Zusammenfassung
Obwohl psychodynamische Konzepte helfen können, die komplexen, interpersonalen und manipulativen Abläufe zwischen Inhaftierten und Behandlern zu identifizieren und in der therapeutischen Arbeit zu transformieren, kommen sie im Gefängnis kaum zum Einsatz. Der Autor gewährt einen Einblick in die psychotherapeutische Arbeit im Gefängnis. Zunächst werden die besonderen Rahmenbedingungen skizziert, unter denen psychodynamische Psychotherapie in einer Sozialtherapeutischen Anstalt (SothA) stattfindet. Charakteristische Übertragungs-Gegenübertragungskonstellationen werden beschrieben. Anschließend wird anhand eines Verbatimprotokolls eine Therapiestunde mit einem schweren Gewaltverbrecher vorgestellt. Der Autor fokussiert in seinen Überlegungen darauf, wie es sich auf den Übertragungsprozess auswirkt, dass er für den Inhaftierten gleichzeitig Behandler und Beurteiler ist.
Abstract
Although psychodynamic concepts may be helpful in identifying the complex interpersonal and manipulative processes that occur between inmates and therapists and to transform them into the therapeutic process they are hardly ever applied in a correctional setting. The author provides an insight into the psychotherapeutic work conducted in prison. The first part of the paper outlines the special conditions in which psychodynamic psychotherapy occurs in a social therapeutic intervention institution within the German prison service. Characteristic transference and countertransference constellations are described. Based on a verbatim report an account is provided of a therapy session with a serious violent offender. In his reflections on the session the author focuses on the effects on the transference process of, in the offender’s eyes, being both therapist and assessor at the same time.
Notes
Der Begriff stammt von Goffman (1961). Matakas (1988) schildert – bezugnehmend auf Goffman – die Möglichkeiten der psychoanalytischen Arbeit in einer totalen Institution am Beispiel der psychiatrischen Anstalt.
In ähnlicher Weise kommt es auch bei Psychotherapeuten in psychosomatischen Reha-Einrichtungen zur Doppelfunktion, nämlich wenn die Frage der Berentung geklärt werden muss.
Angaben zu Person, Biografie und Delikten wurden so weit verändert, dass Übereinstimmungen mit realen Personen zufällig sind.
Der Spielfilm erzählt vom legendären Interview, das der Talkmaster David Frost mit dem ehemaligen US-Präsidenten Richard Nixon führte. Im Verlauf des Interviews gelingt es Frost, Nixon die Äußerung zu entlocken, er habe Dinge getan, die illegal gewesen wären. Er gesteht, an einer Vertuschung beteiligt gewesen zu sein und das amerik kanische volk verraten zu haben.
Literatur
Arbeitskreis OPD (Hrsg) (1996) Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik. Grundlagen und Manual. Huber, Bern
Jaenicke C (2010) Veränderungen in der Psychoanalyse. Selbstreflexionen des Analytikers in der therapeutischen Beziehung. Klett-Cotta, Stuttgart
Kernberg OF (1984) Schwere Persönlichkeitsstörungen. Theorie, Diagnose, Behandlungsstrategien. Klett-Cotta, Stuttgart (1992)
Kind J (2004) Kränkung und destruktiver Narzissmus. Zum Zerstörungspotential von Selbstobjektbeziehungen. In: Rohde-Dachser C, Wellendorf F (Hrsg) Inszenierungen des Unmöglichen. Theorie und Therapie schwerer Persönlichkeitsstörungen. Klett-Cotta, Stuttgart
Matakas F (1988) Psychoanalyse in der Anstalt. Psyche – Z Psychoanal 42:132–158
Rauchfleisch U (1999) Außenseiter der Gesellschaft. Psychodynamik und Möglichkeiten zur Psychotherapie Straffälliger. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
Rehn G (2011) Sozialtherapie im Justizvollzug – Wege und Abwege. Eine kritische Bilanz.
Fachvortrag auf der 13. Überregionalen Fachtagung der Sozialtherapeutischen Einrichtungen im Justizvollzug
Rogers CR (1994) Therapeut und Klient. Grundlagen der Gesprächspsychotherapie. Fischer, Frankfurt a. M.
Interessenkonflikt
Es besteht kein Interessenkonflikt.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Span, R. Eine Therapiestunde mit einem Mörder. Forum Psychoanal 29, 65–83 (2013). https://doi.org/10.1007/s00451-012-0121-0
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00451-012-0121-0