Am 25.09.2016 vollendete Herr Prof. Dr. Swen Malte John (Abb. 1) sein 60. Lebensjahr – ein willkommener Anlass, einen der bedeutendsten Vertreter der nationalen und internationalen Berufsdermatologie zu würdigen.

Abb. 1
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Prof. Dr. Swen Malte John (mit freundl. Genehmigung Universität Osnabrück)

Studium und beruflicher Weg

Geboren in Tübingen, wuchs Swen Malte John in Bonn auf. Als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes absolvierte er sein Medizinstudium von 1977 bis 1983 an den Universitäten Marburg, London und Bonn. Er wurde am Institut für Anatomie und Cytobiologie der Medizinischen Fakultät Marburg promoviert, wo er 1984 auch als wissenschaftlicher Assistent tätig war. Es schloss sich der Wehrdienst als Truppenarzt bis 1985 an. Seine dermatologische Ausbildung erhielt John von 1985 bis 1990 an der Universitätshautklinik Münster unter Prof. Egon Macher, Prof. Thomas Luger und Prof. Günther Forck. Hier lernte er auch Prof. Hans-Joachim Schwanitz kennen, der 1987 an der Universität Osnabrück erstmals die Professur „Gesundheitstheorie und Dermatologie“ besetzte. Swen Malte John folgte ihm 1990 als Leitender Oberarzt, weil ihn das Potenzial dieser neuen Abteilung reizte und beide sich bereits in Münster mit Berufsdermatologie beschäftigt hatten. Schwanitz hatte die großen Defizite in der Durchführung von Rehabilitation und Prävention von Berufsdermatosen erkannt und entwickelte ein neues interdisziplinäres Konzept. Kernpunkte waren auf der Basis der Gesundheitstheorie Schulungsmaßnahmen der Betroffenen in Bezug auf gesundheitsbewusstes Verhalten unter Einbeziehung von Dermatologen, Psychologen, Gesundheitspädagogen, Sozialversicherungsträgern und Berufsschulen. Die stetig wachsende, interdisziplinär medizinisch-pädagogisch zusammengesetzte Arbeitsgruppe entwickelte unter Schwanitz und John eine beeindruckende Kaskade verzahnter ambulanter und stationärer Präventionskonzepte bei berufsbedingten Hauterkrankungen, die später als „Osnabrücker Modell“ bekannt werden sollten und letztlich die Grundlage des heute bundesweit etablierten „Verfahren Haut“ der gesetzlichen Unfallversicherung darstellen. Für dieses konzeptionelle Gebäude einer integrativen pädagogisch-medizinischen Gesundheitsförderung wurde in Osnabrück der Begriff der Individualprävention auf primärer (primärpräventive gesundheitspädagogische Beratung, Arbeitsschutzregularien), sekundärer (ambulante hautärztliche Versorgung im Rahmen des Hautarztverfahrens, ambulante Hautschutzseminare, Betriebsberatungen) und tertiärer Ebene (integrierte ambulant-stationäre gesundheitspädagogische und medizinische Versorgung bei schweren Berufsdermatosen) geprägt.

Leitende Tätigkeiten

Nach dem überraschend frühen Tod von Hans-Joachim Schwanitz im Juni 2004 übernahm Swen Malte John, der sich im Jahr 2000 mit einer für die Berufsdermatologie wegweisenden Arbeit zur Qualitätssicherung in der Begutachtung habilitiert hatte und dem im Jahr 2004 der Titel eines außerplanmäßigen Professors der Universität Osnabrück verliehen worden war, die Leitung der Osnabrücker Arbeitsgruppe. Hierbei galt es in schwerer Zeit, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Swen Malte John hat sich hierbei als dynamische Führungspersönlichkeit erwiesen und den Standort Osnabrück stetig weiterentwickelt. So wurden die ambulanten und stationären Angebote auf alle Berufsgruppen ausgedehnt und mittels bundesweiter Multicenter-Forschungsprojekte zur Evaluation und Optimierung der ambulanten stationären Versorgung von Patienten mit Berufsdermatosen der Nutzen derartiger Präventionsangebote belegt. Durch die intensivierten Präventionsanstrengungen entsprechend dem Osnabrücker Modell gelang trotz schwerer Berufsdermatosen bei über 80 % der Betroffenen, die eigentlich die berufliche Tätigkeit hätten aufgeben müssen, auch langfristig die Fortführung derselben bei wesentlicher Besserung der Hauterkrankung, deutlich weniger Arbeitsunfähigkeit und signifikanter Steigerung der Lebensqualität. Gleichzeitig wurden aus der Arbeitsgruppe heraus präventivmedizinische Großprojekte der Deutschen Sozialversicherung initiiert und auch auf europäischer Ebene von der Osnabrücker Arbeitsgruppe koordiniert. Als weiterer Schwerpunkt der Arbeitsgruppe rückte mit internationaler Vernetzung die Erforschung individueller Dispositionsfaktoren für die Entwicklung eines Handekzems in den Fokus.

Das kontinuierliche Wachstum der Arbeitsgruppe und die stetige Übernahme von Aufgaben in der BG-lichen Regelversorgung von Patienten mit Berufsdermatosen zog die Notwendigkeit einer Institutionalisierung nach sich. Unter der medizinischen Leitung Johns wurde daher im Mai 2008 seitens der Universität Osnabrück in Kooperation mit dem Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Hamburg und dem Land Niedersachsen das Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) gegründet; hiermit wurde gleichzeitig ein weiterer, von Swen Malte John geleiteter berufsdermatologischer Standort in Hamburg am Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus etabliert. Im November 2012 wurde zur Bündelung der berufsdermatologischen Kompetenz in Niedersachsen als gemeinsames Institut der Universität Osnabrück und der Universitätsmedizin Göttingen sowie unter Assoziation des iDerm und des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken an der Universität Göttingen (IVDK) das Niedersächsische Institut für Berufsdermatologie (NIB) gegründet. Swen Malte John wurde als Gründungsdirektor dieser europaweit einmaligen Einrichtung berufen. Bei der Gründung des NIB war Swen John die treibende Kraft – die seit nunmehr fast 5 Jahren erfolgreiche Kooperation geht ganz wesentlich auf seine Initiative zurück. Das NIB beschäftigt sich umfassend mit sämtlichen Aspekten der Berufsdermatologie, von der experimentellen translationalen und Grundlagenforschung zu beruflich bedingten Hautkrankheiten über prospektive klinische Studien bis hin zu gesundheitspädagogischen präventiven Ansätzen. Dieses innovative Konzept wurde durch die VW-Stiftung und das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur mit 2 Mio. Euro gefördert. Die bisherigen Publikationen aus dem NIB und sehr positive externe Begutachtungen bestätigten die erfolgreiche Arbeit.

Wissenschaftliche Tätigkeit

Swen Johns Handeln wird geprägt durch bestechende analytische Fähigkeiten, hohe Innovationskraft, Kooperationsbereitschaft auf Augenhöhe und positiv verstärkende Motivation seiner Mitarbeiter. Die große Zahl von Publikationen (187 Originalarbeiten/Übersichten, 8 Herausgeberschaften von Lehrbüchern, 60 Buchbeiträge, 450 Vorträge) sowie betreuter Diplomarbeiten, Dissertationen und Habilitationen belegt die effiziente Arbeitsweise des Jubilars. Bei internationalen Kongressen und Arbeitstreffen beeindruckt er durch sein diplomatisches Geschick, Eloquenz und makelloses Englisch. Im Mai 2015 schließlich wurde Swen Malte John zum Universitätsprofessor an der Universität Osnabrück berufen. Die deutsche Berufsdermatologie hat in Swen Malte John einen exzellenten Botschafter gefunden, der dieses wichtige Teilgebiet der Dermatologie auch auf die internationale Bühne durch verschiedenste Kampagnen, beispielsweise der EU und der WHO, gehoben hat. Dies wird auch durch die European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) gewürdigt, die ihn kürzlich zum Vorsitzenden des Media&PR Committees, das die verbesserte Sichtbarkeit der Dermatologie in Politik und Öffentlichkeit zum Ziel hat, berief. Das Schaffen Swen Malte Johns ist durch zahlreiche Preise gewürdigt worden; hervorzuheben ist hier der Hufeland-Preis zur Förderung der Präventivmedizin 2008. Mit all diesen Aktivitäten hat er erreicht, dass in der nationalen und internationalen Fachwelt „Osnabrück“ und „Berufsdermatologie“ in einem Atemzug genannt werden.

Neubau der Hautklinik in Osnabrück

Ein besonderer, aber zunächst unvorhergesehener Meilenstein in der jüngsten Weiterentwicklung der Osnabrücker Berufsdermatologie resultierte aus der im Jahr 2014 aufgekommenen globalen „Flüchtlingskrise“: Das Osnabrücker Klinikgebäude Am Natruper Holz, in dem die universitäre Arbeitsgruppe und später das iDerm seit 1994 untergebracht waren, wurde vom Land Niedersachsen als Landesaufnahmestelle und Flüchtlingsunterkunft in Beschlag genommen. Hieraus erwuchs die Notwendigkeit, rasch einen neuen Standort für das universitäre Fachgebiet und das iDerm zu finden. In dieser besonders herausfordernden Situation bewies Swen Malte John – trotz seiner vielfältigen wissenschaftlichen und klinischen Verpflichtungen – Ausdauer und großes Verhandlungsgeschick bei Planung, bürokratischen Genehmigungsverfahren und Durchführung des Baus einer neuen Hautklinik am Osnabrücker Klinikstandort Am Finkenhügel. Dieses Gebäude konnte bereits im Oktober 2016 bezogen werden und wurde feierlich am 02.12.2016 mit prominenten Vertretern aus Politik, Gesundheit und Wissenschaft vom Hausherrn Swen Malte John eröffnet.

Dynamische Persönlichkeit

Eine Würdigung Swen Malte Johns ist nicht vollständig, ohne auf besondere Eigenschaften seiner Persönlichkeit hinzuweisen: Swen Malte John lebt de facto auch allgemein medizinisch „Prävents-John“ vor: Bei überwiegender Ernährung mit Naturkost ist er eigentlich ständig körperlich in Bewegung und nimmt dies wahrscheinlich nicht als Ausübung von Sport wahr. So ist den Unterzeichnern eigentlich nicht bekannt, dass er sich in Osnabrück jemals anders als mit dem Fahrrad bewegt hat, außer er ist mit seinem Wohnmobil unterwegs, da er einige wenige Stunden der Freizeit am nahegelegenen Dümmer-See auf dem Surfbrett verbringen möchte. Ein morgendliches Bad in dem auf seinem Weg zur Klinik gelegenen Rubbenbruch-See ist obligat, dies selbstverständlich auch im Winter. Es besteht das ständige Bemühen, diese Dynamik auch auf seine Mitarbeiter zu übertragen, etwa in Form gemeinsamer gepäckbeladener Sprints auf Flughäfen und in Bahnhöfen, um eigentlich nicht mehr mögliche Anschlüsse noch zu erreichen, was dann auch gelingt – mit Sprint-Sieger John. Nach dieser Form der Anreise und einem anschließend anstrengenden langen Kongresstag ist Swen Malte John auch am späten Abend noch fit, hört aufmerksam zu und entwickelt neue Ideen.

Im Interesse der Berufsdermatologie ist Swen Malte John zu wünschen, dass er seine überaus erfolgreiche Tätigkeit noch lange fortsetzen kann. Jeder Leser der einschlägigen Zeitschriften wird gespannt auf neue Ergebnisse der „Osnabrücker Gruppe“ achten.