Prof. Dr. Dietrich Plester, von 1966 bis 1988 Direktor der Universitäts-HNO-Klinik Tübingen, ist überraschend am 18.10.2015 gestorben.

Prof. Plester (Abb. 1) war eine Institution in der HNO-Heilkunde. Frühe Lehr- und Wanderjahre als Assistent am Institut für Pharmakologie und Toxikologie in Düsseldorf und auf völkerkundlichen Forschungsreisen in den Sudan und nach Äthiopien beeinflussten seine wissenschaftliche Laufbahn. Dabei entdeckte er die Völkerfamilie der Präniloten, die er seinerzeit erstmalig in der Zeitschrift für Völkerkunde beschrieb, und leistete durch Völkervergleiche wesentliche Beiträge zum Verständnis der Schwerhörigkeit im Alter. Lebenslang befasste er sich mit pharmakologischen und biochemischen Möglichkeiten der Beeinflussung des Ohres.

Abb. 1
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Prof. Plester 2013 bei der 125-Jahr-Feier der HNO-Klinik Tübingen

Dann erlernte er eine damals völlig neuartige Operationsmethode – die Mikrochirurgie. Als er ab 1955 in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik der Universität Düsseldorf tätig war, sollte die Mikrochirurgie des Ohres sein weiteres wissenschaftliches Werk prägen: seine Habilitationsschrift trug bereits den Titel: „Prinzip und Methodik gehörverbessernder Operationen“.

Als weltweit anerkannte Kapazität auf dem Gebiet der Mikrochirurgie des Ohres folgte er 1966 dem Ruf als Direktor der Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik in Tübingen. Der Universität Tübingen ist er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1988 treu geblieben. Die Medizinische Fakultät wählte ihn zu ihrem Dekan. Dietrich Plester vereinte Arzttum, klinische Lehre und medizinische Forschung in einer Person. Seine stets menschliche Art erlaubte es ihm, in besonderem Maße mit Kranken, Mitarbeitern und Studierenden umzugehen.

Die deutsche HNO-Heilkunde repräsentierte er national und international als Präsident der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Der jährliche Plester-Preis für die beste Promotion wurde von ihm gestiftet. Das hohe Engagement Plesters spiegelt sich weiterhin in der Mitgliedschaft zahlreicher, auch internationaler, wissenschaftlicher Gesellschaften, einschließlich der Royal Society of Medicine und der Gesellschaft Deutscher Naturforscher Leopoldina, wieder. 1967 erhielt er die Sir-Joshi-Medaille und 1981 die Yearsley-Medaille der Royal Society of Medicine. Dietrich Plester ist darüber hinaus Ehrendoktor der Universität Posen. Die Bundesrepublik Deutschland ehrte ihn mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse.