Tempora mutantur et nos mutamur in illis.

Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen.

Sehr geehrte Frau Kollegin,

sehr geehrter Herr Kollege,

den oben zitierten Vers prägte der Dichter Ovid vor über 2000 Jahren und doch hat sich bis heute an seiner Aktualität nichts verändert. Das vorliegende Themenheft zum Zervixkarzinom soll Ihnen die wichtigsten aktuellen Entwicklungen in Prävention, Diagnostik und Therapie dieser Erkrankung darstellen.

Farrokh et al. aus Kiel geben in ihrem Artikel „Das Zervixkarzinom und seine Vorstufen“ einen Überblick über die Erkrankung, ihre Diagnostik und Therapie. Histologische Entitäten, Vorsorgekonzepte und sowohl die im September 2014 erschienene S3-Leitlinie zum Zervixkarzinom als auch Therapiemodalitäten werden überschaubar dargestellt.

Die Rolle der humanen Papillomaviren in der Genese des Zervixkarzinoms wurde erstmals von Prof. zur Hausen in den 1980er-Jahren erkannt und beschrieben. Aufbauend auf diesen Ergebnissen konnten bis heute wirksame Nachweismethoden und Impfstrategien entwickelt werden. Vorreiter der Impfprophylaxe war das australische Gesundheitsministerium, das eine Schulimpfung sowohl für Jungen als auch für Mädchen einführte. Mittlerweile wird die Impfung von der amerikanischen Gesellschaft für Kinderheilkunde und der kanadischen Gesellschaft für Pädiatrie auch für Jungen empfohlen. Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut, welche die Impfstrategien für die Bundesrepublik Deutschland definiert, ist in dieser Frage nach wie vor zurückhaltend. Eine allgemeine Schulimpfung gibt es in Deutschland nicht. Darüber hinaus kann in der Bundesrepublik Deutschland eine generell zurückhaltende Impfbereitschaft in der Bevölkerung beobachtet werden. Der Artikel von Cavalar und Beyer aus Lübeck möchte einen Überblick über Karzinogenese, Nachweismethoden und aktuelle Impfstrategien geben. Neben den Impfstrategien werden neue Entwicklungen der HPV-Testung beschrieben und ausführlich dargestellt. Das Zervixkarzinom entwickelt sich aus Vorstufen, wobei diese Vorstufen heilbar sind. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit einer ausreichenden und guten Krebsfrüherkennungsuntersuchung, die in Deutschland durch die Frauenärzte geleistet wird. Mit Beschluss des gemeinsamen Bundesauschusses vom 19.03.2015 soll diese Vorsorge über ein Einladungsmodell organisiert werden. So sollen noch breitere Bevölkerungsgruppen zur Krebsvorsorge beim Frauenarzt motiviert werden. Quaas et al. aus Stralsund nehmen diese Entwicklung auf und beschreiben in ihrem Artikel den Stellenwert der Dysplasiesprechstunde im neuen Screeningkonzept des Zervixkarzinoms. Die bereits in den 1920er-Jahren in Deutschland entwickelte Kolposkopie wurde in der neuen S3-Leitlinie zum Zervixkarzinom erstmals in einer Leitlinie als diagnostische Methode aufgenommen. Die zytologische Beurteilung des Krebsvorsorgeabstrichs erfolgt seit etwa einem Jahr durch die Münchner Nomenklatur III. In dem Artikel von Reich und Küppers aus Graz und Düsseldorf werden die neuen kolposkopischen und zytologischen Nomenklaturen zur Vorsorge/Therapie des Zervixkarzinoms übersichtlich und ausführlich dargestellt.

Erfreulicherweise hat sich in der operativen Technik der minimal-invasive Zugang in Deutschland durchgesetzt. Dies führt zu einer Senkung der Morbidität und zu einer besseren Rekonvaleszenz der Patientinnen. Altgassen et al. aus Krefeld beschreiben in ihrem Artikel aktuelle operative Therapietechniken und -prinzipien für das Zervixkarzinom. Hierbei gehen sie sowohl auf laparoskopische Methoden als auch konventionelle Methoden ein und begleiten ihre Darstellung mit eindrücklichen Operationsbildern.

Erfreulicherweise hat sich der minimal-invasive Zugang etabliert

Nach einem Gutachten der Friedrich-Ebert-Stiftung gibt es in Deutschland etwa 1,5 Mio. ungewollt kinderlose Paare. Das Alter der Erstgebärenden hat sich in den letzten 20 Jahren auf über 30 Jahre hin verlagert. Dem Statistischen Bundesamt zufolge gebärt eine Frau in Deutschland im Durchschnitt 1,4 Kinder. Das Zervixkarzinom ist bei weitem kein Karzinom der postmenopausalen Patientin allein, sondern vielmehr auch ein Problemkarzinom der fertilen Patientin mit Kinderwunsch. Hoellen et al. aus Lübeck beschreiben in ihrem Artikel „Kinderwunsch und Schwangerschaft bei Zervixkarzinom“ diese Problematik und weisen Möglichkeiten der Fertilitätsprotektion auf. Zwar wird die Beratung zum Fertilitätserhalt bei malignen Erkrankungen im fertilen Alter regelmäßig gefordert, sie wird den Patientinnen aber nur an großen Zentren angeboten.

Mit diesem Kompendium zum Zervixkarzinom möchten wir Sie up to date halten und Ihnen einen Überblick über aktuelle und zukünftige Entwicklungen in Prävention, Diagnostik und Therapie des Zervixkarzinoms geben.

Die Zeiten ändern sich - und wir uns in ihnen.

Herzlichst

Ihre

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PD Dr. Daniel Beyer

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Prof. Dr. Nicolai Maass

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Prof. Dr. Klaus Diedrich