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Die dunkle Seite des WWW

Rechtsextremismus und Internet

The Dark Side of the Worldwide Web

Right-Wing Extremism and the Internet

  • Aufsätze
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Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Internet und Demokratie stehen, so die am Beispiel des Rechtsextremismus entwickelte Theses dieses Beitrags, in keinem genuinen Zusammenhang. Internet als technisches Medium kann der Demokratie genauso befördern, wie ihr schaden. Um dies zu zeigen, werden zunächst die Funktionen dargestellt, die das Internet als ein mediales Element im Rechtsextremismus erfüllt, um dann in einem diachronen Vergleich herauszuarbeiten, wie sich Kommunikation und Interaktion zwischen Web 1.0 und Web 2.0 mit Blick auf den Rechtsextremismus verändert haben. Hieran schließt sich ein synchroner Vergleich an, der an drei exemplarischen Aktionsfeldern des Rechtsextremismus im Web 2.0 (Facebook, eBay, Youtube) herausarbeitet, was sich kommunikativ und interaktiv verändert hat und welche Charakteristika des Web 2.0 hierbei jeweils zentral sind.

Abstract

By looking at the example of right-wing extremism, this article argues the proposition that there is no real correlation between democracy and the internet. As a technological medium, the internet can both promote and harm democracy. This will be demonstrated by first describing the internet’s functions as a media element in far-right extremism, and then by investigating, through a diachronic comparison, the ways that communications and interactions in terms of right-wing extremism have evolved from Web 1.0 to Web 2.0. This is followed by a synchronic comparison that focuses on three specific playing fields for far-right extremism on Web 2.0 (namely Facebook, eBay and YouTube) to investigate what has changed in terms of communications and interactions, and what Web 2.0 characteristics are significant in each case.

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Notes

  1. Dass hierin durchaus nicht nur eine technische Ambivalenz, sondern auch eine ideengeschichtliche Logik liegt, da direktpartizipatorische und deliberative Modelle der Antirepräsentation maßgebliche Elemente der politischen Theorie von Carl Schmitt sind, wurde an anderer Stelle gezeigt (vgl. Salzborn 2015b).

  2. Zugleich betreiben Rechtsextremisten auch selbst anonymisierte Server im Ausland, um sich in ihrer Kommunikation den bundesdeutschen Strafermittlungsbehörden zu entziehen. Das prominenteste Beispiel dürfte der Provider „0x300“ sein, der keine IP-Adressen speichert und dessen Server in den USA steht, der allerdings nach Informationen des Fernsehmagazins Panorama von dem bundesdeutschen Neonazi Dennis Giemsch betrieben wird, der seinerseits für die neonazistische Partei „Die Rechte“ im Dortmunder Stadtparlament sitzt. Der Provider „0x300“ fungiert nicht nur für neonazistische Gruppierungen als Anbieter, sondern auch für die islamistische Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (vgl. Bongen und Feldmann 2014).

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Salzborn, S., Maegerle, A. Die dunkle Seite des WWW. Z Vgl Polit Wiss 10 (Suppl 2), 213–231 (2016). https://doi.org/10.1007/s12286-016-0283-z

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