Kommunikation dient der Übermittlung von Informationen und beschreibt grundlegend die Verständigung zwischen Menschen mithilfe von Sprache oder Zeichen. Kommunikation besteht allerdings nur zu einem kleinen Anteil in der verbalen Weitergabe sachbezogener Informationen. Nonverbale Signale wie Gesten, Körperhaltung, Mimik, Betonung oder Sprachmelodie vermitteln den komplexen Kontext einer Information und bestimmen letztendlich, wie kommunizierte Nachrichten vom Empfänger erfasst, verarbeitet und bewertet werden.

Kommunikation ist eine der komplexesten und wichtigsten Fähigkeiten von Menschen. Unsere Fertigkeit zu kommunizieren bestimmt unseren Platz und unsere Funktion in Gemeinschaften. Durch Kommunikation werden wir in die Lage versetzt, Fragestellungen zu formulieren, Ziele zu beschreiben oder Lösungswege im Team zu erarbeiten. Kommunikation beginnt schon vor der Geburt zwischen Fetus und Mutter; sie findet sich im sozialen Lächeln des Säuglings und beim Kleinkind im Ausdruck von Wünschen und Sorgen oder auch von Wut und Ablehnung. Der Spracherwerb stellt einen Meilenstein in der Entwicklung von Kommunikationskompetenz dar, gibt er uns doch die Möglichkeit, konkrete Informationsinhalte mithilfe der Sprache zu übertragen.

Unser ärztlicher Alltag wäre ohne Kommunikation undenkbar. Jeden Tag beraten wir uns mit Kollegen und Kolleginnen, wir organisieren den Behandlungsverlauf gemeinsam mit der Kinderkrankenpflege, begleiten Patienten, Eltern und Verwandte auf dem Weg durch Krankheit und Gesundung. Insbesondere das Gespräch mit Patienten und Eltern ist für unser ärztliches Handeln von übergeordneter Bedeutung. Es beeinflusst nicht nur die Qualität unserer medizinischen Entscheidungen, sondern besonders das Vertrauen von Patienten und Eltern in unsere Arbeit und damit maßgeblich auch den Behandlungserfolg. Die überragende Bedeutung von Kommunikation in nahezu allen Lebenssituationen hat uns bewogen, verschiedenen Aspekten von Kommunikation im Gesundheitswesen ein Leitthema der Monatsschrift Kinderheilkunde zu widmen.

Kommunikation hat in nahezu allen Lebenssituationen eine überragende Bedeutung

Auch wenn viele (nonverbale) Aspekte menschlicher Kommunikation im Rahmen der kindlichen Sozialisierung unbewusst und durch Nachahmung erworben werden, stellt der Spracherwerb einen Meilenstein in der Entwicklung von Kleinkindern dar. Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte haben die Aufgabe, Störungen der Sprachentwicklung rechtzeitig zu erkennen und, falls erforderlich, unterstützende oder therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Frau Prof. Steffi Sachse erläutert in ihrem Beitrag grundlegende Aspekte des kindlichen Spracherwerbs und gibt wichtige Hinweise zur Früherkennung und Betreuung von Sprachentwicklungsstörungen.

In ihrer vielgestaltigen Ausprägung unterliegen Kommunikation und Kommunikationsfähigkeit zeitlebens einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess, wobei einige Lebensabschnitte allerdings besonderes Gewicht gewinnen. Gerade in der Adoleszenz und dem Weg durch die Pubertät entsteht trotz eigentlich gut entwickeltem Sprachvermögen nicht selten „Sprachlosigkeit“ in der Familie. Auch hier können wir als Jugendmediziner(innen) Rat geben und Beistand leisten. Frau Prof. Tanja Zimmermann führt in ihrer Publikation verständlich in die komplexe Thematik der Kommunikation in der Familie ein und beschreibt Möglichkeiten der Unterstützung und Begleitung von Familien mit Kommunikationsproblemen von Heranwachsenden.

Mit professioneller ärztlicher Kommunikation in der Kinder- und Jugendmedizin befasst sich die Arbeit von Prof. Wolfgang Kölfen. Sein Statement „Elterngespräche sind Heilkunst“ steht gleichsam für gute kinderärztliche Praxis. Unverändert stellt die gelungene Anamneseerhebung mit Patienten und deren Eltern die entscheidende Voraussetzung für die Entwicklung der richtigen Diagnose dar. Zudem werden Behandlungsverlauf und Therapieerfolg maßgeblich vom Vertrauen in den Therapeuten bestimmt. Auf dem Fundament seiner langjährigen Tätigkeit als Kinderarzt und professioneller Berater in ärztlichen Kommunikationsfragen informiert der Autor über die erfolgreiche Gestaltung ärztlicher Gesprächsführung und erläutert, welche Kommunikationsmodelle im Praxisalltag hilfreich sind. Unterstützt durch anschauliche Fallbeschreibungen werden konkrete Hinweise wie der Einsatz von Fragetechniken und Körpersprache gegeben, mit deren Hilfe Empathie vermittelt, Vertrauen gewonnen und das ärztliche Gespräch erfolgreich gestaltet werden kann.

Das Überbringen schlechter Nachrichten gehört mit zu den schwierigsten Aufgaben eines Kinder- und Jugendarztes. Weder unser Studium noch die Facharztweiterbildung geben uns Schulung und bereiten uns darauf vor. Der Medizinethiker Prof. Norbert W. Paul befasst sich in seinem Beitrag „Überbringen schlechter Nachrichten in der Pädiatrie. Das Gewicht der Worte“ mit den medizinisch-ethischen Grundlagen der Übermittlung schwerwiegender Botschaften/Mitteilungen und erläutert Wege zur Gestaltung eines Krisengesprächs.

Liebe Leserinnen und Leser der Monatsschrift Kinderheilkunde, ich würde mich sehr freuen, wenn unser aktuelles Leitthema „Kommunikation“ für Sie nicht nur interessante Lektüre ist, sondern auch eine wertvolle Handreichung für die tägliche Arbeit in Klinik und Praxis sein kann.

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Prof. Dr. F. Zepp