Der iranisch-amerikanische Soziologe Saïd Amir Arjomand, Experte für die Islamische Revolution von 1979 und das Verhältnis von Politik, Religion und sozialem Wandel in globalem Kontext, hat mit „Revolution. Structure and Meaning in World History“ ein Buch vorgelegt, das zugleich fasziniert und irritiert. Die Thesen sind anregend, der Text stellenweise ermüdend; der Autor ist beeindruckend gelehrt, sein Vorgehen aber nicht frei von methodischen Einwänden. Ziel des Buches ist es, den Einfluss der Französischen Revolution als Denk- und Deutungsmuster aller folgenden Revolutionen der nächsten 200 Jahren zu dekonstruieren; Fluchtpunkte sind damit abstrakt „konkurrierende Revolutionsmodelle“ (wie von Charles Tilly oder Theda Skocpol) und konkret die Schiitische Revolution im Iran 1979 und der Arabische Frühling 2011, die sich beide nicht mit dem klassischen Paradigma von 1789 erklären ließen. Arjomands Ziel, den Revolutionsbegriff dementsprechend zu erweitern, erfolgt zweistufig: erstens durch eine eigene Typologie von Revolutionen, zweitens mit Hilfe eines atemberaubenden historischen Rückgriffs auf Sargon von Akkad, Kleisthenes’ Phylenreform in Athen, Rom als Republik und Imperium, die Sasaniden, die Entstehung des Islam und die Abbasiden, die Reformen der katholischen Kirche im 11. Jahrhundert unter Gregor VII. und schließlich die Eroberungen und Nachfolgereiche von Dschingis Khan. Nicht überraschend kann, ja muss man ein Buch solchen Zuschnitts auf mehreren Ebenen (und mehrfach) lesen.

Ausgangspunkt des Buches ist der in der Einleitung konstatierte „utopian myth of (the Great) Revolution“, gegen den Arjomand sich wendet. Er versteht darunter „the regeneration of man and total transformation in the forward march of history [...] scripting an epicycle of revolutions that ended with collapse of communism“ (S. 4). Solcherart habe die Französische Revolution eine Art Erklärungs- und Deutungsmatrix für alle weiteren Revolutionen geliefert, inklusive der simplifizierten marxistischen Variante eines universellen Gesetzes von Klassenkämpfen als Motor der Weltgeschichte. Arjomands Einleitung oszilliert dann zwischen einer Diskussion von Forschungsansätzen, kurzen Verweisen auf Karl Marx, Aristoteles und Max Weber sowie dem Aufriss des Buches. Nachvollziehbar argumentiert er hier – sowie später erneut im Epilog mit Verweisen auf Lenin, Pol Pot und Hồ Chí Minh –, dass die bisherigen Konzepte und Definitionen nicht alle Revolutionen erfassen könnten, der Begriff selbst daher neu gedacht werden müsse. Arjomands verschiedene Definitionen von Revolution – „major instance of discontinuity in history that results in the replacement of one political order by another“ (S. 14) oder auch „structural transformation that is outstanding because of the significance of its consequences in world history“ (S. 43) – legen den Fokus dabei dezidiert auf politische Ordnungen, werden aber methodisch doppelt flankiert: Auf der einen Seite differenziert Arjomand innerhalb von Revolutionen nach Gründen, nach ihrem Verlauf („process“) und nach ihren Konsequenzen. Dies leuchtet sofort ein, auch wenn die Operationalisierung gerade bei den von Arjomand in den Mittelpunkt gestellten Konsequenzen aus Sicht eines Historikers nicht eben einfach ist (und diese am Ende in der tabellarischen Übersicht nur zwei von zehn Punkten bilden). Auf der anderen Seite steht Arjomands Typologie von Revolutionen und dabei vor allem seine Idee, der klassischen Revolution, die er als zentralisierend begreift und „Tocquevillian revolution“ (Typ 2) nennt, einen neuen Typus gegenüberzustellen, die sogenannte „integrative revolution“ (Typ 1), die auch und vor allem in der Vormoderne auszumachen sei (S. 29). Der Typus der integrativen Revolution wird dabei noch weiter in drei Untertypen differenziert. Die „constitutive revolution“ (Typ 1.1) bezieht sich auf politische Zentralisierungsprozesse innerhalb einer kulturell geeinten, aber politisch eher segmentär strukturierten polity (etwa durch ein stehendes Heer und durch Stärkung der politischen Zentralgewalt und Administration, wofür als erstes Beispiel die Großreichbildung unter Sargon von Akkad in der zweiten Hälfte des dritten vorchristlichen Jahrtausends dient). Die „Aristotelian-Paretan revolution“ (Typ 1.2) bezieht sich auf den Zugang zur politischen Klasse von aufstrebenden Individuen, die als „revolutionary counter-elite“ (S. 30) neue Segmente der Gesellschaft mobilisieren können, was – im Erfolgsfall – zu einer neuen, größeren Elite und einer besseren vertikalen Integration der Gesellschaft führen kann. Die „Khaldunian revolution“ (Typ 1.3) schließlich hebt besonders das Element der Peripherie als Ausgangspunkt hervor und betont dabei, dass gerade Randzonen von Imperien stärker kulturell als politisch mit dem Zentrum verbunden sind. Dieser Typus geht damit über die Vorstellungen von Bauernrevolutionen hinaus und inkludiert beispielsweise auch Revolutionen durch Nomaden; dabei wird die gemeinsame Solidarität der Gruppe sowohl religiös als auch ideologisch verstanden. Dieser Typus soll die Kommunistische Revolution genauso abdecken wie die Eroberungen von Dschingis Khan oder den Aufstieg der Abbasiden. Allen drei Varianten der integrativen Revolution ist damit ein Momentum an Zentralisierung gemein, wohingegen für Typ 2 die Zentralisierung des politischen Systems die Voraussetzung bildet; wofür die Französische Revolution eben das klassische Beispiel eines Regimes mit mangelnder Legitimation und fehlendem „commitment on the part of its upholders“ (S. 34) bilde.

Diese Typologie ist sicherlich der entscheidende Beitrag des Buches – und vieles leuchtet sofort ein. Dazu gehört die Entkoppelung des Revolutionsbegriffs von Formen der Gewalt als strukturell notwendiger Komponente ebenso wie etwa die Überwindung der eher naturalistisch als analytisch klingenden Kategorien Samuel Huntingtons bezüglich westlicher und östlicher Revolutionen (S. 24 f.). Auch einen „state breakdown“ nicht mehr als Auslöser von Revolutionen, sondern bloß noch als „essential accident or definitional attribute“ (S. 23) anzusehen, überzeugt; überhaupt ist es eine fruchtbare Erweiterung des Begriffs, wenn Revolutionen nicht mehr nur mit dem Umsturz von Ordnungen, sondern pointiert auch mit der Entstehung von Ordnungen kombiniert werden. Allerdings lässt gerade dies einen längeren Passus zur begrifflich-konzeptionellen Abgrenzung zu Staat und allen nachgeordneten Aspekten von Macht in Staaten und Macht von Staaten oder der Entstehung von Staaten und dem Untergang von Regierungen vermissen. Unklar bleibt ferner, welchen methodischen Status die Typen für Arjomands eigene Analyse haben. Handelt es sich um seine analytische Brille für das Material oder sind es die Ergebnisse seines Durchgangs? Arjomand selbst weist die Typen in der Folge von Max Weber, in dessen Tradition er sich dezidiert stellt, klar als Idealtypen aus; gleichwohl heißt es, „my typology [...] is based on the two typical structural ends of revolution that have emerged from my historical survey“ (S. 29). Nun lassen sich auch mit Weber Idealtypen natürlich aus dem historischen Material gewinnen – aber es stellt sich dann die Frage, was man damit weiter macht: fruchtbar scheint mir ihre Anwendung vor allem auf neue und andere Beispiele (wie im Epilog des Buches). Dagegen bringt es kaum Erkenntnisse, die über eine Systematik hinausgehen, wenn man die Typen auf das Material anlegt, aus dem sie selbst gewonnen wurden. Systematisierungsleistungen sind dabei als solche nicht zu unterschätzen, ja erste Stufe jeder Wissenschaft. Gleichwohl wird deutlich, dass eine Typologie „designed to capture the range of variation in the structural consequences of Revolution“ (S. 15) per se noch keinen heuristischen Mehrwert hat, einmal abgesehen vom Risiko, dass eine Typologie, die – wie am Ende in der Tabelle (S. 316 f.) – mit ihren Mischformen alles Mögliche abdeckt, schnell umschlagen kann vom analytischen Konzept zum ‚ehernen Gesetz‘. Dies gilt vor allem, wenn Arjomand von der nötigen Historisierung eines „generic revolutionary process“ spricht (S. 9), was eher nach Revolutions-DNA denn nach Idealtyp klingt, oder die beiden Resultate jeder Revolution, „enlargement of the political community and the concentration of power“ als „natural outcomes“ bezeichnet (S. 64). Schlimm ist das nicht – aber man weiß bei der Lektüre der folgenden Kapitel nicht genau, ob man quasi die Typologie des Autors anhand des dichten Durchgangs nachvollziehen soll oder ob die historischen Beispiele mit Hilfe der Typologie neu gelesen werden.Footnote 1

Mit dieser Frage im Hinterkopf liest man den Hauptteil (S. 43–317) des Buches und damit Arjomands viereinhalbtausend-jährigen Parforceritt. Kapitel 1 widmet sich Sargon von Akkad, der um 2340 v. Chr. die mesopotamischen Stadtstaaten zum ersten Großreich der Weltgeschichte vereinte – was für Arjomand die erste sogenannte konstitutive Revolution (Typ 1.1) der Geschichte darstellt. Die Vorstellung, das Königtum nicht mehr als temporäres Amt aufzufassen, sondern stattdessen von dynastischer Legitimität auszugehen, führt in der Konsequenz zur Idee einer „universal monarchy“ – was unter Sargons Nachfolgern durch ein stehendes Heer, Bürokratie, einen neuen Kalender, vereinheitlichte Maße und Gewichte einerseits, durch göttliche Aufladung ihrer Herrschaft andererseits erweitert wurde. Kapitel 2 behandelt die athenische Demokratie, vor allem anhand von Kleisthenes und dessen Phylen-Ordnung. Darunter versteht man die Neueinteilung athenischer Bürger in 139 Demen, die in zehn künstlichen Einheiten, den Phylen, zusammengefasst wurden, welche ihrerseits die Grundeinheit für die Armee, kultische Feiern und den neugeschaffenen Rat der 500 bildeten und durch die Überlagerung älterer Bindungen Bürgeridentität und Demokratie ermöglichten. Kapitel 3 bis 6 nehmen Rom in den Blick, wo gleich mehrere integrative Revolutionen auszumachen sind. In den Blick geraten solcherart eine Reihe von Aspekten: die Rolle der Ritter (equites) in den Gerichtshöfen der Republik unter C. Gracchus, die Frage nach dem Bürgerrecht für die Italiker bis hin zum sogenannten Bundesgenossenkrieg 90 v. Chr. sowie später die Bürgerrechtsverleihungen unter Sulla, Caesar und Augustus, unter dem nicht nur die Zentralisierung der Macht zunahm, sondern auch Italien stärker als bisher die Stadt Rom als Referenzpunkt ablöste. Kapitel 4 untersucht das Ende Neros und den Sieger im sogenannten Vierkaiserjahr 69 n. Chr., Vespasian, für dessen Herrschaft Arjomand erneut seine beiden Kernbewegungen verdeutlicht: einerseits die Zentralisierung von Macht, hier unter anderem zu Ungunsten der Volksversammlungen, und anderseits die voranschreitende Integration, hier der Provinzen in Spanien und Südfrankreich, deren Eliten mehr und mehr Zugang zum Senat fanden. Wiederholt oder verstärkt wird diese Bewegung in Kapitel 5 unter dem in der Provinz Africa geborenen und mit einer syrischen Notablen verheirateten Septimius Severus, der 193 nach erneuten Thronwirren römischer Kaiser wurde und dessen Sohn Caracalla 212 in der constitutio Anoniniana allen erwachsenen Einwohnern im Imperium Romanum das Bürgerrecht verlieh. Arjomand sieht in dieser „Punic(African)-Syrian Severan dynasty“ die Vollendung des „cycle of Roman integrative revolutions“ (S. 129), in der Rom als Hauptstadt eine immer kleinere, die entstehende Jurisprudenz dagegen eine immer größere Rolle spielte für ein integriertes Reich.

Kapitel 6 nimmt die Herrschaft der die Parther ablösenden Sasaniden und deren Bezüge zu anderen antiken Großreichen in den Blick. Zum einen direkt politisch und militärisch zu den römischen Kaisern, zum anderen indirekt dergestalt, dass sich die Sasaniden als Nachfolger der Perser sahen, und sich der Gründer Ardashir (und sein Sohn Shapur) als Antipoden zu Alexander dem Großen verstanden. Aus Sicht von Arjomand liegt in der Verknüpfung von achämenidischem Herrschaftsanspruch mit der zoroastrischen Religion denn auch der Schlüssel zur Errichtung eines iranischen Reichs, das sich sowohl in die Linie des mesopotamischen Großkönigs als auch in die Nachfolge des persischen Anspruchs „König der Könige“ stellte, wenngleich ohne größere Zentralisierung der militärischen Macht (S. 179).

Kapitel 7 untersucht die Anfänge des Islam und Mohammeds Einigung der arabischen Stämme anhand neuer religiöser Solidaritätslinien als konstitutive Revolution der Spätantike, bei der die Vorstellung einer Gemeinschaft der Muslime (umma) anderes, wie etwa Stammeslinien, transzendiert. Es folgt mit dem Aufstieg der Abbasiden in Kapitel 8 „Islam’s integrative social revolution“, wobei Arjomand den Schwerpunkt auf den (Typ 1.3 entsprechenden) Beginn des Aufstandes gegen die Umayyaden in der östlichen Peripherie durch den ehemaligen Sklaven persischer Abstammung Abū Muslim in Chorasan legt, bevor es am Ende hinsichtlich der Konsequenzen um den zweiten Kalifen der Dynastie und Gründer Bagdads, Abū Dscha’far al-Mansūr, geht, der auf der einen Seite die arabische Dominanz des Islams durch die Integration der persischen Elite veränderte und auf der anderen (unter anderem durch Rückgriff auf persische Vorstellungen des Königtums) die Stellung des Kalifen als autokratisch-absoluter Stellvertreter Gottes neu interpretierte.

Kapitel 9 spannt ein Panorama des 11. Jahrhunderts auf. Hier stellt Arjomand die prekäre Rolle der Päpste zwischen Intrigen römischer Adeliger, europäischen Machthabern und Muslimen in Kalabrien und auf Sizilien in den Mittelpunkt. Gleichzeitig verlor der Kaiser in Byzanz gegen die Seldschuken (1071), was Auslöser für den von Gregor VII. geplanten und unter seinem Nachfolger Urban II. unternommenen ersten Kreuzzug gewesen sein soll. In letzterem sieht Arjomand den Export einer konstitutiven Revolution von Gregor VII., der in seinem „Dictatus Papae“ die bereits von Leo I. formulierten Ansprüche des Vorrangs des römischen Bischofs mit der Zweischwerterlehre von Gelasius I. verknüpfte und den universalen Anspruch des Papsttums innerhalb und außerhalb der Kirche begründete. Kapitel 10 beschließt den Durchgang mit der „Mongolian integrative revolution in Eurasia“, worunter die Vereinigung der mongolischen Stämme unter Dschingis Khan ebenso fällt wie das Entstehen distinkter Großreiche aus den riesigen Eroberungen vom Pazifik bis zum Baltikum – wie das Steppenreich der sogenannten Goldenen Horde, die mongolisch-islamische Dynastie der Ilchane im Gebiet des heutigen Iran (und darüber hinaus) sowie die besonders hierarchisch-bürokratisch organisierte Yuan-Dynastie in China unter Kublai Khan.

Dass bei einem solchen Überblick nicht alle Beobachtungen und Argumentationen en détail wiederzugeben sind, versteht sich von selbst. Schwieriger ist die prinzipielle Frage, wie ein solcher Durchgang zu bewerten ist – kleinteilige Kritik an einem derart großen Bogen lässt sich immer finden (einige Beispiele unten), wird der Sache aber kaum gerecht, einmal davon abgesehen, dass kaum jemand sich zu allen Beispielen kompetent wird äußern können; am allerwenigsten der Rezensent. Als Kriterien bieten sich daher vielmehr an: die Auswahl der Beispiele, die Systematisierung der Ergebnisse, der Umgang mit Literatur und Forschung, die Verknüpfung mit anderen Großtheorien zur Weltgeschichte, der besondere Standpunkt des Autors, das Potenzial zum Weiterdenken in anderen Disziplinen und Epochen sowie die Lesbarkeit des Textes. Um es vorwegzunehmen: Bei allen Anregungen der Lektüre wird das Buch nicht allen diesen Kriterien gerecht.

Als Erstes fällt die geringe Distanz zum Material auf. Anstelle eines soziologischen Adlerfluges, der sich durch den hohen Abstraktionsgrad konzeptionell gegenüber kleinteiliger Kritik immunisiert, führt Arjomand die Leser:innen direkt an seine Protagonisten heran und mitten in Ereignisse hinein. So wird man mitgenommen zur Revolte der Latiner in Fregellae 125 v. Chr. (über die wir kaum etwas wissen) und begleitet Unterhändler von Päpsten und Normannen; man wird mit der Ikonographie sasanidischer Felsreliefs vertraut gemacht und nimmt Teil an der Enthüllung des Abbasiden-Banners in der Nacht des 9. Juni 747 im Dorf Sefihanj. Eine solche Erzählung ist ebenso überraschend wie manchmal fordernd, schlicht, weil die Details nicht gezielt eingesetzt werden und man sich im Dickicht von Namen, Jahreszahlen und Herrschaftstiteln in Umschrift und Originalsprachen verliert. Ob dies alles für die eigentliche These oder auch nur die Typologie nötig ist, bleibt zweifelhaft – und an wen sich das Buch dergestalt richtet, auch. Einiges, wie der Manichäismus, wird erläutert, anderes, wie der Zoroastrismus, schlicht vorausgesetzt; die vielen Forschungshinweise können nur von Spezialisten der Vormoderne eingeschätzt werden, umgekehrt profitierten diese vielleicht von weiteren Erläuterungen zu den mehrfach als Referenzpunkt genommenen europäischen Revolutionen von 1848 und zu Arjomands Deutung des Arabischen Frühlings. Insgesamt hat man das Gefühl, dass die Kapitel je nach Ziel (und Zielgruppe) zu lang oder zu kurz sind. Dieser Punkt betrifft auch den Rekurs auf Quellen, wozu neben literarischen Texten auch Münzen, Papyri und Inschriften gehören. Was in der Menge durchaus beeindruckt, ist ohne wirkliche Quellenkritik jeweils zur Intention der Quelle, ihrer Überlieferung und vor allem ihrer Entstehungszeit (im Gegensatz zur beschriebenen Zeit) problematisch beziehungsweise rein illustrativ – unabhängig davon, ob es sich um Äußerungen griechischer Autoren der Kaiserzeit bezüglich der römischen Republik oder Exzerpte aus den Annalen der chinesischen Sui-Dynastie handelt.

Das solcherart aufkeimende Gefühl, zu manchem Kapitel noch ein weiteres Buch zur Hand nehmen zu wollen, verstärkt sich dadurch, dass Arjomand mit einem eher traditionellen Forschungsstand arbeitet. Die Literatur der 1950er bis 1980er Jahre ist gut vertreten und weite Teile der Ausführungen zu Rom folgen Ronald Syme (1939) und Theodor Mommsen (1887). Nun ist die Qualität der älteren Forschung, zumindest in den Altertumswissenschaften, unbestritten, aber eine solche Literaturauswahl hat Folgen – nicht nur für Details, sondern auch für den einmal implizit, aber mehrfach auch explizit gemachten ikonoklastischen Anspruch des Autors, als Erster etwas nun ganz neu und anders zu sehen. Dies lässt sich, so anregend Arjomands eigener Fokus unbestritten ist, angesichts der meist eng entlang und aus der jeweiligen älteren Literatur herausgeschriebenen Darstellung nicht immer nachvollziehen – mit der Ausnahme, dass vor Arjomand nicht schon seine Typologie angelegt wurde. Dazu ein Beispiel aus dem größten Teil des Buches zur römischen Geschichte. Die stete Ausweitung der Elite in der römischen Geschichte – vom Ständekampf und der Entstehung der patrizisch-plebejischen Elite im 4. Jh. v. Chr. (den man also noch hinzunehmen könnte) über Augustus, bei dem in der Tat Italien Rom als Referenzpunkt ablöst, bis hin zur Einbindung provinzialer Eliten in der Kaiserzeit und schließlich Caracallas Bürgerrechtserlass – ist in der großen Linie nicht neu; Arjomand selbst stellt in seiner abschließenden Bewertung der „severischen integrativen Revolution“ fest, die Thesen diesbezüglich von A. N. Sherwin-White (von 1973) nur ergänzend weiterführen zu wollen.Footnote 2 Dass umgekehrt alle großen Bögen durchaus aus unsicheren Bausteinen bestehen, ist wenig überraschend und zeigt nur, dass, je näher man dem Material kommt, alles umso komplizierter wird. So hat etwa Henrik Mouritsen den sogenannten Bundesgenossenkrieg 90 v. Chr. dahingehend gedeutet, dass gerade nicht versucht wurde, das römische Bürgerrecht zu erreichen, sondern im Gegenteil die Integration in das römische Herrschaftsgebiet vermieden werden sollte.Footnote 3 Um an das andere Ende des untersuchten Zeitraums für Rom zu springen: Weder Motivation noch Auswirkung des allgemeinen Bürgerrechtserlass von Caracalla sind wirklich klar,Footnote 4 was die Rede von einer „passive democratization“ (S. 141) begründungsbedürftig macht. An den großen Linien ändert all das wenig; Gleiches gilt für die Zweifel an der römischen Rolle hinsichtlich des Aufstiegs der Sasaniden und selbst für die Abgrenzung neuerer Forschung gegenüber dem Begriff eines Feudalismus bei den Parthern,Footnote 5 zumal Arjomand generell angelsächsisch nonchalant für die Vormoderne mit den Begriffen ‚state‘, ‚society‘ und ‚class‘ operiert. Hier wäre eher zu bedenken, ob die stete Bezeichnung des in Leptis Magna geborenen Septimius Severus als „african emperor“ (S. 135–137) nicht doch zu sehr moderne Konnotationen von Fremdheit oder Diversität hervorruft. Für die griechische Geschichte sei nur angemerkt, dass von einer allgemeinen Ausbreitung der Demokratie, wie sie in Athen zu finden ist, nicht ausgegangen werden kann (und sich auch die Vorstellung verschiedener Gegen-Revolutionen im Peloponnesischen Krieg eher durch machtpolitische Erwägungen und Bündnisstrategien der poleis beziehungsweise rivalisierender Eliten in ihnen erklären lassen, denn als dezidierten Kampf um die Regierungsform zu bewerten sind).

Eine andere Frage betrifft die Auswahl der Beispiele. Steht Sargon von Akkad sicher klassisch für die wirkmächtige Idee von Reichsbildung, wäre dennoch auch ein Blick nach Ägypten interessant, wo mehr oder minder zeitgleich im Alten Reich eine sakral-aufgeladene monarchische Herrschaft auszumachen ist.Footnote 6 Unterstreicht man die Verbindung von imperialer Außenpolitik mit inneren Veränderungen, wie bei Römern und Parthern, denkt man beim Fokus auf den eurasischen Raum angeregt über weitere Beispiele nach, von den Hunnen bis zu den Auseinandersetzungen abbasidischer Araber mit dem China der Tang-Dynastie. Dass Indien in der Gesamtdarstellung ausgeklammert wird, mag damit zusammenhängen, dass griechische Geschichte mit Athen und nicht mit Alexander dem Großen verbunden wird, wobei dieser allerdings – zusammen mit den Persern – gut hätte behandelt werden können, gerade angesichts der späteren dargelegten Abgrenzungen der Sasaniden. Wird schließlich die Rolle letzterer für den Islam herausgearbeitet, fragt man sich, wieso nicht auch die Stämme Israels im 1. Jahrtausend v. Chr. besprochen werden, deren Geschichte sich gut als konstitutive Revolution an der Peripherie von Großreichen erzählen ließe, inklusive der nicht unbedeutenden Konsequenz des Monotheismus. Umgekehrt gedacht bricht der historische Durchgang mit den Mongolen etwas unvermittelt ab und es bleibt offen, ob es danach (oder jedenfalls bis 1789) keinerlei Revolutionen des integrativen Typs mehr gegeben hat. Nun ist es wohlfeil, einem Autor, der von Sargon bis zum Arabischen Frühling 4500 Jahre durchstreift, vorzuwerfen, er habe dieses oder jenes nicht auch noch behandelt. Dennoch wäre ein Passus zur Auswahl der Beispiele wünschenswert gewesen, zumal sich bei den jetzt angerissenen Beispielen ja die Frage stellt, ob diese ebenfalls zu den Revolutionstypen von Arjomand passen oder, was noch wichtiger wäre, warum sie vielleicht nicht passen. Hier überkreuzt sich der bereits erwähnte Punkt hinsichtlich des heuristischen Potenzials der Revolutionstypen mit der Frage der konkreten Auswahl.

Der letzte Punkt wirft weiterhin die Frage auf, inwieweit Einzelne einen solcherart angestrebten Durchgang überhaupt erbringen können, der in bestimmten Aspekten hinter großen interdisziplinären Sammelbänden internationaler Expert:innen zurückbleiben muss; vor allem, wenn statt Eurasien (und dem Iran als nicht nur geographischem Mittelpunkt der Darstellung) tatsächlich ‚Weltgeschichte‘ angestrebt wäre.Footnote 7 Der Vorteil eines alleinigen Autors liegt jedoch im roten Faden seiner Kategorien und möglichen Querverweisen zwischen den Kapiteln. Dies gilt auch für Arjomand, etwa wenn er die Überlagerung älterer Bindungen durch die Phylen bei Kleisthenes mit dem Islam bei Mohammed in Verbindung bringt (S. 191), wozu man im Übrigen noch die militärischen Reformen von Dschingis Khan (S. 275) hätte hinzunehmen können. Auch abstrakter lassen sich zum Thema der Revolutionen einige Thesen mit Gewinn zusammensuchen: So findet man im Kapitel zu den Sasaniden die These „in regimes with more centralized structures of authority, revolutions are short, less violent and more distinct from civil wars“ (S. 164), zwei Kapitel später ist en passant die Rede von einem „common pattern found in the sociology of revolution“ (S. 216), dergestalt, dass der schnelle Anstieg von Wohlstand bei den entsprechenden Klassen die Wahrnehmung ihrer „relative deprivation“ erhöhen und so zur Revolution führen könne (ebd.). Solches hätte Arjomand weiter systematisieren können; interessant wäre vor allem ein Kapitel speziell zur Rolle der Religion, die, manchmal auch unter dem Rubrum Ideologie, das Buch durchzieht und dabei einige Sollbruchstellen passiert, die im Sinne tatsächlicher historischer Tiefenschärfe thematisiert gehört hätten. Dazu zählen die dezidiert nicht politische Rolle von Religion in Athen wie andersherum der Zusammenfall von Politik und Religion in Rom. Dies sollte jedenfalls genauso deutlich unterstrichen werden wie Arjomand (zu Recht) selbst darauf hinweist, dass die Vorstellungen einer klaren Trennung von Staat und Kirche im Christentum und umgekehrt die der fehlenden Trennung beider Elemente im Islam in der Realität sehr viel komplizierter waren.

Und damit wieder zurück zum eigentlichen Thema des Buches, dessen Titel bezeichnenderweise zwei Möglichkeiten eröffnet. „Revolution. Structure and Meaning in World History“ kann sich auf Revolutionen beziehen, Revolution umgekehrt aber auch als eine Leitkategorie einer ‚World History‘ vorschlagen. Tatsächlich passt beides und das Buch könnte genauso auch „Empires“ heißen – dann mit einem Fokus auf Darstellung und/oder Analyse von Revolutionen, dabei in Interdependenz zu unterschiedlichen Ausprägungen von Staatlichkeit und governance beziehungsweise Integration und Zentralisierung, dem Zusammenhang von Außen- und Innenpolitik oder kulturellen Amalgamierungen von Herrschaftsansprüchen (wie etwa beim kaghan der Turkvölker mit Anleihen an der persischen Konzeption eines „Königs der Könige“ ebenso wie dem chinesischen „Sohn des Himmels“). Generell führt der Untertitel nicht unbedingt zu einer Präzisierung, was vor allem an der offenen Bedeutung von meaning liegt. Nachvollziehbar stellt Arjomand eingangs klar, dass das Resultat von Revolutionen nicht immer abhängig ist von ihren Gründen; gleichwohl kann das Ergebnis von den Werten der Träger einer Revolution geprägt werden, deren „value-ideas“ im Erfolgsfall zu einer „autonomous cultural form“ führen können, worunter Arjomand die „collective representation of the revolution and therefore the vehicle of its cultural significance“ (S. 39) versteht. Gelingt hier der Schritt weg von den Akteuren und ihren direkten Nachkommen, bleibt meines Erachtens unklar, wie genau zur „significance of consequences in world history“ (S. 43) zu kommen ist. Die methodische Herausforderung liegt jedenfalls darin, ein nachvollziehbares Instrumentarium zu entwickeln, wie Bedeutung von Konsequenzen zu etablieren ist, von welchem Zeitpunkt an und aus wessen Perspektive; und auch ob es um die ideengeschichtlich erste Ausprägung von etwas oder eine ununterbrochene Kontinuitätslinie geht, ob wir also unter einer Konsequenz Anregung, Blaupause oder Kausalität verstehen sollen.

Dass die Bedeutungen von Revolutionen jedenfalls ex post konstruiert werden und insofern von ihren Konsequenzen abhängig sind (S. 12 f.), leuchtet ein – dürfte gleichwohl für alle historischen Phänomene zutreffen; und zu ergänzen ist, dass solche Zuschreibungen selbst ständig im Prozess sind, weswegen die Rede von „objective meaning in history“ (S. 14) nicht unproblematisch ist. Einmal ganz abgesehen von den durchaus zu thematisierenden Unterschieden zwischen athenischer und moderner Demokratie scheint mir der indirekt-ideengeschichtliche Bogen von Kleisthenes in die Gegenwart ein anderer zu sein als der konkrete, aber auch begrenzte, von Dschingis Khan zu Kublai Khan. Bezüglich Kleisthenes und Athen stellt sich darüber hinaus noch die Frage, ob nicht die „Entstehung des Politischen“ bei den Griechen allgemein wirkmächtiger war als die Demokratie Athens, beziehungsweise wie solches beispielsweise zu trennen ist.Footnote 8 Umfasst die Bandbreite der Konsequenzen der untersuchten Revolutionen auf diese Weise die allgemeine Idee von Imperien ebenso wie die spezifische Ausprägung mongolischer Nachfolgereiche, stellt sich die Frage, ob solches sinnvoll unter einem Begriff zu fassen ist. Nicht nur leben Begriffe allgemein (gerade mit Max Weber gedacht) von ihrer Trennschärfe, bei dem eingeführten Begriff von Revolution muss zumindest mitgedacht werden, dass der Maßstab von welthistorisch wichtigen Wendepunkten zu einer gewissen Verengung des Begriffs führt.Footnote 9 Unabhängig von der Begrifflichkeit dürften einige der von Arjomand angeführten Konsequenzen auf den ersten Blick mehr einleuchten als andere. Dass sich das Christentum in einem integrierten Kulturraum leichter ausbreiten konnte (S. 142–146), ist nachvollziehbar (wenngleich nicht neu), vor dem Hintergrund der Einbindung der östlichen Provinzen von Vespasian bis Septimius Severus dagegen zu behaupten „This makes Constantine’s conversion to Christianity in 312 a foregone conclusion“ (S. 147), lässt für Kontingenz wenig Raum. So einleuchtend die Abgrenzung gegenüber der Erinnerung an Alexander den Großen für die Entstehung einer neuen iranischen Elite war, so nachvollziehbar die Sarazenen in Kalabrien und Sizilien die römische Kirche beeinflussten – die These, dass es ohne den Islam keine päpstliche Revolution (S. 244) gegeben hätte, ist zwar auch nicht ohne Vorbild, lässt aber die präzise Rolle der Religion gerade offen; sie erweckt zudem den Eindruck einer Meistererzählung, gegen die Arjomand in Form des „great myth of 1789“ ja strukturell anschreibt. Nicht günstig ist in diesem Zusammenhang, dass in der Konklusion (S. 311–314) einige Ergebnisse nicht nur zusammengefasst, sondern auch in irritierender Weise zugespitzt werden. Ob es dem Bund der zwölf italischen Städte gegen Rom 90 v. Chr. nun um römisches Bürgerrecht ging oder nicht, diesbezüglich von „forerunner of the American Revolution and all subsequent wars of national [sic!] liberation“ zu sprechen, strapaziert die Parameter einer historischen Zurechnung doch arg.Footnote 10

Ein letzter Aspekt sei diskutiert, der das anregende Potenzial der Studie unterstreicht. Einer der Kernbegriffe von Arjomand lautet Integration. Hauptsächlich versteht er darunter die im Rahmen der integrativen Revolution zentralen Fragen des Zugangs zur Macht und der Zusammensetzung der politischen Elite. Integration camoufliert dabei als genuin positiver Begriff, dass erstens jede neue Elite Gewinner und Verlierer produziert, dass zweitens auch jede Erweiterung einer Elite deren Rolle verändert, zumindest ihre Exklusivität mindert. Wenn die Verdoppelung des Senats unter Sulla in der Forschung als Schwächung der Institution gesehen wird, müssten die Konsequenzen einer „openness of access to the ruling class“ (S. 135) auch unter den Severern noch einmal überprüft werden. Umgekehrt stellt sich die Frage, was für das klassische Athen mit Integration der Elite gemeint ist, wo die politische Mitbestimmung doch weit über diese Gruppe hinausging, und sogar Nicht-Bürger wirtschaftlich und kulturell zum Teil integriert waren. Untersucht man dergestalt Segmente, wüsste man weiter gerne, worin etwa die „incorporation of women“ von Abū Muslim genau bestand (S. 222); die wenigen Passagen ansonsten etwa zu der (im Übrigen wohl auch nur vermeintlich) großen Rolle der Frau von Septimius Severus und Mutter Caracallas, Iulia Domna, unterstreichen eher, dass Frauen als Gruppe von den behandelten integrativen Revolutionen wenig profitierten. Zur Reichweite von Integration könnte es weiter auch gehören, auch einmal die große Bevölkerung in den Blick zu nehmen, die durch Kult oder Ideologie, prosperierende Wirtschaft und funktionierende Streitschlichtung zusammengehalten werden kann – auch ohne politische Mitbestimmung. Das könnte für Rom passen, wobei sich dann die Frage stellt, ob dies wirklich Konsequenzen der diskutierten Revolutionen sind und nicht vielmehr Resultate eines grundlegenden Kompromisses in der Republik (militärischer Gehorsam gegen Beuteanteile) sowie günstiger Bedingungen in der Kaiserzeit (von Frieden bis Klima). Die römische Geschichte böte es somit an, den integrativen Revolutionen im Sinne von Zentralisierung vielleicht noch eine Art integrativer policy gegenüberzustellen im Sinne einer Rücksichtnahme auf gewachsene lokale Strukturen, durchaus zum eigenen Vorteil – wie ja auch von Arjomand diskutiert bei der Eroberung und Verwaltung der süd-chinesischen Sung-Dynastie unter Kublai Khan (S. 299 f.). Solche Fragen und Überlegungen mögen andeuten, dass in der Semantik integrativer Revolutionen ein noch zu hebendes analytisches Potenzial liegt, sowohl bezüglich der Stabilität als auch der Anpassungsfähigkeit politischer Systeme. Reizvoll wäre in dem Zusammenhang weiter die Auseinandersetzung mit den Thesen von Douglass C. North, John Joseph Wallis und Barry R. Weingast, die für die Vormoderne ausschließlich vom sogenannten „Natural State“ sprechen und diesen, gekennzeichnet durch kleine Koalitionen mächtiger Personen, der „open access society“ der Moderne gegenüberstellen.Footnote 11 Vor diesem Hintergrund müsste auch auf der Ebene der großen Bevölkerung noch einmal nach Verlierern auch integrativer Revolutionen gefragt werden, die es sowohl nach der Revolution in neuer Ordnung als auch im revolutionären Prozess ja durchaus geben kann.Footnote 12 Dies gerät jedenfalls ein wenig aus dem Blick, wenn Arjomand analytisch treffend, aber mit durchklingender Sympathie festhält: „Revolutions are moments of freedom and agency when the possibility of a radical break with the past is real“ (S. 40) – einmal ganz abgesehen davon, dass genau diese Punkte von Offenheit und historischer Kontingenz revolutionärer Prozesse im Buch selbst hinter den modellierten Schemata zurücktreten.

Der Durchgang dürfte deutlich gemacht haben, wie anregend, aber stellenweise auch herausfordernd die Lektüre des idiosynkratischen Textes ist. Unklar bleibt, an wen genau sich ein solches Buch richtet, ob es überall fertige Ergebnisse bündelt oder nicht eher am Denkprozess teilhaben lässt. Deutlich wird, dass die Konsequenzen von Revolutionen wohl noch komplizierter zu etablieren sind als ihre Gründe – und auch, dass zum Thema Revolution weder inhaltlich noch methodisch das letzte Wort gesprochen ist. Als Fortschritt in diese Richtung darf die Systematik der Revolutionstypen aber hervorgehoben werden. Daneben ist positiv ein Denken zu vermerken, das nicht nur klassische Epocheneinteilungen souverän unterläuft, sondern gegenüber traditioneller westlicher Historiographie eine willkommene Standortverlagerung bietet. Zu letzterer gehören etwa die Ausführungen zu den sasanidisch-persischen Wurzeln des Islam (S. 194) und umgekehrt Mohammeds Anerkennung des Zoroastrismus (S. 213), aber auch die elegante Erklärung der mangelnden Beachtung der mongolischen Revolution durch eine Kombination von Eurozentrismus und Sinozentrismus (S. 314). Zur besseren (und leichteren) Rezeption der Thesen von Arjomand wünschte man sich nur, es gäbe einen konzisen Aufsatz zur Typologie ohne den Ballast der Beispiele und eine detaillierte Monographie gezielt zur persisch-iranischen Geschichte – in Form des großen Längsschnitts und einer entangled history, wie sie hier schon durchscheint.Footnote 13

Besprochene Literatur

  • Arjomand, Saïd Amir: Revolution. Structure and Meaning in World History, 400 S., Chicago UP, Chicago, IL 2019.