Liebe Kolleginnen und Kollegen,

gleich ob in Klinik oder Niederlassung, der praktisch tätige Internist hat täglich mit Fragen der Gerinnung zu tun. Die komplexe Biologie des Gerinnungssystems einerseits und die methodisch anspruchsvolle und weitverzweigte Labordiagnostik andererseits erschweren jedoch immer wieder den unbelasteten Zugang zu diesem Thema. Hinzu kommt, dass der Bereich der gerinnungshemmenden Therapie derzeit stark in Bewegung ist. Entsprechend schwer fällt es, mit allen neuen Informationen Schritt zu halten.

Der Bereich der gerinnungshemmenden Therapien ist stark im Wandel begriffen

Aus diesem Grund haben wir den nun vorliegenden Schwerpunkt für Der Internist zusammengestellt. Er bietet kein neues Kompendium der Gerinnungsmedizin, sondern möchte, ausgehend von fünf täglich wiederkehrenden Problemfeldern, eine Wissensauffrischung bieten, die den Alltag hoffentlich erleichtert. Es kam daher weniger darauf an, von den Grundlagen des Gerinnungssystems ausgehend die komplizierte Diagnostik und Therapie abzuleiten. Unser Bestreben war vielmehr, zügig in medias res zu gehen, um unmittelbar praxistaugliche Informationen zu bieten.

Im ersten Beitrag frischt G. Siegert (Universitätsklinikum Dresden) die alte Bekanntschaft mit den Globaltests der Gerinnung auf, da sie in allen Disziplinen der häufigste Anknüpfungspunkt sind. Im zweiten Artikel gibt R. Klamroth (Gerinnungsambulanz des Vivantes-Klinikums Berlin-Friedrichshain) einen kurz gefassten Überblick über das Vorgehen bei erworbenen Gerinnungsstörungen, die sich im klinischen Alltag als verstärkte Blutungsneigungen manifestieren. Der dritte Beitrag von M. Spannagel (LMU München) wendet sich den häufigsten komplexen Gerinnungsstörungen auf der Intensivstation zu. Auch hier ist nicht alles kompliziert, sondern kann auf einige Grundprobleme zurückgeführt werden. Im vierten Artikel versucht S. Schellong (Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt) den derzeitigen Stellenwert der Thrombophilietestung zu definieren. Eine immer noch vorherrschende Fehlversorgung macht ein rationelles Vorgehen notwendig. Im letzten Beitrag gibt S. Haas (ehemals TU München) eine Übersicht über die direkten neuen Antikoagulanzien. Es werden nicht nochmals Studienergebnisse dargeboten, sondern die mit diesen Medikamenten neu aufgetretenen Fragen direkt adressiert und diskutiert.

Die Autoren hoffen, Ihnen mit der Auswahl dieser Themen eine sinnvolle Handreichung für den klinischen Alltag geben zu können.

S. Schellong