Zusammenfassung
Klassische Behandlungsfehler in der Chirurgie entspringen einem Sorgfaltsmangel in den verschiedenen Behandlungsphasen (Anamnese, Indikation, Aufklärung, therapeutische Maßnahme/Operation, Nachsorge und Sicherungsaufklärung) und damit einer Standardverletzung. Der alleinige Verweis auf eine Statistik mit Angaben zur Häufigkeit eines Fehlers, bezogen auf die jeweilige Behandlung/Erkrankung, ist nicht sachdienlich, da häufig durchgeführte Operationen/Maßnahmen auch überdurchschnittlich häufig Behandlungsfehler nach sich ziehen, ohne dass diese allein aufgrund ihrer Häufigkeit als „klassisch“ eingestuft werden müssten. Das „Klassische“, „Typische“, sollte sich auf die Typisierung der mangelnden Sorgfalt in den einzelnen Behandlungsphasen beziehen.
Abstract
Classical mistakes in surgery are due to negligence during the course of treatment (e.g. taking patient history, indications, informed consent, surgical procedure, postoperative care and information for the patient) and are, therefore, a violation of standards. Concerning classical mistakes in surgery it is not pertinent just to focus on the frequency of malpractice claims as frequently performed operations result in a disproportionate number of errors and are also more frequently followed and accompanied by malpractice claims. Typical and classical mistakes are characterized by omission of the duty of care in the course of treatment.
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Danksagung
Frau Dr. B. Weber danke ich für die Bereitstellung der Zahlen aus der Gutachterkommission für ärztliche Behandlungsfehler bei der Ärztekammer Nordrhein, Düsseldorf.
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Interessenkonflikt
H. F. Kienzle gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
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Der Autor war bis Mai 2011 Chefarzt der Chirurgischen Klinik Holweide der Kliniken der Stadt Köln. Seit Juli 2011 ist er Geschäftsführendes Mitglied der Gutachterkommission bei der Ärztekammer Nordrhein in Düsseldorf.
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Kienzle, H. Klassische Behandlungsfehler in der Chirurgie. Rechtsmedizin 25, 201–207 (2015). https://doi.org/10.1007/s00194-015-0017-6
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