Komik mit Abjekten. Weibliche Fäkal- und Menstruationskomik in neuen TV-Serien

Zusammenfassung

Komik mit Abjekten – insbesondere Fäkalkomik – galt lange als männliche Domäne. Das Weibliche wurde hingegen in den Bildern der Populärkultur von jeder Konnotation mit eigenen (und erst recht fremden) Körperflüssigkeiten ferngehalten. In den letzten Jahren haben sich die Rezeptions- und Produktionsbedingungen in Kino und Fernsehen bzw. Streaming-Diensten jedoch geändert. Zahlreiche Komikerinnen beschäftigen sich in ihren Comedy-Produktionen inzwischen mit weiblicher Fäkal‑, Furz- und Menstruationskomik und erheben das Drastische und Ekelerregende damit zum diskursiven Angelpunkt, um weibliche Erfahrungswelten in der Populärkultur sichtbar zu machen. Das Besondere dabei ist, dass diese Frauen die männliche Tradition der Komik mit dem Abjekten nicht einfach nur kopieren, sondern eigene Perspektiven und Deutungsrahmen schaffen, in denen über derartige Derbheiten gelacht werden kann. Der Beitrag setzt mit Blick auf exemplarische Szenen und Serien diese weibliche Komik des Abjekten ins Verhältnis zu ihren etablierten männlichen Pendants der Populärkultur und deutet sie – so die soziologische Pointe – als neue und subversive Mittel einer gegenwärtig stattfindenden Selbstermächtigung.

Abstract

Comedy of the abject—especially fecal comedy—was long considered a male domain. Femininity, on the other hand, was kept away from any connotation of one’s own (let alone foreign) bodily fluids in the images of popular culture. In recent years, however, the conditions of reception and production in film and television, as well as streaming services, have changed. Numerous female comedians now deal with female fecal, fart, and menstrual comedy in their comedy productions, thus elevating the drastic and disgusting to a discursive pivotal point in order to make female worlds of experience visible in popular culture. What is special about it is that these female comedians do not simply copy the male tradition of comedy of the abject, but create their own perspectives and interpretive frameworks in which such crudities can be laughed at. Looking at exemplary scenes and series by female comedians of the abject, the article shows them in relation to their established male counterparts, and interprets them—and that is the sociological point—as new and subversive forms of a self-empowerment that is currently taking place.