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Soziale Arbeit mit benachteiligen Jugendlichen in Zeiten der Krise: Emanzipatorische Befähigung versus Arbeitsmarktintegration

Social Work with disadvanteged young persons in times of crisis: emancipatory empowerment versus employment promotion

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Zusammenfassung

Soziale Arbeit ändert aufgrund von Managerialismus und Austeritätspolitik ihr Gesicht. In der Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen wird sie zusätzlich mit deren kriseninduzierten Problemen beim Übergang von der Schule in den Beruf konfrontiert, die sie in ihrem Handeln einschränken. Vor diesem Hintergrund untersucht der Artikel mittels Dokumentenanalyse und Experteninterviews, ob die Soziale Arbeit in Österreich ihren emanzipatorischen Anspruch in den Bereichen offene Jugendarbeit und Beschäftigungsförderung durch Methoden wie Empowerment, Befähigung und Partizipation umsetzen kann und welche Bedeutung in diesem Zusammenhang paternalistische Einstellungen haben. Es zeigt sich, dass Beschäftigungsmaßnahmen zunehmend aktivierenden Charakter erhalten; gleichzeitig sind die Partizipationsmöglichkeiten in diesem Bereich gering. Die Jugendarbeit kooperiert vermehrt mit der Beschäftigungsförderung, streicht dabei allerdings ihren eigenständigen Charakter als Teil ihrer Fachlichkeit heraus. Ihr emanzipatorischer und partizipativer Anspruch ergeht sich allerdings zum Teil in Projekten, die Übungscharakter haben statt gesellschaftliche Partizipation zu ermöglichen und insbesondere keine politischen Ermächtigungsstrategien umfassen.

Abstract

Managerialism and policies of austerity cause changes in Social Work. Additionally in its work with disadvantaged young persons Social Work is confronted with problems of transition from school to work. Against this background the article at hand scrutinizes whether Social Work in Austria may realize its emancipatory claims in the fields of youth work and employment promotion by means of empowerment, capacitation and participation. It analyses also the impact of paternalist attitudes. It is demonstrated that employment promotion is more and more activating while opportunities for participation are low. Increasingly youth work is cooperating with employment promotion however highlighting its autonomous character as part of its professionality. However the emancipatory and participatory claims of youth work are partially reduced in the context of projects based on training rather than enabling social participation and political empowerment.

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Notes

  1. Beide Erhebungen fanden zwischen September 2013 und Januar 2014 im Rahmen des Projekts SocIEtY. Social Innovation – Empowering the Young for the Common Good statt, das im 7. Rahmenprogramm der EU unter der Zuwendungsvereinbarung Nr. 320136 gefördert wurde.

  2. In der offenen Jugendarbeit und der Beschäftigungsförderung arbeiten gleichermaßen SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen. Wenn im Folgenden von SozialarbeiterInnen gesprochen wird, sind jeweils beide Berufsgruppen gemeint.

  3. Die Zahlen umfassen die AMS-Förderungen inklusive aktivierender Arbeitsmarktpolitik für Jugendliche sowie die betriebliche Lehrstellenförderung.

  4. Der Bereich der offenen Jugendarbeit muss demgegenüber als klein bezeichnet werden. Es gibt keine genauen Zahlen, da die Einrichtungen durch Länder und Gemeinden kofinanziert werden. Nach einer Erhebung standen im Jahr 2009 auf Länderebene den Jugendreferaten ca. 53,9 Mio. € für Jugendarbeit zur Verfügung (vgl. Häfele 2011, S. 390). Nachdem Länder und Gemeinde Einrichtungen und Projekte ungefähr im Verhältnis 30:70 finanzieren, betragen die Gesamtaufwendungen von Ländern und Gemeinden für die Jugendarbeit ungefähr 180 Mio. €. Nach Angaben von interviewten Experten (I. 2, 7) wachsen die Aufwendungen für diesen Bereich nur langsam.

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Knecht, A. Soziale Arbeit mit benachteiligen Jugendlichen in Zeiten der Krise: Emanzipatorische Befähigung versus Arbeitsmarktintegration. Soz Passagen 6, 219–236 (2014). https://doi.org/10.1007/s12592-014-0177-3

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