Leserbrief

Mit Interesse habe ich die umfassende Übersicht über die Diagnostik und Therapie der Appendizitis gelesen. In dem Artikel werden im Abschnitt „Bildgebung und Scoresysteme“ die Sensitivität und Spezifität der Sonographie missverständlicherweise mit 98,7 bzw. 95,4 % angegeben. Die Autoren der dabei zitierten Studie [3] bezogen sich allerdings nicht auf die klinische Treffsicherheit der Sonographie bei Appendizitis insgesamt, sondern auf die hypothetisch ermittelte Sensitivität/Spezifität bei einem Schwellenwert des Appendixdurchmessers von ≥ 7 mm oder einer Wanddicke > 1,7 mm. Die Angaben betreffen in dieser Arbeit nur solche Fälle, in denen der Wurmfortsatz im Ultraschall identifiziert und ausgemessen werden konnte. Dies war tatsächlich nur in 68 % der Patienten der Fall.

In aktuellen Studien beträgt die Sensitivität der Sonographie als unabhängige diagnostische Untersuchung bei Verdacht auf Appendizitis lediglich 38–83 %, die Spezifität 79–97 % [5, 6, 7]. Bei übergewichtigen Kindern verringern sich diese Werte sogar auf ≤ 35 bzw. ≤ 94 % [1].

Wie in dem Artikel von Szavay erwähnt, kann das Implementieren von Pathways und Scoresystemen die Treffsicherheit der Sonographie als Zusatzuntersuchung erhöhen. In unserer eigenen Arbeit [2] verringerten sich durch die Einführung eines festgelegten klinischen Algorithmus die Anzahl der angeforderten CT-Untersuchungen (CT: Computertomographie) um 30 %, während deutlich mehr Sonographien durchgeführt wurden. Allerdings kam es im gleichen Zeitraum nahezu zu einer Verdopplung der Rate an negativen Appendektomien.

Die CT-Diagnostik ist zurzeit das genaueste bildgebende Verfahren in der Appendizitisdiagnostik [4]. Die Risiken der CT-bedingten Strahlenexposition müssen demnach in jedem einzelnen Fall vorsichtig gegenüber denjenigen einer Operation ohne therapeutischen Nutzen abgewogen werden.