Urs Walter Schnyder, emeritierter Professor für Dermatologie und Direktor der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich, ist am 21. Oktober 2012 im Kreise seiner Angehörigen in Zürich im 90. Lebensjahr verstorben.

Urs W. Schnyder wurde am 7. Februar 1923 in Basel als einziger Sohn von Sylvia Schnyder, der Tochter des Direktors der damaligen Sandoz, und von Walter Schnyder, Chefarzt der Augenklinik im Bürgerspital Solothurn, geboren. Sein Großvater und Urgroßvater waren Allgemeinärzte, der Großonkel Édouard Guillaume hatte 1920 den Nobelpreis für die Einführung des Urmeters erhalten.

Nach dem Medizinstudium in Bern, Genf und Zürich war Urs Schnyder 3 Jahre in der Pathologie tätig, zunächst in Genf und anschließend in Zürich. Im Jahr 1952 begann er seine dermatologische Ausbildung bei Prof. Guido Miescher in Zürich. Nach Studienaufenthalten in München, Genf, Paris und in den USA wurde er Oberarzt an der Dermatologischen Klinik in Zürich bei Prof. Hans Storck. Im Jahr 1961 habilitierte er sich, 3 Jahre später wurde er zum Assistenzprofessor für Dermatologie mit besonderer Berücksichtigung der Humangenetik ernannt. Im Alter von 42 Jahren erhielt Urs Schnyder 1965 den Ruf an die Universitäts-Hautklinik Heidelberg, wo er 1970 bis 1971 der Medizinischen Fakultät auch als Dekan vorstand. Im Jahr 1978 gelang es der Universität Zürich, Urs Schnyder in die Schweiz zurückzuholen. Hier hat er seine wissenschaftlichen Aktivitäten, insbesondere auf dem Gebiet der Genodermatosen, bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1991 fortgesetzt.

Urs W. Schnyder verfasste über 240 wissenschaftliche Publikationen und mehrere Bücher über eine imposante Wirkungsdauer von 44 Jahren. Sein Forschungsschwerpunkt lag in der licht- und elektronenmikroskopischen sowie biochemischen und molekularbiologischen Analyse von Erbkrankheiten – besonders den Epidermolysen und Verhornungsstörungen. Einige der neu beschriebenen Krankheitsvarianten, unter anderem das seborrhoische Pemphigoid und die Epidermolysis bullosa junctionalis vom Non-Herlitz-Typ, sind eponym mit dem Namen Schnyder verbunden.

Urs Schnyder war nicht nur ein forschender Geist, er war auch ein hervorragender klinischer Dermatologe und eine große Führungspersönlichkeit. Insbesondere aber war er ein Dermatologe mit Visionen: Zu einer Zeit, in der andernorts die Dermatologie zur Subspezialität der Inneren Medizin abstieg, legte er die Grundlage für eine moderne, innovative und wissenschaftlich basierte Dermatologie in Zürich und in der Schweiz. Dies strahlte auch über die Landesgrenze hinaus; mehrere seiner Schüler und Schülerinnen haben diese Vision weitergetragen und als hervorragende Akademiker in der Schweiz und Deutschland gewirkt oder tun dies noch heute. So kamen aus seiner Schule die Lehrstuhlinhaber und Klinikleiter von Mannheim, Lausanne, Freiburg im Breisgau, Karlsruhe und des Dermatologischen Ambulatoriums Zürich-Triemli.

Die Zürcher Dermatologischen Fortbildungstage stehen in der Tradition von Urs Schnyder

In den verschiedenen Beiträgen in diesem Leitthemenheft der Zeitschrift Der Hautarzt kommen Exponentinnen und Exponenten der aktuellen Genodermatosenforschung zu Wort. Sie alle haben an den Zürcher Dermatologischen Fortbildungstagen 2012 zu den entsprechenden Themen referiert und fassen hier den heutigen Wissensstand in den Übersichtsarbeiten zusammen. Die Zürcher Dermatologischen Fortbildungstage, die seit 2011 durchgeführt werden, stehen ebenfalls in der Tradition von Urs Schnyder, dem die universitäre Wissensvermittlung an die niedergelassenen Dermatologen sehr am Herzen lag.

Prof. Leena Bruckner-Tuderman – auch sie eine Schülerin von Urs Schnyder und Direktorin der Universitäts-Hautklinik Freiburg – erläutert die Entwicklung neuer Zell- und Molekültherapieansätze bei blasenbildenden Hauterkrankungen. Die klinische und genetische Komplexität der Ichthyosen wird beleuchtet von Prof. Daniel Hohl, Leitender Arzt am CHUV in Lausanne, der der Hoffnung Ausdruck gibt, dass dieses Wissen die Grundlage von rationaleren Therapien bildet, die in den kommenden Jahrzehnten zu klinischen Erfolgen führen werden. Prof. Johann Bauer von der Universitätsklinik für Dermatologie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg berichtet über Genetik und Therapie der Dyskeratosis follicularis (Morbus Darier-White), und Prof. Peter Itin, Chefarzt der Dermatologie am Universitätsspital Basel, gelingt es, die häufigsten Genodermatosen praxisgerecht „in a nutshell“ zusammenzufassen. Den Abschluss bildet der Beitrag von Dr. Lisa Weibel, Leitende Ärztin der Kinderdermatologischen Sprechstunde am Kinderspital Zürich, über kongenitale hamartomatöse Fehlbildungen der Haut mit einem Schwergewicht auf Pathogenese, Komplikationen und Management von kongenitalen melanozytären Nävi.

Mit diesem Leitthemenheft der Zeitschrift Der Hautarzt gedenken wir dem Leben und Wirken von Prof. Urs W. Schnyder in Dankbarkeit.

Prof. Dr. Lars E. French

PD Dr. Dr. Antonio Cozzio