Zusammenfassung
Skabies ist eine häufige, weltweit und in jedem Alter vorkommende Parasitose, die durch den Juckreiz und die Stigmatisierung die Lebensqualität des Patienten und seiner Familie beeinträchtigt. Die Abtötung der Krätzemilbe Sarcoptes scabiei variatio hominis, die das Stratum corneum befällt, und die Reduktion des Juckreizes sind Ziele der Therapie. Diese erfordern eine sorgfältige Aufklärung der Patienten bzw. der Eltern betroffener Kinder, da die Anweisungen zur Anwendung der Medikamente und auch die zusätzlich notwendigen Maßnahmen häufig nicht korrekt befolgt werden. Viele Besonderheiten, die die klinischen Symptome und auch die Therapie betreffen, sollten im frühen Kindesalter beachtet werden.
Abstract
Scabies is a common parasitosis, occurring worldwide and at any age that impairs the quality of life of patients and their families by the itching and the stigmatization. The main aims of therapy are destroying the mites Sarcoptes scabiei var. hominis that infect the stratum corneum and reduction of the itching. This requires detailed clarification for the patients and the parents of affected children as the instructions for the use of the drugs and also the necessary additional steps are often not correctly followed. Many special features regarding the clinical symptoms and therapy in early childhood should be taken into consideration.
Notes
Zur sicheren Ansprache postskabiöser Granulome muss das das gesamte Integument nochmals nach Skabiesläsionen untersucht werden. Erst wenn diese fehlen und eine Lege-artis-Behandlung durchgeführt worden ist, kann man von Skabiesgranulomen ausgehen.
Literatur
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Interessenkonflikt
C. Sunderkötter gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht. R. Fölster-Holst weist auf folgende Beziehung hin: Vortragstätigkeit für Infectopharm.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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Redaktion
R. Berner, Dresden
B. Koletzko, München
W. Sperl, Salzburg
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Was trifft für Skabies zu?
Die Behandlung sollte das gesamte Integument außer Kopf und Gesicht einbeziehen.
Ekzemveränderungen sind lediglich auf irritierende austrocknende Wirkungen der Antiskabiosa zurückzuführen.
In Skabies-Knoten ist immer infektiöses Material enthalten.
Milben und Milbengänge sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen.
Dermatoskopisch und mikroskopisch sind Milben, Gänge und Kotballen zu identifizieren.
Welche Aussage ist falsch?
Skabies-Infestation gehört zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen.
Über nichtsexuelle Körperkontakte können Skabiesinfestationen nicht oder nur in Ausnahmefällen übertragen werden.
Eine klassische Skabies weist in der Regel 10 bis 50 Milben auf.
Zur Infestation ist die Übertragung eines einzigen begatteten Weibchens ausreichend.
Die Scabies crustosa kann weit über 1 Mio. Milben aufweisen.
Welche Lokalisation zählt nicht zu den klassischen Prädilektionsstellen einer Skabies?
Der obere Rücken
Penisschaft
Axillen
Interdigitalregion von Fingern und Zehen
Mammae
Was sind „postskabiöse Granulome“?
Papeln und Knoten, die noch kontagiöses Material enthalten
Juckende Papeln/Knoten, die nach erfolgreicher Skabies-Behandlung auftreten, nicht mehr kontagiös sind und auf eine persistierende Immunreaktion zurückzuführen sind
Granulomatöse Reaktionen auf resorbierte topische Medikamente
Zeichen einer sekundären bakteriellen Infektion
Zeichen einer sekundären mykotischen Infektion
Sie haben einer Familie, bei der Sie Skabies nachgewiesen haben, 5 %iges Permethrin verordnet. Nach einer Woche sucht die Familie Sie wieder auf, weil die Skabies noch besteht. Welches ist die wahrscheinlichste Ursache für die fehlende Abheilung?
Permethrinresistenz
Die Therapie wurde nicht nach 2 Tagen wiederholt.
Kontaktekzeme auf Permethrin bei allen Familienmitgliedern
Die Therapie wurde nicht stationär durchgeführt.
Die nichtsimultane Therapie bei allen Familienmitgliedern
Welche Diagnose zählt nicht zu den Differenzialdiagnosen von Skabies im Säuglingsalter?
Lichen ruber
Infantile eosinophile pustulöse Follikulitis
Neonatale bullöse Impetigo
Neonatale Herpes-simplex-Infektion
Atopisches Ekzem
Wie würden Sie therapeutisch vorgehen, wenn sich eine nachgewiesene infantile Skabies sehr ausgedehnt, schuppend und extrem exsudativ darstellt?
Mit 5 %iger Salicylvaseline vorbehandeln
Gleich mit einem topischen Antiskabiosum behandeln
Vorab ein heißes Bad verordnen
Zunächst mit einem topischen Antibiotikum behandeln
Für 1 bis 3 Tage mit einem topischen Kortikosteroid vorbehandeln
Sie diagnostizieren bei einem 8‑jährigen Mädchen eine Skabies. Ein Wochenende zuvor habe es mit 5 Freundinnen ein Wochenende in einem Heuhotel verbracht. Das empfand das Mädchen als sehr kuschelig. Welches Vorgehen ist richtig?
Die Freundinnen sollten dermatologisch untersucht werden. Nur, wenn Hautveränderungen bestehen, ist eine antiskabiöse Therapie gerechtfertigt.
Die Freundinnen sollten dermatologisch untersucht werden. Auch, wenn keine Hautveränderungen bestehen, ist eine antiskabiöse Therapie gerechtfertigt.
Sie untersuchen auch die Familienmitglieder des Mädchens. Sie bieten offensichtlich keine Hautveränderungen, somit verzichten sie bei ihnen auf eine antiskabiöse Therapie.
Da offensichtlich im Heuhotel unter den Mädchen ein engerer Kontakt erfolgte, entscheiden Sie sich für eine Ivermectintherapie bei allen.
Sie benachrichtigen die Schule und ordnen eine antiskabiöse Lokaltherapie für alle Schüler der Klasse an.
Warum sollte Benzylbenzoat nicht im frühen Säuglingsalter eingesetzt werden?
Es ist ein sehr starkes Allergen.
Es ist ein sehr starkes Irritans.
Es wird zu Benzylalkohol abgebaut, das ein „Gasping“-Syndrom auslösen kann.
Es führt häufig zu Resistenzen.
Durch eine hohe Resorption kommt es zu Leberschäden.
Welche Aussage zur Scabies crustosa trifft zu?
Sie ist aufgrund der Hyperkeratosen leicht zu diagnostizieren.
Ivermectin oral wird als Kombinationstherapie mit Permethrin eingesetzt.
Da Ivermectin eingesetzt wird, muss die Therapie nach 2 Wochen nicht wiederholt werden.
Die Übertragung der Infestation erfordert mindestens einen 30-minütigen Kontakt mit Betroffenen.
Ivermectin oral wird als Monotherapie eingesetzt.
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Fölster-Holst, R., Sunderkötter, C. Skabies im Kindes- und Jugendalter. Monatsschr Kinderheilkd 164, 1035–1048 (2016). https://doi.org/10.1007/s00112-016-0185-9
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00112-016-0185-9