Zusammenfassung
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1.
Vorliegende Untersuchung wurde an der Dänischen Arktik Station in Godhavn (Disko, Westgrönland) im Juni und Juli 1966 ausgeführt.
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2.
Die an Schönwettertagen um Mittag mit einem Piche-Evaporimeter (Scheibendurchmesser 3 cm) gemessenen maximalen Stundenwerte der Evaporation erreichten etwa 0,5 ccm. An bedeckten Tagen betrugen die Höchstwerte 0,2 ccm/h. Die 24h-Werte der Evaporation stiegen an Schönwettertagen auf 5,9 ccm, an bedeckten, aber niederschlagsfreien Tagen erreichten sie nur 2,0 ccm (Abb. 1, 2). Vergleichswerte der Evaporation im gemäßigten und tropischen Klima werden angeführt.
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3.
Wassersättigungsdefizite wurden an Blättchen vonSalix glauca undPyrola grandiflora in mehreren Tagesgängen gemessen. Dabei ergaben sich an 2 bedeckten, niederschlagsfreien, fast windstillen Tagen höhere Sättigungsdefizite als an 3 nachfolgenden sonnigen Schönwettertagen (Abb. 3). Es wird dies einem durch die niedrige Boden- und erhöhte Luft- und Blattemperatur (Abb. 4) angespannten Wasserhaushalt zugeschrieben, der eine geringere Spaltöffnungsweite und damit Herabsetzung der Transpiration an Schonwettertagen bedingt.
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4.
Das LaubmoosAulacomium turgidum kann am natürlichen Standort an trockenen Schönwettertagen ein Wassersättigungsdefizit von fast 90% des Sättigungswassergehaltes erreichen. Es entspricht dies dem Wassersättigungsdefizit, wie es nach 27 Tagen Austrocknung bei 40% r. L. F. im Zimmer gemessen wurde. Zwischenwägungen haben ergeben, daß die Wasserabgabe abgetrennter Sproßspitzen bis zu dem der Luft-feuchtigkeit entsprechenden Wassersättigungsdefizit sehr rasch erfolgt (1 1/2 Stunden), das verbleibende Restwasser aber dann durch viele Tage fast unverändert erhalten bleibt.
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Herrn Prof. Dr. L.Geitler zum 70. Geburtstag gewidmet.
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Biebl, R. Evaporation und Wassersättigungsdefizite einiger arktischer Pflanzen in Westgrönland. Österr bot Z 116, 19–30 (1969). https://doi.org/10.1007/BF01379607
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