Zusammenfassung
Hintergrund
Die kindlichen Gewaltopfer werden in der jährlich veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) des Bundeskriminalamts in absoluten Zahlen dargestellt. Dies ist zwar eine weit verbreitete Praxis, es handelt sich dabei allerdings um eine wenig informative Kennzahl zur Problembeschreibung der Kriminalitätsentwicklung im zeitlichen Verlauf, da hierbei der demografische Einfluss völlig unberücksichtigt bleibt.
Ziel der Arbeit
Anspruch der vorliegenden Arbeit war es, die Zahlen der PKS, die kindliche Gewaltopfer betreffen, unter Berücksichtigung der tatsächlichen Bevölkerungsstruktur der Bundesrepublik Deutschland, basierend auf den Angaben des Statistischen Bundesamts zu den jeweiligen Alterskohorten, zu analysieren und die Gefährdung von Kindern, durch Misshandlung getötet zu werden, zu berechnen.
Material und Methoden
Die Datengrundlage von 1995–2010 bildeten die PKS sowie die Daten zur Bevölkerungsstatistik aus der GENESIS-Online-Datenbank des Statistischen Bundesamts.
Ergebnisse
Der Vergleich der Steigerungsraten auf Basis absoluter Häufigkeiten und auf Basis der Gefährdung/100.000 Einwohner ergab für tödlich verlaufene Kindesmisshandlungen einen geringeren Rückgang, als in der PKS ausgewiesen, wenn der Geburtenrückgang berücksichtigt wird. Bei alleiniger Betrachtung der absoluten Zahlen stellt sich der Rückgang tödlicher Misshandlungen wie folgt dar: Im Vergleich zu 1995 nahmen die tödlichen Misshandlungen 2010 um 31,97 % ab; bei isolierter Betrachtung der Altersgruppe 6 bis < 14 Jahre sogar um 40 %. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man die Gefährdung/100.000 Einwohner betrachtet. Hier ergibt sich lediglich eine Abnahme um 17,29 % im Vergleich von 2010 zu 1995 und um 12,37 % in der Gruppe der < 6-Jährigen. Kinder < 6 Jahren sind gegenüber Kindern im Alter von 6 bis 14 Jahren überproportional gefährdet, durch Misshandlung getötet zu werden.
Schlussfolgerung
Die vorliegenden Daten und die Berechnung der Gefährdung von Kindern der in der PKS ausgewiesenen Altersgruppen liefern eine weitergehende und belastbarere Datengrundlage zur Beurteilung der Situation kindlicher Gewaltopfer vor dem Hintergrund des demografischen Wandels der Bundesrepublik Deutschland.
Abstract
Background
Child victims of violence are counted in absolute numbers in the police criminal statistics (PCS) that are published annually by the Federal Criminal Police Office in Germany. Although this is widely applied in practice, this number lacks considerable informative content when it comes to describing the problem of the development of crime over time, as the demographic influence is not considered at all.
Objective
The aim of this study was to analyze the number of child victims of fatal violence as given in the PCS with special reference to the true population structure of the Federal Republic of Germany according to the data of the German Federal Office of Statistics and, therefore, to give a better description of the endangerment of children killed by physical abuse.
Material and methods
The data for 1995–2010 were based on the PCS and the population statistics according to the GENESIS online database of the German Federal Office of Statistics.
Results
The comparison of growth rates based on absolute numbers with the risk of endangerment per 100,000 inhabitants showed a lower decrease of fatal pediatric non-accidental injury than given in the PCS when the decline in the birth rate is taken into consideration. When only the absolute numbers are considered the decrease of fatal pediatric non-accidental injury was as follows: compared to 1995 the number of cases of fatal physical child abuse decreased in 2010 by 31.97 % and when examining the age group 6- <14 years the decrease was even higher with 40 %. A completely different impression is achieved when the endangerment per 100,000 inhabitants killed by physical child abuse is considered. There is only a decrease of 17.29 % from 2010 to 1995 and of 12.37 % in the age group of < 6 years. Children under 6 years of age are at a disproportionately higher risk to be killed by physical abuse than children between 6 to 14 years.
Conclusion
The data presented here and especially the calculation of the endangerment of children killed by physical child abuse gives reliable information on the situation of pediatric victims of fatal violence in the Federal Republic of Germany in the light of the changing demographic characteristics.
Literatur
Polizeiliche Kriminalstatistik Bundesrepublik Deutschland. Jahrbuch 2013, 61. Ausgabe, herausgegeben vom Bundeskriminalamt, Wiesbaden 2014. (http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Nachrichten/Pressemitteilungen/2014/06/PKS2013.pdf?__blob=publicationFile, letzter Zugriff: 07.11.2014
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Bevölkerungsstatistik: GENESIS-Online-Datenbank des Statistischen Bundesamts, Tabelle 12411–0005 mit Datenbestand November 2014. https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/data;jsessionid=5A0ECE3571CE368915CE71EA0E3B595F.tomcat_GO_2_1?operation=abruftabelleBearbeiten&levelindex=1&levelid=1424693867527&auswahloperation=abruftabelleAuspraegungAuswaehlen&auswahlverzeichnis=ordnungsstruktur&auswahlziel=werteabruf&selectionname=12411–0005&auswahltext=%23Z-31.12.2010%2C31.12.2009%2C31.12.2008%2C31.12.2007%2C31.12.2006%2C31.12.2005%2C31.12.2004%2C31.12.2003%2C31.12.2002%2C31.12.2001%2C31.12.20002C31.12.19992C31.12.19982C31.12.19972C31.12.19962C31.12.1995&werteabruf=Werteabruf. Letzter Zugriff:, 25.10.2014
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M. Tsokos, J. Kot und A. Böttner geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
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Tsokos, M., Kot, J. & Böttner, A. Kindliche Gewaltopfer: Analyse der Polizeilichen Kriminalstatistik 1995–2010 vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland. Rechtsmedizin 25, 222–226 (2015). https://doi.org/10.1007/s00194-015-0028-3
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00194-015-0028-3