Die letzten Jahre brachten einen enormen Wissenszuwachs über Vorgänge, die zur Entstehung und Persistenz chronischer immunvermittelter Erkrankungen führen. Psoriasis gehört zu den Krankheiten, die von dieser Entwicklung am meisten profitierten. Die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen wie Dermatologie, Immunologie, Genetik, Epidemiologie und innere Medizin ist ein wesentlicher Grundstein dieses Erfolges. Die klinische Relevanz vieler dieser Arbeiten wurde durch ein translationales Vorgehen – vom Patienten zum Labor und zurück – untermauert. Erfreulich am Wissenszuwachs über die Pathogenese der Psoriasis ist, dass die neuen Erkenntnisse nicht bei den Forschern liegen blieben, sondern zügig ihren Weg in die Versorgung der Patienten gefunden haben.

Die Herausforderung der kommenden Jahre wird in der Ausarbeitung eines Behandlungsalgorithmus liegen

Wenn wir die vergangene Dekade Revue passieren lassen, wird uns bewusst, dass die Behandlung der Menschen mit Psoriasis in dieser Zeit buchstäblich revolutioniert wurde und dass diese Entwicklung für einen der größten Erfolge der modernen Medizin steht. Wir sollten nun alles unternehmen, dass der Einsatz dieser innovativen, wirksamen und patientenfreundlichen Therapien nicht nur auf spezialisierte Zentren und Praxen begrenzt bleibt, sondern eine breite Anwendung durch alle Kolleginnen und Kollegen findet.

Mit der Zunahme der zugelassenen therapeutischen Optionen wird die Herausforderung der kommenden Jahre in der Ausarbeitung eines Behandlungsalgorithmus liegen. Die Therapie der Psoriasispatienten sollte sich dann nach individuellen Beschwerden, Komorbidität und Erwartungen richten und hat die Chance, Vorreiter einer personalisierten Medizin zu werden. Inwieweit serologische Parameter („Biomarker“) für die Identifizierung der für bestimmte Therapien besonders geeigneten Patienten hilfreich sein werden, ist aktuell noch ungewiss. Sicher ist jedoch, dass die Behandlung strukturiert erfolgen sollte und dass neben der therapieassoziierten Überwachung („Monitoring“) regelhaft der Schweregrad der Psoriasis, die Patientenerwartungen sowie die Therapieziele erfasst werden sollten.

Die heute praktisch und wissenschaftlich relevanten Aspekte der Psoriasis werden in unserem Leitthemenheft prägnant und übersichtlich dargestellt. Wir sind sehr dankbar, dass wir namhafte Expertinnen und Experten gewinnen konnten, die die Themenkomplexe von Pathogenese bis zu modernen Therapien verständlich beleuchten. So sind die wichtigsten Schritte der Psoriasispathogenese in dem Beitrag von Schäkel, Schön und Ghoreschi [1] dargestellt. Die Autoren beschreiben dabei nicht nur die in diesem Prozess beteiligten Zellen, sondern thematisieren auch die relevantesten Mediatoren zur Kommunikation dieser Zellen untereinander. Die Neutralisierung einiger dieser Schlüsselzytokine ist bereits fester Bestandteil unseres klinisch-therapeutischen Alltags. Kenntnisse über ihre immunologischen Effekte helfen, die Wirksamkeit der entsprechenden Therapien zu erklären, und umgekehrt lernen wir anhand der therapeutischen Effekte viel über die Immunpathogenese der Psoriasis. Interessanterweise scheint bei einigen Psoriasispatienten eine klassische Autoimmunreaktion (Reaktion gegen ein durch den eigenen Körper produziertes Protein) der Entstehung der Erkrankung zugrunde zu liegen. Diese aktuellen Erkenntnisse und deren mögliche Nutzung für zukünftige Therapiekonzepte sind im Beitrag von Prinz [2] skizziert. Durch große epidemiologische Studien wurde in den letzten Jahren eindrucksvoll dokumentiert, dass Psoriasis häufig mit anderen Erkrankungen, wie z. B. Depression, Übergewicht, metabolischem Syndrom und kardiovaskulären Erkrankungen, assoziiert ist. Den Konsequenzen und Ursachen dieser Assoziationen widmet sich der Beitrag von Gerdes, Mrowietz und Boehncke [3]. Der Psoriasis sind traditionsgemäß einige pustulöse Erkrankungen zugeordnet. Die Autoren Weisenseel, Wilsmann-Theis, Kahl, Reich und Mössner [4] stellen in ihrem Beitrag die Epidemiologie, die klinischen Bilder, die Pathogenese und die Therapie dieser Erkrankungen dar. Bei vielen Patienten mit Psoriasis sind auch der behaarte Kopf, die Nägel und die Intertrigines befallen, was einerseits besonders belastend und stigmatisierend, andererseits schwierig zu therapieren ist. Die aktuellen Therapieempfehlungen für diese besonderen Formen der Psoriasis haben die Autorinnen Schmieder und Peitsch zusammengestellt [5]. Das Heft wird durch einen Beitrag von Philipp, Kokolakis und Sabat, der die aktuellen Therapieoptionen der Psoriasis vulgaris und der Psoriasisarthritis zusammenfasst, vervollständigt [6]. Dabei werden sowohl die veröffentlichten Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit als auch eigene Erfahrungen berücksichtigt.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unserem Leitthemenheft eine informative und spannende Lektüre bieten, und verbleiben mit den besten Grüßen

Dr. R. Sabat

Prof. Dr. M.P. Schön

Prof. Dr. K. Schäkel