Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Verletzungen der lateralen Klavikula und des Akromioklavikular(AC)-Gelenks stehen wieder im Fokus der Aufmerksamkeit. Die etablierte Einteilung der AC-Gelenk-Sprengung nach Rockwood wurde um den Aspekt der funktionellen Instabilität erweitert (Typ IIIb [1]). Für die chirurgische Versorgung der instabilen Verletzungen erfreuen sich arthroskopisch unterstütze Verfahren mit einem oder 2 transklavikulären-transkorakoidalen Faden-Endobutton-Systemen großer Popularität. Ob diese Techniken ausreichen, die vertikale und horizontale Stabilität wieder herzustellen, oder ob eine zusätzliche transossäre Cerclage des AC-Gelenks erforderlich ist, ist Gegenstand aktueller Forschung.

Für die Behandlung der instabilen lateralen Klavikulafraktur finden zunehmend winkelstabile Plattensysteme Verwendung, teilweise auch in Kombination mit einer korakoklavikulären Fixierung [3]. Traditionelle Verfahren, wie z. B. die temporäre Kirschner-Draht-Arthrodese, wurden dagegen weitestgehend verdrängt, die alleinige korakoklavikuläre Fixierung lateraler Klavikulafrakturen erlebt hingegen durch arthroskopische Verfahren eine Renaissance [2].

Bei der Beschäftigung mit diesem Thema fiel uns auf, dass diese Entitäten bisher entweder als knöcherne oder ligamentäre Verletzung angesehen wurden. Eigentlich ist aber eine gemeinsame Betrachtung beider Verletzungen sinnvoll, da sie sich in enger anatomischer Nachbarschaft befinden, dieselben Strukturen betreffen und ähnlichen funktionellen Prinzipien unterliegen. Bei beiden Verletzungen kann die Integrität der korakoklavikulären Bänder, bestehend aus dem Lig. conoideum medial und dem Lig. trapezoideum lateral, beeinträchtigt sein. Bei der lateralen Klavikulafraktur tritt der funktionelle Verlust der korakoklavikulären Bänder nicht ausschließlich als Bandruptur auf, da eine Instabilität auch durch einen knöcherner Ausriss hervorgerufen werden kann.

Wir haben uns daher die Aufgabe gestellt, ein Themenheft zu konzipieren, das beide Verletzungen im Kontext erarbeitet. Im ersten Beitrag wird die gemeinsame Anatomie der akromiokorakoklavikulären Region unter Berücksichtigung funktionell-klinischer Aspekte beleuchtet. In einer nachfolgenden Übersichtsarbeit stellen wir Klassifikationssysteme und Therapieoptionen der lateralen Klavikulafraktur dar. Anschließend werden arthroskopisch gestützte Techniken zur Therapie der akuten und chronischen AC-Gelenk-Verletzung genauer erläutert. Ob nach aktueller Evidenzlage arthroskopische oder offene Therapieverfahren einen Vorteil für die Behandlung der akuten AC-Gelenk-Sprengung bieten, wird in einer Metaanalyse untersucht. Ein abschließender Fallbericht verdeutlicht die enge Beziehung zwischen diesen beiden Verletzungen.

Wir hoffen, dass Sie sich nach der Lektüre der folgenden Artikel gut über die aktuellen Aspekte zur Therapie der lateralen Klavikulafraktur und der AC-Gelenk-Sprengung informiert fühlen und uns zustimmen, dass eine gemeinsame Betrachtung dieser Verletzungen sinnvoll ist.

Ihre

Dr. F. Haasters

PD Dr. B. Ockert