Die vorhandene Qualität der Datenlage zur Erkennung und Behandlung von Ellenbogenpathologien weist bislang nicht die Qualität anderer Gelenke, wie z. B. des Kniegelenkes oder des Schultergelenkes, auf. Grund dafür ist das erst in den vergangenen Jahren ansteigende Interesse am Ellenbogen.

Es besteht keine validierte Definition der Ellenbogeninstabilität: Verschiedene Formen der Instabilität mit posterolateraler und posteromedialer Versagensrichtung sind zwar von Seiten des biomechanischen Vorganges bekannt, die Abgrenzung vom Gesunden zum Pathologischen, die entsprechende Diagnostik sowie die entsprechenden Therapieansätze sind hingegen nicht validiert. Die Langzeitprognose der Ellenbogeninstabilität, insbesondere die der Arthrosegenration, ist evidenzlos.

Darüber hinaus herrscht anhaltender Dissens über die Versorgungsstrategien bei der Radiuskopffraktur. Welchen konkreten Nutzen bringen Röntgenverlaufskontrollen bei der nicht oder gering dislozierten Fraktur des Radiuskopfes? Ab wann wird die Radiuskopffraktur operativ versorgt und ab welchem Grad der Zertrümmerung ist dem Ersatz des Radiuskopfes der Vorzug gegenüber der Osteosynthese zu geben? Kann eine Stabilität des Ellenbogens überhaupt klinisch suffizient identifiziert werden, um so die alleinige Resektion des Radiuskopfes bei fehlender Rekonstruktionsmöglichkeit zu rechtfertigen?

Im vorliegenden Themenheft werden anhand von 2 Originalarbeiten Grundlagen der Ellenbogenchirurgie untersucht:

  1. 1.

    „Die Bare Area der proximalen Ulna“ von Hackl et al. beschreibt die effektivste Technik die knorpelfreie Zone der proximalen Ulna beim Anbringen einer Olecranonosteotomie zu nutzen und somit den Gelenkknorpel zu schonen.

  2. 2.

    Die „Laterale ulnare Kollateralbandplastik“ von Hackl et al. analysiert die Biomechanik der LUCL-Transplantatfixation mittels Bizepsbuttons.

In den 8 vorliegenden Übersichtsarbeiten werden die Instabilitäten des Ellenbogengelenkes sowie die posttraumatischen Arthrosen abgehandelt.

  1. 1.

    Die Arbeit „Chronische Bandinstabilitäten des Ellenbogengelenks“ von Hackl et al. betrachtet die rein weichteilig begründeten Instabilitäten anhand der vorliegenden Literatur und beleuchtet kritisch die Therapiekonzepte.

  2. 2.

    In dem Artikel „Chronische knöcherne Instabilitäten des EB-Gelenks“ von Seybold et al. werden die knöchernen Defektsituationen, die zur Instabilität führen, erläutert und die bestehenden Therapiestrategien erklärt.

  3. 3.

    Die „Posttraumatische radiale Arthrose des EB-Gelenks beim jungen Patienten“ von Burkhart et al. diskutiert die gelenkerhaltenden Maßnahmen, die Resektions-/Interpositionsarthroplastiken bis hin zum prothetischen Ersatz.

  4. 4.

    Lenich et al. erläutern in ihrem Beitrag die „Posttraumatische generalisierte Arthrose des EB-Gelenks beim jungen Patienten“ die Limitierungen des prothetischen Ersatz am Ellenbogen und die Bedeutung der gelenkerhaltenden Maßnahmen.

  5. 5.

    Der Artikel „Primäre posttraumatische Radiuskopfprothetik: Komplikationen“ von Schmidt-Horlohé et al. handelt die nichtrekonstruierbaren Radiuskopffrakturen ab, die einer prothetischen Versorgung bedürfen.

  6. 6.

    Von Watts et al. werden in einem englischsprachigen Übersichtsartikel zur übersehenen Essex-Lopresti-Verletzung die Pathogenese und die Therapiestrategien dieser schwerwiegenden Kettenverletzung des Unterarmes detailliert erklärt.

  7. 7.

    Mit dem Titel „Epikondylitis humeri radialis: konservativ – operativ“ werden von Greiner et al. die Datenlage und eigene Erfahrungen eingesetzt, um eine möglichst objektive Darstellung der diffizilen Pathologie zu ermöglichen.

  8. 8.

    Mit dem „Überblick und eigenes Vorgehen bei der distalen Bizepssehnenruptur“ von Gerhardt et al. wird das Themenheft abgeschlossen.

Die beitragenden Autoren hoffen den Leser fortbilden und unterhalten zu können, aber auch die noch bestehenden Unwägbarkeiten aufzuzeigen.

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Kilian Wegmann

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Lars-Peter Müller