Zusammenfassung
Der Kooperationsverbund gesundheitsziele.de hat Ziele und Maßnahmen definiert, um den Tabakkonsum in der Bevölkerung zu reduzieren. Fünf Basismaßnahmen wurden definiert: (1) Tabaksteuererhöhungen, (2) vollständiges Verbot direkter und indirekter Tabakwerbung, (3) Schutz vor Passivrauchen, (4) Förderung des Ausstiegs aus der Tabakabhängigkeit und (5) Maßnahmen zur Verhinderung des Einstiegs in das Rauchen. Die in den letzten Jahren erreichten Ergebnisse werden unter Zuhilfenahme der Daten verschiedener epidemiologischer Studien und anderer verfügbarer Statistiken zusammengefasst. (1) Tabaksteuererhöhungen hatten eine deutliche Erhöhung des Zigarettenpreises zur Folge. (2) Ein vollständiges Verbot der Tabakwerbung ist bislang nicht umgesetzt worden. Es zeigt sich eine Verlagerung der Werbeausgaben der Tabakindustrie in Bereiche, in denen Werbung weiterhin erlaubt ist. (3) Zum Schutz vor Passivrauchen wurden viele Maßnahmen umgesetzt. In der Bevölkerung zeigen sich ein zunehmendes Problembewusstsein, eine zunehmende Akzeptanz von Rauchverboten und ein Rückgang der Passivrauchbelastung. (4) Das Angebot von und die Nachfrage nach Entwöhnungsmaßnahmen sind gestiegen. (5) Erfolge der Maßnahmen zur Verhinderung des Einstiegs zeigen sich in einer sinkenden Raucherquote bei Jugendlichen, einer steigenden Nieraucherquote und in einer zunehmend kritischeren Einstellung der Nieraucher/innen gegenüber dem Rauchen. Es wird empfohlen, die begonnenen Anstrengungen weiter fortzuführen, da das Potenzial insbesondere an strukturellen, aber auch massenmedialen und verhaltensbezogenen Maßnahmen nicht ausgeschöpft ist.
Abstract
The consortium gesundheitsziele.de has defined health targets and actions to reduce tobacco consumption of the general population. Five primary fields of action were defined: (1) tax increase, (2) ban of advertisements, (3) protection against second-hand smoking, (SHS) (4) support of smoking cessation, and (5) actions to avoid taking up smoking. The achievements in recent years are described by means of epidemiological studies and other specific data. (1) Tax increases led to a significant rise of cigarette prices. (2) A complete ban of advertisements has not yet been achieved. The tobacco industry shifted expenditures to fields where advertising is still allowed. (3) Many actions to foster protection against SHS could be implemented. Public awareness has been raised, the acceptance of smoking bans has grown, and exposure to SHS has been reduced. (4) Demand and supply of smoking cessation interventions have been enhanced. (5) Actions to avoid taking up smoking seem to be successful as the rate of smokers among young people has decreased, the number of never-smokers has increased, and a more critical attitude of non-smokers towards smoking could be observed. It is recommended that the above actions be continued because the capabilities of the structural, mass media, and behavioral interventions have not been fully exhausted.
Notes
Vorsitz: Prof. Dr. E. Pott (BZgA).
Mitglieder der Unterarbeitsgruppe waren Vertreter/innen des IFT Institut für Therapieforschung, des Robert Koch-Instituts, des Deutschen Krebsforschungszentrums, der Technischen Universität Berlin und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Tabakerzeugnisse sind alle Erzeugnisse, die zum Rauchen, Schnupfen, Lutschen oder Kauen bestimmt sind, sofern sie ganz oder teilweise aus Tabak hergestellt sind (EU 2003).
ABI. EU Nr. L 152, S. 16, 2004 Nr. L 67, S. 34.
Art. 2 Abs. d der Richtlinie 2003/33/EG definiert Dienste der Informationsgesellschaft als „Dienste im Sinne des Art. 1 Abs. 2 der Richtlinie 98/34/EG“, ABl. L 204 vom 21.7.1998, S. 37, geändert durch die Richtlinie 98/48/EG, ABl. L 217 vom 5.8.1998, S. 18 als: „jede in der Regel gegen Entgelt elektronisch im Fernabsatz und auf individuellen Abruf eines Empfängers erbrachte Dienstleistung“.
Erweitern der Produktpalette um Nicht-Tabak-Produkte unter gleichem Markennamen, wie zum Beispiel Bekleidung („Marlboro-Classics“) oder Kaffee („Benson & Hedges“).
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Kröger, C., Mons, U., Klärs, G. et al. Evaluation des Gesundheitsziels „Tabakkonsum reduzieren“. Bundesgesundheitsbl. 53, 91–102 (2010). https://doi.org/10.1007/s00103-009-1016-0
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