Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Unverträglichkeiten von Arzneimitteln sind ein häufiges Problem der klinischen Praxis, mit dem sich jeder Mediziner regelmäßig auseinandersetzen muss. Etwa 10–20 % aller medikamentös Behandelten erleben eine unerwünschte Arzneireaktion, am häufigsten ist hierbei die Haut betroffen. Dem Dermatologen kommt daher eine besondere Bedeutung beim Management von Arzneinebenwirkungen zu. In den letzten Jahren haben sich neue Herausforderungen, aber auch vielversprechende Entwicklungen gezeigt, die den aktuellen Umgang mit Arzneimittelunverträglichkeiten prägen und denen sich dieses Leitthemenheft mit 4 Übersichtsartikeln widmet.

Von unerwünschten Arzneimittelreaktionen ist am häufigsten die Haut betroffen

So haben die demografischen Veränderungen der letzten Jahre zu einer deutlichen Zunahme älterer Menschen mit medikamentösem Therapiebedarf geführt. Bisher nur wenig untersucht ist, in welchem Ausmaß diese Patientengruppe von Arzneimittelnebenwirkungen betroffen ist und welche klinischen Implikationen sich hieraus ergeben. Regina Treudler et al. fassen den aktuellen Kenntnisstand zu diesem Thema zusammen und zeigen anhand eigener hierzu erhobener Daten auf, welche Auswirkungen sich hieraus für die ärztliche Praxis ergeben.

Die Vielzahl neuer Medikamente, die mit zellbiologischen und immunologischen Vorgängen interferieren, hat die Tumortherapie geradezu revolutioniert, zeigt aber auch ein breites Spektrum bisher unbekannter, unerwünschter Arzneireaktionen. Da insbesondere die Haut betroffen ist, stellt der zunehmende Einsatz dieser potenten onkologischen Präparate eine besondere Herausforderung für die dermatologische Betreuung betroffener Patienten dar. Janina Below et al. informieren über das breite Spektrum kutaner Nebenwirkungen der oft auch unter der Bezeichnung „targeted therapy“ geführten Arzneimittel und geben einen umfassenden Überblick über das therapeutische Management.

Arzneimittelallergien und -pseudoallergien stellen besondere Formen der Nebenwirkungen von Medikamenten dar, da sie nicht durch deren pharmakologische Wirkungsmechanismen erklärbar sind, sondern auf individuellen und somit nicht vorhersehbaren Überempfindlichkeiten beruhen. Etwa 25 % aller medikamentösen Unverträglichkeiten gehören hierzu. Neben den Anaphylaxien sind insbesondere schwere, mit Systembeteiligung einhergehende exanthematische und exfoliative Hautreaktionen von weitreichender Bedeutung. Christian Möbs und Wolfgang Pfützner erläutern die diagnostischen Möglichkeiten, insbesondere auch unter Vorstellung der aktuellsten Kenntnisse zum Einsatz neuer In-vitro-Testverfahren, um auslösende Arzneimittel bzw. Optionen für Alternativpräparate zu identifizieren.

Absetzen oder Weiterbehandeln? – eine Frage, die immer wieder von ärztlichen Kollegen für ihre mit einer Arzneimittelüberempfindlichkeit reagierenden Patienten gestellt wird. Die Antwort kann allerdings weitreichende Konsequenzen für die Betroffenen haben und sollte daher gut überlegt sein. Magdalena Absmaier et al. zeigen die verschiedenen Optionen einschließlich einer Desensibilisierung auf und geben wichtige Hinweise für die Entscheidungsfindung.

Ich hoffe, dass diese Beiträge Ihnen hilfreiche Hinweise und Anregungen für Ihre praktische Arbeit geben, und wünsche Ihnen viel Freude beim Studieren der Lektüre.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

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Wolfgang Pfützner