Hintergrund

Bei einer Vielzahl von Rekonstruktionsverfahren nach totaler Gastrektomie hat sich die Passagewiederherstellung mittels End-zu-Seit-Ösophagojejunostomie nach Roux-Y als einfache und sicher durchführbare Standardprozedur durchgesetzt. Hinsichtlich der typischen und die Lebensqualität der Patienten beeinflussenden Postgastrektomiesymptome (Refluxösophagitis, postprandiales Völlegefühl, Dumping-Syndrom, Gewichtsverlust) wurden insbesondere in den letzten Jahren sowohl der Wert des Erhalts der Duodenalpassage als auch die Pouchanlage im Sinne einer Ersatzmagenbildung kontrovers diskutiert. Ziel dieser retrospektiven Analyse war der Vergleich von Vor- und Nachteilen der Roux-Y-Rekonstruktion mit und ohne jejunalem Pouch insbesondere in Hinblick auf postoperative Refluxbeschwerden.

Methoden

Zwischen 2001 und 2008 wurden insgesamt 68 Patienten nach totaler Gastrektomie bei Magenkarzinom retrospektiv analysiert, wobei  50 Patienten eine reine Roux-Y-Rekonstruktion (RY-Gruppe) und  18 Patienten eine zusätzliche jejunale Pouchanlage (JP-Gruppe, Pouchlänge 15 cm) erhielten. Reflux und andere assoziierte Symptome wurden nach 6 Monaten qualitativ analysiert, zudem erfolgte ebenfalls nach 6 Monaten eine Follow-up-Endoskopie unter Verwendung der Los Angeles Classification of GERD.

Ergebnisse

Die statistische Auswertung der Daten zeigte in der RY-Gruppe ein signifikant höheres Durchschnittsalter, einen höheren mittleren Blutverlust sowie eine kürzere Operationszeit (208 vs. 221 min). Obwohl sich in der JP-Gruppe ein geringerer Gewichtsverlust sowie auch geringere Refluxraten nachweisen ließen, waren die Unterschiede bei auch vergleichbarem Mean Reflux Score in beiden Gruppen nicht signifikant. Lediglich das mittlere totale Serumalbumin war in der JP-Gruppe signifikant höher. Es gab keine Unterschiede in der postoperativen Morbidität sowie Mortalität.

Diskussion und Fazit

Hinsichtlich der Reduktion postoperativer Refluxsymptome nach totaler Gastrektomie zeigte diese Studie in einem eher kurzen Follow-up-Zeitraum keinen signifikanten Vorteil der jejunalen Pouchrekonstruktion im Vergleich zur Standardrekonstruktion nach Roux-Y. Nach Ansicht der Autoren wäre hier eher die Etablierung einer fundusartigen Jejunalplikatur zur Prävention der Ösophagitis von Nutzen.

Allerdings konnte in einer Metaanalyse von Gertler et al. [1] besonders im Langzeitverlauf ein positiver Nutzen der Pouchrekonstruktion in Bezug auf Postgastrektomiesymptome, die Nahrungsaufnahmekapazität, die Entwicklung des Körpergewichts und die Lebensqualität gezeigt werden. Somit bieten sich diese Rekonstruktionsverfahren bei fehlendem signifikantem Einfluss auf die perioperative Morbidität und Mortalität besonders bei günstiger Langzeitprognose (niedriges Tumorstadium und R0-Resektion) an, wobei der Wert einer zusätzlichen Plikaturrekonstruktion zur Reduktion respektive Vermeidung von Refluxsymptomen in weiteren Untersuchungen geklärt werden muss.