Die minimal-invasive Chirurgie (MIC) ist mittlerweile Goldstandard für viele Operationen und setzt sich zunehmend auch für große Operationen im Bauchraum durch. Sie bringt zahlreiche Vorteile für die Patienten, da das Operationstrauma im Vergleich zur offenen Chirurgie reduziert wird. Der Schmerzmittelbedarf ist geringer, die Erholung von der Operation deutlich schneller, und Wundkomplikationen sind seltener [1, 2]. Allerdings bedingt die spezielle Arbeitsweise mit indirekter Kamerasicht, langen Instrumenten, Pneumoperitoneum und teils extremen Lagerungen, wie von N. Runkel und O. Jurcovan in diesem Heft dargestellt, ein besonderes Potenzial für MIC-spezifische Komplikationen. Nur ein spezifisches Bewusstsein und die Kenntnis über die Entstehungsmöglichkeiten und das Management solcher Komplikationen können einer Gefährdung von Patienten durch die MIC vorbeugen.

40–60 % der Komplikation entstehen aufgrund intraoperativer Schwierigkeiten

Das Management von Komplikationen in der MIC unterscheidet sich von dem der offenen Chirurgie und bedingt zusätzliches Wissen. Wie von K. Ludwig und Kollegen in diesem Heft beschrieben, entstehen 40–60 % der Komplikation aufgrund intraoperativer Schwierigkeiten in individueller Abhängigkeit von Eingriff, Patient und Operateur. Die Beherrschung dieser Komplikationen ist häufig anspruchsvoller als in der offenen Chirurgie und bedingt daher besondere Kenntnisse. Dies liegt v. a. daran, dass die Übersicht im Endoskop eingeschränkt ist und die Reaktionsgeschwindigkeit durch erschwertes Instrumentenhandling, indirektes Arbeiten und notwendige Instrumentenwechsel verlangsamt. Trotzdem ist es mit zunehmender Erfahrung und Expertise in der MIC inzwischen möglich und sinnvoll, auch Komplikationen minimal-invasiv zu beherrschen.

Beispielhaft hat sich das konsequente minimal-invasive Vorgehen im Bereich der bariatrischen Chirurgie durchgesetzt. Wie von B. Wölnerhanssen und R. Peterli in ihrem Artikel dargestellt, finden in der bariatrischen Chirurgie sowohl die Primäroperationen als auch die Behandlung der Komplikationen überwiegend minimal-invasiv statt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die bariatrische Chirurgie überhaupt erst durch die MIC zu einer ernst zu nehmenden und immer wichtigeren Behandlungsoption für die Adipositas geworden ist. Davor gab es lange Zeit große Vorbehalte, insbesondere geprägt von den ernsten Verläufen infolge massiver Wundkomplikationen bei offen chirurgischem Vorgehen [2, 3].

Die MIC-spezifische Aus- und Weiterbildung ist in Deutschland noch wenig strukturiert

Das spezifische Risikopotenzial der MIC insbesondere bei anspruchsvollen großen Operationen und eine verlängerte Lernkurve implizieren besondere Herausforderungen für den Chirurgen. Nur Training unter simulierten Bedingungen kann diese Lernkurve nach außerhalb des Operationsaals verlagern und damit zur Vermeidung intraoperativer Komplikationen und Optimierung der Patientensicherheit beitragen. F. Nickel et al. stellen in ihrem das Schwerpunktthema dieser Ausgabe abschließenden Artikel die verschiedenen zur Verfügung stehenden Trainingsmodalitäten und Ausbildungskonzepte dar. Außerdem zeigen sie, wie die bisherigen Studien zum Nutzen von MIC-Training klare Vorteile mit Reduktion von Operationszeiten, besserer Performance von Chirurgen und höherer Sicherheit für die Patienten belegen [4]. Trotzdem ist die MIC-spezifische Aus- und Weiterbildung in Deutschland noch wenig strukturiert. Strukturierte Weiterbildungsprogramme haben aber z. B. in England zur Verbreitung der Kolorektalchirurgie beigetragen, ein Beispiel, wie sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten der MIC auf Basis strukturierter Aus- und Weiterbildung ausgebaut werden können [5].

Das Ziel dieses Schwerpunktheftes zum Komplikationsmanagement in der minimal-invasiven Chirurgie ist, das Risiko der MIC für spezifische Komplikationen darzustellen und deren Vermeidungs- und Managementmöglichkeiten zu zeigen. Die Vision einer durch Zugangsminimierung schonenderen Chirurgie muss mit speziellem Wissen über spezifische Risiken und dementsprechend besonderen Ausbildungsstrategien einhergehen, um eine maximale Patientensicherheit auch im Umfeld einer ansonsten sehr hilfreichen hochtechnisierten Chirurgie zu gewährleisten.

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Prof. Dr. B.P. Müller-Stich

figure b

Prof. Dr. M.W. Büchler