken, Beschl. v. 8.7.2013 – 5 W 64/13.

  44. So z. B. für Wertungen wie „unsinnig“, „unprofessionell“, „grober Unfug“, „willkürlich“: OLG Nürnberg, Beschl. v. 30.4.2002 – 4 W 1171/02; OLG Hamm, Beschl. v. 24.1.2011 – I W 4/11; andere Wertungen wie „irreführend“, „Spekulation“, „unrichtige und irreführende Versicherung“ können die Besorgnis der Befangenheit begründen, siehe: OLG Düsseldorf, Beschl. v. 15.12.2010 – 12 W 55/10 und Beschl. v. 26.3.2013 – 21 W 57/12; OLG Celle, Beschl. v. 11.9.2012 – 11 W 43/12; OLG Nürnberg, Beschl. v. 11.4.2013 – 13 W 616/13 – nach: Heinz, a. a. O., S. 511.

  45. LG Traunstein, Beschl. v. 3.6.2002 – 4 T 271/02, 4 T 335/02 = NZV 2003, 241–242.

  46. OLG Brandenburg, Beschl. v. 8.4.2005 – 1 W 3/05 = ArztRecht 2006, 104.

  47. LSG Schleswig-Holstein, Beschl. v. 17.7.2009 – L 1 SF 30/09 = MedR 28, 522–524; ebenso SG Stuttgart, Beschl. v. 15.4.2010 – S 10 KO 7630/08.

  48. LG Münster, Beschl. v. 31.1.2011 – 05 T 681/10 unter Hinweis auf einen Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 26.7.2007 – 1 BvR 55/07.

  49. So akzeptiert vom OLG Frankfurt, Beschl. v. 4.11.2011 – 5 – 2 StE 7/11 zur Vergütung einer gerichtlich angeordneten Mittagspause als Wartezeit im Sinne von § 8 Abs. 2 Satz 1 JVEG; auch das OLG Karlsruhe, Beschl. v. 10.10.2013 – 1 Ws 166/12 – vertrat die Ansicht, Mittagspausen bis zu drei Stunden würden grundsätzlich und regelmäßig nicht abgezogen, vgl. StrafFO 2014, 2–5; andere Oberlandesgerichte sind dieser Ansicht jedoch nicht gefolgt.

  50. LSG Thüringen, Beschl. v. 3.11.2008 – L 6 SF 48/08; auf Antrag erfolgt die Festsetzung des Stundensatzes durch gerichtlichen Beschluss, zuständig ist das Gericht, von dem der Sachverständige herangezogen wurde (§ 4 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 JVEG).

  51. OLG Stuttgart, Beschl. v. 12.9.2005 – 1 WS 211/05; LG Hannover, Beschl. v. 18.5.2005 – 1 O 3/03; allerdings war die Gebührenpflicht für ein Exemplar der Handakten zuvor im Gesetzestext ersatzlos gestrichen worden und auch der Wortlaut des § 7 Abs. 2 JVEG sieht eine Kostenerstattung für entsprechende Ablichtungen nicht vor, entsprechend entschied das OLG Karlsruhe, Beschl. v. 11.3.2005 – 3 Ws 88/05.

  52. Kostenbeamtinnen und Kostenbeamte pflegen, wenn überhaupt, dann regelmäßig mit der Kommentarliteratur zu argumentieren, so z. B. mit Meyer/Höver/Bach, Die Vergütung und Entschädigung von Sachverständigen, Zeugen, Dritten und von ehrenamtlichen Richtern nach dem JVEG. Carl Heymanns Verlag, aktuell ist die 26. Auflage, Köln 2013.

  53. Ulsenheimer K (1997) Unachtsamkeiten, Fehler und Probleme von Seiten des Gutachters – die juristische Seite. Frauenarzt 38, 1003–1007; ders. (1989) Stellung und Aufgaben des Sachverständigen im Strafverfahren. Gynäkologe 22, 401–405; Wimmer W (2000) Wie man unseriöse Sachverständige entlarvt. Beitr zur Gerichtl Med XLVIII, 459–467; auch Schöffen als u. U. weniger erfahrene Richter können die Besorgnis der Befangenheit hervorrufen, z. B. wenn sich ein Schöffe vom angeklagten Arzt bei seiner privaten Arztwahl beraten lässt, vgl. DER SPIEGEL 31 (2014) 102.

  54. Schorsch G (2000) Sachverständige und ihre Gutachten. Zu Schwachpunkten und Fehlern in Expertisen. Kriminalistik 3, 174–179.

  55. KG Berlin, Beschl. v. 16.8.2011 – 5 U 23/04; LG München I, Beschl. v. 26.10.2011 – 13 T 18596/11 – Ablehnung des Sachverständigen wegen einer Äußerung, die in einem anderen Verfahren gefallen ist; Ablehnung wegen sprachlicher Entgleisungen, die einem Sachverständigen nicht unterlaufen dürfen: OLG Frankfurt, Beschl. v. 12.1.2009 – 8 W 78/08, auch nicht nach vorheriger subjektiv empfundener Provokationen, die nicht über das hinausgingen, was ein Sachverständiger hinzunehmen hat: OLG Dresden, Beschl. v. 25.1.2010 – 9 U 2258/05. Weitere Beispiele: Heinz, a. a. O., S. 511.

  56. OLG Nürnberg, Beschl. v. 11.4.2013 – 13 W 616/13.

  57. So bereits Marx HH (1969) Gutachten-Fibel, Thieme, Stuttgart, S. 5/6.

  58. OLG Karlsruhe, Beschl. v. 15.8.2008 – 9 W 39/08.

  59. OLG Zweibrücken, Beschl.v. 14.1.2008 – 1 W 61/07.

  60. Heinz TK (2014) Die Sachverständigenablehnung im Arzthaftungsprozess. Hessisches Ärzteblatt 9, 508–511.

  61. Siehe Angaben bei: Heinz, a. a. O., S. 511 mit Hinweis auf: OLG Köln, Beschl. v. 9.1.2012 – 5 W 43/11; OLG Karlsruhe, Beschl. v. 3.8.2011 – 14 W 18/11; OLG Sachsen-Anhalt, Beschl. v. 30.12.2011 – 10 W 69/11; nach anderer Ansicht soll der Vergütungsanspruch bereits entfallen, wenn der Sachverständige erfolgreich abgelehnt wurde: OLG Bremen, Beschl. v. 6.7.2009 – 3 U 6/07.

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Dettmeyer, R. Die Rolle des medizinischen Sachverständigen – gesetzliche Vorgaben und Entscheidungen der Rechtsprechung. Rechtsmedizin 26, 444–452 (2016). https://doi.org/10.1007/s00194-016-0100-7

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