Zusammenfassung
Mit dem Anstieg der alternden Gesamtbevölkerung ist zu erwarten, dass die Anzahl der akuten Notfälle bei Schrittmacherträgern zunimmt. Schrittmacherspezifische Probleme wie Schrittmachertachykardien oder Schrittmacherfehlfunktionen können Notfallzustände bei Schrittmacherträgern auslösen, die vom Notarzt erkannt und akut behoben werden können. Die Magnet-Auflage kann sinnvoll sein, um im Notfall Schrittmachertachykardien zu unterbinden. Bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom kann dagegen die primäre Infarktdiagnostik erschwert sein, wenn zur Interpretation des Schrittmacherelektrokardiogramms (Schrittmacher-EKG), verursacht durch ventrikuläre Stimulation, konventionelle Ischämiekriterien nicht angewendet werden können. Die Interpretation des Schrittmacher-EKG erfordert daher spezielle Kenntnisse der Schrittmachertherapie (z. B. Stimulation uni- oder bipolar, Modus VVI oder DDD) und setzt Basisschrittmacherkenntnisse im Notdienst voraus, die auch vom Nichtexperten beherrscht werden müssen. Der vorliegende Beitrag vermittelt eine Zusammenfassung der Schrittmachergrundlagen und behandelt mögliche Notfallzustände bei Schrittmacherträgern.
Abstract
With the increase in the age of the total population it is to be expected that the number of acute emergencies involving patients with pacemakers will also increase. Specific pacemaker problems, such as pacemaker tachycardia or pacemaker dysfunction can trigger off emergency situations in pacemaker patients, which can be recognized and acutely resolved by the emergency physician. The placement of a magnet on the pacemaker may be useful in order to terminate pacemaker tachycardia in an emergency or to temporarily bridge the loss of pacemaker stimulation. However, for patients with acute coronary syndrome a pacemaker can complicate the diagnosis of acute myocardial infarction if the electrocardiogram (ECG) is altered by pacemaker stimulation. Thus, basic knowledge about pacemaker ECG and pacemaker therapy is essential for an emergency physician. This article gives a brief summary of the basic principles of pacemaker function and deals with possible emergency situations in patients with pacemakers.
Literatur
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Interessenkonflikt
T. Kleemann, M. Strauß und K. Kouraki geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
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Redaktion
P. Stawowy, Berlin
Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der Zeitschrift Notfall + Rettungsmedizin 2015, 25:67–80. DOI 10.1007/s10049-015-0023-y. Die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung ist nur einmal möglich.
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Was ist keine Schrittmacherindikation?
AV-Block III. Grades und Synkope
AV-Block II. Grades Typ Mobitz mit Präsynkope
Bradykardes Vorhofflimmern (40/min) und Synkope
AV-Knoten-Ersatzrhythmus von 40/min und Präsynkope
Asymptomatischer AV-Block I. Grades
Was bewirkt die Magnet-Auflage beim Schrittmacher?
Der Schrittmacher stellt alle Therapien ein.
Der Schrittmacher erhöht die intrinsische Wahrnehmung.
Der Schrittmacher stimuliert mit einer fest vorgegebenen Frequenz.
Der Schrittmacher erniedrigt den Stimulation-Output.
Der Schrittmacher löst eine antitachykarde Stimulation aus.
Wann kann eine Magnet-Auflage behilflich sein? Welche Antwort ist falsch?
Bei Schrittmachertachykardien zur Terminierung der Tachykardie
Intraoperativ zur Vermeidung einer Schrittmacherdysfunktion, ausgelöst durch Störartefakte wie elektrisches Kautern
Zur Bestimmung des Batteriestatus
Bei Vorhofflattern, das tachykard übergeleitet wird
Bei Patienten mit Thoraxschmerz zur Beurteilung von ST-Hebungen
Ein 75-jähriger Patient berichtet über 30 min anhaltende thorakale Beschwerden. Er ist Schrittmacherträger. Welche Antwort ist korrekt?
Ein EKG ist nicht notwendig, da der Patient Schrittmacherträger ist.
Ein ST-Hebungsinfarkt kann in der Regel mithilfe des EKG diagnostiziert werden, wenn der Patient in der Kammer stimuliert wird.
Das Vorliegen eines ST-Hebungsinfarkts kann mithilfe des EKG nicht beurteilt werden, wenn der Patient nur in der Vorkammer stimuliert wird.
Bei Schrittmacherpflichtigkeit ist das EKG nicht verwertbar, sodass der Patient wie ein ST-Hebungsinfarkt behandelt werden muss.
Zur Therapie der thorakalen Beschwerden ist das Auflegen eines Magneten auf den Schrittmacher sinnvoll.
Sie werden zu einer 77-jährigen Patientin gerufen, die über seit 30 min anhaltende Brustschmerzen klagt. Sie ist seit 20 Jahren Schrittmacherträgerin bei AV-Block III. Grades. Im Schrittmacher-EKG folgt nach jedem P eine ventrikuläre Schrittmacherstimulation (VAT-Modus). Welche Antwort ist korrekt?
Die Patientin muss ins nächstgelegene Krankenhaus, da der Verdacht auf einen akuten Myokardinfarkt besteht.
Die Patientin sollte wie ein akuter Myokardinfarkt mit Linksschenkelblock behandelt und in das nächstgelegene Krankenhaus mit Herzkatheterlabor gebracht werden.
Die Patientin sollte in eine Schrittmacherambulanz gebracht werden, um mithilfe einer Umprogrammierung einen akuten Myokardinfarkt auszuschließen.
Da ein ST-Hebungsinfarkt mithilfe des EKG nicht diagnostizierbar ist, sollte mit der Einleitung einer akuten medikamentösen Therapie bis zum Eintreffen in die Klinik abgewartet werden.
Ein EKG-Monitoring während des Transports ist nicht sinnvoll, da der Schrittmacher alle Arrhythmien überdeckt.
Sie werden zu einer Patientin gerufen, die über einen plötzlich aufgetretenen Schwindel und einen langsamen Puls von 35/min klagt. Sie hat ihren Schrittmacher vor einer Woche erhalten. Welche Antwort trifft am ehesten zu?
Die Batterie des Schrittmachers ist leer.
Es handelt sich um eine akute Schrittmacherinfektion.
Eine Schrittmacherdysfunktion ist wahrscheinlich.
Ein Perikarderguss könnte die Ursache der Beschwerden sein.
Die Patientin hat zu viele bradykardisierende Medikamente eingenommen.
Eine Patientin klagt 2 Wochen nach Schrittmacherimplantation über Fieber und Schmerzen an der Implantationsstelle. Welche Ursache kommt am ehesten infrage?
Pneumothorax
Perikarderguss
Schrittmacherdysfunktion
Schrittmacherinfektion
Fehlerhafte Schrittmacherprogrammierung
Ein Schrittmacherpatient klagt über Tachykardien. Sie haben den Verdacht auf eine Schrittmachertachykardie. Welche Aussage zur Schrittmachertachykardien ist richtig?
Die Herzfrequenz liegt über der maximal eingestellten Schrittmacherfrequenz.
Im EKG liegt eine ventrikuläre Tachykardie vor.
Bei Vorhofflimmern kann aufgrund der hohen Flimmerfrequenz keine Schrittmachertachykardie auftreten.
Schrittmachertachykardien zeichnen sich durch breite Kammerkomplexe mit einem vorangehenden Impuls aus.
Es handelt sich um eine Fehlprogrammierung.
Wie platzieren Sie am besten die externen „paddles“ bei einem Schrittmacherträger mit Kammerflimmern?
Über dem Schrittmacheraggregat
Im Verlauf der Schrittmacherelektroden
Über der Herzspitze links sowie auf derselben Höhe am Rücken links
Zirka 2.–3. ICR Mamillarlinie rechts ventral sowie auf derselben Höhe am Rücken rechts
Bei implantiertem Schrittmacher ist eine Defibrillation nicht erlaubt
Was versteht man unter einem Exit block bei Schrittmacherdysfunktion?
Der Stimulus kommt nach dem Kammerkomplex.
Der erste Stimulus stimuliert den Ventrikel, der 2. kommt am Ende des Kammerkomplexes.
Die Vorhofstimuli werden nicht beantwortet.
Es wechseln sich reguläre Überleitungen mit zu späten Überleitungen ab.
Nach der Ventrikelstimulation kommt keine direkte elektrische Antwort.
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Kleemann, T., Strauß, M. & Kouraki, K. Akute Notfälle bei Schrittmacherträgern. Kardiologe 9, 447–461 (2015). https://doi.org/10.1007/s12181-015-0031-7
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DOI: https://doi.org/10.1007/s12181-015-0031-7