Zusammenfassung
Charakteristischerweise kann die Notfallsonographie als Point-of-Care-Diagnostik dazu dienen, dem Leitsymptom angepasst schnell und sicher Diagnosen zu bestätigen oder auszuschließen. Zu diesem Zweck haben sich standardisierte Vorgehensweisen etabliert, die sich in dem erweiterten fokussierten Assessment mit Sonographie nach Trauma (E-FAST) und in der fokussierten echokardiographischen Evaluation während Life Support („focused echo entry level“, FEEL) wiederfinden.
Die Echoskopie beschreibt die Point-of-Care-Diagnostik am Patientenbett. Mit ihr lassen sich einfache Fragestellungen (ja/nein) am Patientenbett beantworten und Verlaufskontrollen ohne logistischen Aufwand realisieren. Die Point-of-Care-Sonographie eignet sich nicht zur Beantwortung differenzierter Fragestellungen und stellt keine Konkurrenz zur herkömmlichen standardisierten Ultraschalldiagnostik dar.
Abstract
As a point-of-care tool, emergency sonography has the potential to rule out or to confirm a diagnosis in the context to the leading symptom of critically ill persons. Extended focused assessment with sonography for trauma (E-FAST) and focused echo entry level (FEEL) are examples of algorithms that have been developed for this purpose.
Echoscopy is another form of point-of-care sonography that is used at the bedside. It helps to answer simple questions (yes/no) and allows follow-up examinations to be made with little effort. Point-of-care sonography does not compete with normal standardized sonography because it is not able to answer medical questions in a sophisticated manner.
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Interessenkonflikt
D. Wastl, K. Helwig und C.F. Dietrich geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Sie versorgen als Notarzt einen verunfallten PKW-Fahrer, nachdem dieser mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammenstieß. Nun ist der Fahrer in seinem Fahrzeug eingeklemmt. In der Erstbeurteilung liegen keine A- und keine B-Probleme vor. Der Blutdruck beträgt 120/80 mmHg, die Herzfrequenz 120/min. Der Patient gibt Schmerzen im linken Bein an. Dieses ist nicht beurteilbar, da es von der Armatur des Fahrzeugs verdeckt ist. Der restliche Bodycheck ist unauffällig, bis auf eine diskrete Rötung von der linken Schulter zum rechten Unterbauch ziehend. Die Rettung aus dem Fahrzeug benötigt 20 Minuten. Sie entschließen sich, präklinisch eine Fast durchzuführen. Wann ist der optimale Zeitpunkt?
Der optimale Zeitpunkt ist unklar. Die Untersuchung muss in den Arbeitsablauf passen und sich an der Klinik des Patienten orientieren. Sie darf dabei die Rettung nicht soweit verzögern, dass das Prinzip der „golden hour of shock“ verletzt wird.
Generell sollte die FAST vor der technischen Rettung erfolgen, um bei Verdacht auf abdominelle Blutungen auf eine schonende Rettung verzichten zu können.
Sollte der Patient hämodynamisch instabil werden, sollte die präklinische FAST unterbleiben, da die sonographischen Bedingungen in einem Schockraum immer besser sind.
Im Rahmen des erweiterten Bodychecks sollte eine FAST bei jedem verunfallten Patienten zum Einsatz kommen, um eventuelle intraperitoneale Verletzungen zu diagnostizieren.
Die FAST sollte während des Transports durchgeführt werden, um am Unfallort keine Zeit für Diagnostik zu verschwenden.
An welcher anatomischen Position erfolgt bei der E-FAST die Untersuchung der Pleura?
Die Position des Schallkopfs ist egal. Hauptsache ich untersuche den Patienten.
2. ICR Medioklavikularlinie links und rechts.
Die Untersuchung der Pleura ist mit der Durchführung der FAST ausreichend abgegolten.
Der Schallkopf wird medioklavikular im 3./4. Interkostalraum und im Bereich des 8.-10. Interkostalraumes auf der hinteren Axillarlinie angesetzt.
Im Bereich des 4./5. Interkostalraums zwischen vorderer und hinterer Axillarlinie.
Wie finden Sie den Morison-Pouch während der FAST?
Im 8.-10. ICR auf der hinteren Axillarlinie; evtl. muss das Bild durch eine Dreh- oder Kippbewegung optimiert werden.
Durch Aufsuchen der Harnblase.
Der Morison-Pouch befindet sich zwischen Milz und linker Niere. Hier muss ich suchen.
Nachdem das Herz von subxiphoidal beurteilt wurde, muss der Schallkopf nach dorsokaudal gekippt werden.
Der Morison-Pouch wird sichtbar, wenn die V. cava kollabiert.
Sie führen mit Ihrem Team eine Reanimation durch und wollen eine FEEL-Untersuchung durchführen. Wie lange darf die Thoraxkompression unterbrochen werden?
Die Reanimationsmaßnahmen sollten auf keinen Fall unterbrochen werden.
Maximal 10 Sekunden.
So lange, wie für die Untersuchung benötigt wird.
30 Sekunden.
1 Minute.
Welche Ursachen einer Reanimation lassen sich mit FEEL diagnostizieren?
Isolierte Wandbewegungsstörungen als Hinweise für einen akuten Myokardinfarkt.
Perikardtamponade und akute Rechtsherzbelastung.
Pneumonie mit Sepsis.
Aortendissektion.
Keine.
Was versteht die European Federation of Societies of Ultrasound in Medicine and Biology (EFSUMB) unter Echoskopie?
Der Verzicht auf das Stethoskop zur Durchführung der klinischen Untersuchung.
Die Abschaffung der Ultraschalllabore und Etablierung mobiler Sonographeure.
Die Nutzung des Ultraschalls zur Beantwortung einer fokussierten Point-of-Care-Fragestellung am Patientenbett.
Die Beantwortung detaillierter Fragestellungen, wie es sonst nur mit Hilfe der Mikroskopie möglich ist.
Die Kombination eines Echoschallkopfs mit einem fiberoptischen Endoskops.
Sie diagnostizieren in der Notaufnahme bei einem Patienten ein akutes Nierenversagen mit beginnender Urämie. Wie könnte Ihnen die Echoskopie weiterhelfen?
Die Echoskopie hilft nicht weiter.
Der Patient muss einem Nephrologen vorgestellt werden, um zu entscheiden, ob eine Dialyse notwendig ist. Jede Form der Sonographie verzögert die Therapie und den Abfluss aus meiner Notaufnahme.
Ich könnte eine Nierenarterienstenose ausschließen.
Ausschluss eines Harnstaus und eines urämischen Perikardergusses.
Beurteilung der Restausscheidung anhand der Blasenfülle.
Ein Patient mit akutem Nierenversagen mit beginnender Urämie hat einen Harnstau III° links und infolgedessen vom Urologen eine JJ-Schiene eingelegt bekommen. Wie könnte die Echoskopie Ihrem Stationsarzt weiterhelfen?
Mit der Echoskopie kann ein Urothelkarzinom als Ursache des Nierenaufstaus ausgeschlossen werden.
Da eine Fotodokumentation der Ergebnisse nicht möglich ist, ist eine Echoskopie in diesem Fall nicht sinnvoll.
Wenn die laborchemischen Retentionsparameter rückläufig sind, ist eine Echoskopie nicht notwendig, da sie zu viel Zeit in Anspruch nimmt.
Bei guter Bildqualität ersetzt die Echoskopie weitere Bildgebung und ein CT ist nicht mehr notwendig.
Durch tägliche Verlaufskontrollen während der Visite kann der Stationsarzt am Patientenbett den Erfolg des Eingriffs beurteilen und ggf. Komplikationen entdecken.
Wie wird das Untersuchungsergebnis der Echoskopie dokumentiert?
Das Untersuchungsergebnis wird in der Patientenakte dokumentiert.
Jede Klinik muss für die Echoskopie einen eigenen Untersuchungsbogen für jedes zu untersuchende Organ oder jede zu untersuchende Körperregion etablieren.
Die Dokumentation von Untersuchungsergebnissen ist nicht notwendig.
Das Abspeichern der Bilder ist ausreichend.
Jede Klinik muss für die Echoskopie einen eigenen Untersuchungsbogen für jedes mögliche Organ etablieren. Zudem sollten die Bilder auf einem zentralen, für jeden Arzt zugänglichen Server gespeichert werden.
Für die Sonographie des Thorax hat sich welches Vorgehen etabliert?
Analog dem Vorgehen bei E-FAST wird der Schallkopf medioklavikular im 3./4. Interkostalraum so angesetzt, dass 2 Rippen und die Pleuralinie sichtbar sind. Zudem kann der Recessus costodiaphragmaticus im Bereich des 8.-10. Interkostalraums auf der hinteren Axillarlinie beurteilt werden.
Es empfiehlt sich, den Thorax in 8 Quadranten einzuteilen. Auf jeder Thoraxhälfte befinden sich 4 Quadranten. Auf eine Hälfte bezogen befinden sich 2 Quadranten ventral und 2 lateral.
Es werden die Untersuchungspunkte der Echokardiograhie aufgesucht. Von diesen Punkten lassen sich Herz und Thorax beurteilen.
Bei der Beurteilung von Leber und Milz kann die Pleura und Lunge ausreichend mitbeurteilt werden.
Es gibt kein standardisiertes Verfahren, da die Höhe des Zwerchfells bei jedem Patienten unterschiedlich ist.
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Wastl, D., Helwig, K. & Dietrich, C. Untersuchungskonzepte und Untersuchungsabläufe in der Notfallsonographie. Med Klin Intensivmed Notfmed 110, 231–242 (2015). https://doi.org/10.1007/s00063-015-0026-y
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00063-015-0026-y